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4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege
In der Antike war eine Alpenquerung so außergewöhnlich, dass Berichte darüber
gerne gelesen wurden und die Beschreibungen der einzelnen Wege über die Al-
pen sowie der dortigen Bevölkerung hatte einigen Neuigkeitswert. Wie im vori-
gen Kapitel dargelegt, verschwanden die so entstandenen Allgemeinplätze in dem
Moment, als die Alpen als Verkehrs- und Herrschaftsraum in der römischen und
später frühmittelalterlichen Welt integriert waren. Für den frühmittelalterlichen
Menschen waren die Mühen einer Alpenquerung nichts Besonderes, Hagiogra-
fen oder Geschichtsschreiber konnten daher einer Beschreibung wenig abgewin-
nen. Die Wege durch die Alpen wurden als bekannt vorausgesetzt und daher die
Übergänge und gewählten Wege kaum genannt. In den Quellen werden eher die
genutzten Täler oder Herrschaftsräume überliefert. Das Gleiche gilt für die Men-
schen, die im Gebirge lebten : Galt der Gebirgsmensch in der Antike noch als
Antithese zur Zivilisation, so waren jetzt die Bewohner der alpinen Täler Römer
wie alle anderen auch.
Die Alpentransversalen fungierten immer als Schnittpunkt zwischen dem Ge-
birgsinneren und dem flachen Umland. Die Routen waren bedeutend für die Ent-
wicklung von Besiedlung, Herrschaft und lokaler Wirtschaft. Typisch für das frühe
Mittelalter ist die Entstehung neuer Netzwerke, als die antike Bündelung des Ver-
kehrs an wenigen Pässen von einer flexibleren Routenwahl abgelöst wurde. Daher
wird in diesem Kapitel zunächst die Entstehung der Wege aus dem römischen
Straßennetz heraus skizziert und danach der Frage nachgegangen werden, wel-
che Wege im Rahmen der politischen Möglichkeiten überhaupt genutzt werden
konnten. Denn es ist auffällig, wie wenig die naturräumlichen Gegebenheiten die
Routenwahl der Reisenden beeinflussten und wie häufig die scheinbar mühsamere
Variante über mehrere hohe Pässe oder quer durch die Alpen gewählt wurde. Als
Schwierigkeiten auf der Reise wurden in dieser Zeit vor allem räuberische Indivi-
duen und mangelnde Mittel genannt. Politische Konflikte und Unsicherheiten er-
schwerten das Fortkommen und machten oft große Umwege notwendig. Bequem
und sicher wurden Reisen daher nur durch die nötige Menge an Begleitpersonen,
Geldmitteln und Empfehlungsbriefen. Gelegentlich war auch ein bewaffneter Be-
gleitschutz nötig. Ein Mangel an diesen Dingen konnte die Reise mühselig machen
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Buch Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800"
Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Untertitel
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Autor
- Katharina Winckler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361