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2 : Naturraum Alpen
Der Naturraum Alpen unterscheidet sich beträchtlich von den benachbarten
Landschaften Mitteleuropas. Für die Besiedlung und Landwirtschaft müssen viele
zusätzliche Faktoren berücksichtigt werden. Einige Siedlungs- und Wirtschaftsfor-
men, wie zum Beispiel die antike Latifundienwirtschaft, sind gar nicht oder nur
reduziert möglich. Berge und Täler der Alpen sind ständig in Bewegung, Klima,
Vegetation und Fauna verändern sich innerhalb von wenigen Kilometern gänzlich.
Besiedlung, Landwirtschaft und Kommunikationsrouten mussten daher nach an-
deren Kriterien angelegt werden als im flachen Land. Gleichzeitig bedingte die
Lage des Gebirges mitten in Europa im frühen Mittelalter, dass diese Region nicht
einfach umgangen werden konnte. Schon in vorgeschichtlicher Zeit durchzogen
zahlreiche Handels- und Militärzüge die Alpen. Die einheimische Bevölkerung
profitierte davon, da ihr Fachwissen notwendig war, um den Menschen die Que-
rung zu erleichtern und – bei ungünstigem Wetter – überhaupt erst möglich zu
machen. Die durch die Topografie vorgegebene Reduzierung der möglichen Weg-
strecken über die Alpen brachte den Herrschern über die Alpenpässe strategische
Vorteile. Der Naturraum wirkt also in den Alpen viel stärker auf menschliche Le-
bensformen ein als am flachen Land : Einerseits schränkt die Natur ein, anderer-
seits ergeben sich durch die speziellen Verhältnisse auch ganz neue Möglichkeiten.
Diese Faktoren und Mechanismen werden in diesem Kapitel kurz dargelegt.
Begriffsdefinitionen
„Die Alpen“ werden in den Fachrichtungen Biologie, Geografie und Geschichte
ganz unterschiedlich definiert. Im populären Gebrauch dient der Begriff gelegent-
lich sogar als Synonym für Gebirge überhaupt. Daher soll hier zunächst die Bedeu-
tungsvarianten von „Alpen“ präzisiert werden.
Das Wort selbst entstammt vermutlich einer vorindoeuropäischen Sprach-
schicht und bezeichnete zunächst nur die Höhenlagen. Das deutsche Wort „Alm“
leitet sich davon ab, wie auch das romanische „Alp“.1 Heute wird damit der ge-
1 Pfeifer (Hg.), Etymologisches Wörterbuch des Deutschen SW „Alp“.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Untertitel
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Autor
- Katharina Winckler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361