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28 Naturraum Alpen
meist nur etwa 20–30 cm dick und damit für die Archäologie ein sehr schwieriges
Terrain. Wenn das Gestein nicht wasserdurchlässig ist, wie etwa bei Flyschzonen
oder Schiefergebirgen, bilden sich Gleyböden. Die meisten alpinen Täler waren
bis zu den Regulierungen der letzten hundert Jahre durch den Wasserreichtum der
Alpen sehr sumpfig, deshalb finden sich in den großen Flusstälern der Alpen vor
allem Auböden.22
Wasser
Das Wasser ist eines der am stärksten formenden Elemente der Alpen. Die Wild-
bäche des Gebirges können durch die Kraft der Wassermenge und das Gefälle
Muren und große Hangrutschungen verursachen. Die Hochgebirgsböden selbst
haben wenig Wasserspeichervermögen, weshalb das Wasser hier ungehindert ab-
fließen kann. Da der Niederschlag im Gebirge oft vom Tal her nicht abschätz-
bar ist, können oben ausgelöste Muren und Flutwellen für die Talbewohner und
Talbewohnerinnen völlig überraschend kommen. Im Frühjahr und Frühsommer
bewirkt der schmelzende Schnee eine erhöhte Wassermenge. Tritt ein verstärktes
Schmelzwasser gemeinsam mit einer großen Menge Niederschlag auf, kann das
zu katastrophalem Hochwasser in den Tälern führen. Diese Ereignisse können
die Läufe der Bäche und Flüsse stark verändern und besonders entlang der Hänge
Rutschungen und Muren verursachen. 23
Überall dort, wo Gebirgsbäche aus einem steilen Hang in das flache Tal ein-
traten und hier das mitgeführte Material (Schotter, Geröll, Sand) liegen ließen,
entstanden die für die Alpentäler typischen Schwemmkegel. Diese hügelartigen
Aufschüttungen erheben sich in hochwassersicherer Lage über die früher meist
sumpfigen Talböden und zeichnen sich durch eine Fruchtbarkeit des Bodens aus.
Trotz der permanenten Gefahr, die der für den Schwemmkegel verantwortliche
Bach weiter ausstrahlt, wurden diese Lagen zu einem bevorzugten Siedlungsort
der Gebirgsbewohner.24 Für Siedler ist das negative Potenzial solcher Bäche oft
schwer abzuschätzen, da die zerstörerischen Ereignisse oft in langjährigen Ab-
ständen voneinander eintreten. Die meterhohen Schichten vom Geschiebe der
Gebirgsbäche bei Aguntum und der römischen Siedlung bei Chur sind Beispiele
22 Hofman/Schönlaub, Geo-Atlas Österreich 83.
23 Franz, Ökologie der Hochgebirge 104 f.
24 Bätzing, Alpen 33.
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Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361