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18 Einleitung
Zu guter Letzt noch eine Bemerkung zur Schreibweise „Bayern“ gegenüber
„Baiern“ : Allgemein wird mit „Bayern“ der politische Begriff belegt, also das Her-
zogtum, und mit „Baiern“ die Sprache und – in der früheren Forschung – der
„Stamm“. Das „y“ wurde jedoch erst im 19. Jh. unter Ludwig I. eingeführt, da dieser
Fürst das „y“ als Verehrer der griechischen Kultur ansprechender fand. „Bayern“
bezeichnet daher vor allem den Freistaat in der heutigen Form. Deshalb wird in
dieser Arbeit für das politische Gebilde und die Führungsschicht, die sich im frü-
hen Mittelalter im Raum des heutigen Süddeutschland und Teilen von Österreich
befand, das Wort „Baiern“ benutzt. Das Wort „Bajuwaren“ hingegen wird aus his-
torischen Gründen vermieden.
Quellen und Methoden
Da diese Arbeit eine historische ist, basiert sie im Wesentlichen auf den schrift-
lichen Quellen aus dem fraglichen Zeitraum. Hierbei wurden zuerst einmal die
Hauptquellen dieser Zeit genutzt, also vor allem die Historia Francorum des Gregor
von Tours sowie seine anonymen Fortsetzer, die Variae des Cassiodor, die Goten-
kriege des Prokopios, die Geschichte der Langobarden des Paulus Diaconus etc.
Diese Werke, sonst sehr wichtige Zeugen des frühen Mittelalters, verraten freilich
nur in wenigen Zeilen Informationen über das Leben in den Alpen. Dazu erwie-
sen sich die Heiligenviten und andere christliche Literatur als ergiebiger. Allen
voran stehen die Vita des heiligen Severin von Noricum des Eugippius, die Vita
des heiligen Martin von Venantius Fortunatus, beide aus dem 6. Jh., sowie die Le-
bensbeschreibungen der bedeutenden voralpinen Heiligen des 7. und 8. Jh., Gallus,
Emmeram, Rupert und Corbinian. Einige andere Viten, wie die der thebäischen
Legion, die Vita des Antonius von Ennodius, des heiligen Gerald von Aurillac, der
heiligen Tigris von Maurienne oder der heiligen Verena konnten ebenfalls ein we-
nig Licht in das sonst so wenig beleuchtete Leben in den Alpen geben.22
Ab dem beginnenden 8. Jh. kann man zunehmend auf Urkunden als Quelle
zurückgreifen. Diese verraten viel über die Wirtschafts-, Macht- und Besitzver-
hältnisse in den Alpen. Allen voran sei hier der reiche Urkundenschatz aus Chur-
rätien genannt, der in St. Gallen und Pfäfers erhalten ist.23 Aber auch in den West-
alpen gibt es mit dem Testament des Abbo und in den Ostalpen mit den Breves
Notitiae und der Notitia Arnonis hervorragende Quellen aus dem 8. Jh. Letztend-
22 Siehe Liste der Quellen am Ende des Buches.
23 Ed. Erhart/Kleindinst, Urkundenlandschaft Rätien ; Bündner Urkundenbuch.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Untertitel
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Autor
- Katharina Winckler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361