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Wirtschaft 279
Mittelalter, im Raum Salzburg beispielsweise überwog auch in den Schwaighöfen
die Schafhaltung bis in das 14. Jh. hinauf.617 Ob es eine überregionale Transhumanz
auch in den Ostalpen gegeben hat, kann derzeit aufgrund mangelnder Quellen und
Untersuchungen nicht beantwortet werden.
Eine weitere landwirtschaftliche Produktion war die Bienenwirtschaft, die in
den Urkunden häufig erwähnt wird. Schon Strabon spricht von Honig und Wachs
als Exportprodukt der Ostalpen.618 Besonders Slawen sollen darin geübt gewesen
sein, und es ist anzunehmen, dass gerade in den waldreichen Ostalpen dieser Wirt-
schaftszweig viel gepflegt wurde. Wachs war wichtig für die Metallverarbeitung
und Kerzen, Honig war ein Luxusprodukt für Könige. Die große Bedeutung der
Bienen lässt sich schon an den ausführlichen Bestimmungen in den Leges Baiwa-
riorum erkennen.619
Fischrechte werden schon in den Breves Notitiae von Salzburg für Mond- und
Abersee erwähnt,620 und es ist wohl kein Zufall, dass in derselben Quelle viele
Siedlungen erwähnt werden, die an Seen liegen. Einer davon wird sogar nach
einem Fisch benannt : Der „Walarse“ nach einem regionalem Ausdruck für den als
Speisefisch nutzbaren Wels.621 Dem neu gegründeten Kloster Scharnitz werden im
Jahr 763 Fischereirechte (piscatio) am Walchen – oder Barmsee gegeben.622
Ackerbau
Hinweise auf Ackerbau gibt es in den Alpen schon seit prähistorischer Zeit. Un-
tersuchungen in Graubünden zeigten eine bronzezeitliche, also etwa 3.000–4.000
Jahre alte, ackerbauliche Tätigkeit an. Diese wurde in Höhen bis etwa 1.400 m,
manchmal sogar bis 1.850 m betrieben. Gefunden wurden – wie auch anderswo im
Alpenraum – Pollen von Einkorn, Emmer, Dinkel, Gerste, Hafer und Rispenhirse.
All diese Getreidearten, besonders aber Dinkel, gelten als anspruchslos betreffend
Boden und Witterung. Der ebenfalls sehr robuste Roggen dürfte ab der Römerzeit
in den Alpen angebaut worden sein. Hirse galt vor der Einführung von Mais und
c. 17 und c. 29. Im Preisedikt des Diokletian aus der Zeit um 300 werden Gewänder erwähnt, die nach
der Provinz benannt sind, siehe auch FN 262 auf S. 169. Diokletians Preisedikt 19.47, 19.55 und 19.56 ed.
Laufer 156 f.
617 Mitterauer, Wirtschaft und Handel 423.
618 Strabon IV 6.9.
619 Leges Baiwariorum XXII 8–10 MGH LL nat. Germ. 5.2, S. 471 f.; Capelle, Frühgeschichte 435.
620 BN 4,4, ed. Lošek 95.
621 Ebd. 1.3, 89 ; Entwicklung der Fischerei in Oberitalien : Squariti, Water and Society 103 ff.
622 Trad. Freis. ed. Bitterauf Nr. 19 S. 47.
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Buch Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800"
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361