Seite - 27 - in Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Bild der Seite - 27 -
Text der Seite - 27 -
Böden 27
Moränen, die sehr gute Böden bilden.15 Die Erosionskraft der Gletscher konnte
besonders in den Haupttälern ihre Kraft entfalten. Die geringere Erosion in den
Seitentälern hingegen bedingte, dass diese um einiges höher sind und oft durch
Schluchten oder Talabbrüche von den Haupttälern getrennt sind. Dies bewirkt
wiederum eine schwere Erreichbarkeit, die eine späte Besiedlung und Isolation der
Talbewohner zur Folge haben konnte.16
Böden
Der Boden ist „[…] der oberste Bereich der Erdkruste, der durch Verwitterung,
Um- und Neubildung (natürlich oder anthropogen verändert) entstanden ist und
weiter verändert wird ; er besteht aus festen anorganischen (Mineralanteil) und
organischen (Humus und Lebewesen) Teilen, aus mit Wasser und den darin ge-
lösten Stoffen, wie mit Luft gefüllten Hohlräumen, und steht in Wechselwirkung
mit Lebewesen.“17 Die Güte der Böden ist ein wichtiger Faktor für die landwirt-
schaftlichen Möglichkeiten, die dem Menschen in den Alpen offenstehen. Zwei
Einflüsse sind vor allem für die Bodenbildung verantwortlich : die mineralogische
Zusammensetzung des Untergrundes und das Klima. In den Hochgebirgsregio-
nen können sich deshalb aufgrund der zu starken Temperaturwechsel Böden nur
schwer bilden.18 Darüber hinaus fördert auch die Hangneigung das Abrutschen
von Bodenschichten. Die meisten Böden der Alpen sind sehr jung, denn die Glet-
scher der letzten Eiszeit schliffen fast alle älteren Reste weg.19
Der oft kalkige Untergrund bewirkt, dass in den Voralpen Rendzinen und Pa-
rarendzinen vorherrschen, während die Böden der kristallinen Masse der inneren
Alpen vor allem aus Braunerden bestehen. Silikatische Gesteine, etwa Gneise und
Kristallin, machen die Böden sauer, während karbonatisches Gestein, zum Beispiel
Kalk, neutral-basische Böden hervorbringt. Dies wirkt sich direkt auf die Vegeta-
tion aus.20 Der Boden im Grasheidegürtel der Alpen, also der Rasen oberhalb der
Baumgrenze, besteht bei silikatischen Gesteinen meist aus Rasenbraunerde und
zeigt damit eine Verwandtschaft zu den arktischen braunen Böden.21 Diese sind
15 Bätzing, Alpen 30.
16 Veit, Alpen 101.
17 Hofman ; Schönlaub (Hg.), Geo-Atlas Österreich 83.
18 Veit, Alpen 131.
19 Geitner, Böden in den Alpen 59 ff.
20 Burga (Hg.), Gebirge 95.
21 Franz, Ökologie der Hochgebirge 59.
zurück zum
Buch Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800"
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361