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7 : Resümee
Diese Arbeit wählte einen neuen Ansatz, um die Alpen in den Jahren 500 bis
800 zu beschreiben. Anstatt die einzelnen Regionen von Ost nach West – oder
umgekehrt – durchzugehen und eine Herrschaftsgeschichte nach der anderen zu
schreiben, wurden zuerst die bedeutendsten Strukturen erfasst – also Herrschaft,
Grenzen, Verkehrsrouten, Religion, Besiedlung, regionale Methoden der Macht-
entfaltung und Identitätsspuren der Bevölkerung. Diese Themen wurden drei gro-
ßen Bereichen zugeordnet : Dem Zugriff und Blick auf die Alpen, dem Weg durch
die Alpen und schließlich, auch als Resultat der beiden vorigen Themenkreise, den
Verhältnissen in den Alpen des frühen Mittelalters (siehe dazu auch Abbildung 1
auf S. 11).
Diese Neustrukturierung erlaubte es, die Entwicklungen der alpinen Regionen
zu vergleichen und so zu einem neuen Zugang zu der Transformation der römi-
schen Welt in eine frühmittelalterliche auf alpinem Gebiet zu gelangen. Besonders
fruchtbar war diese Herangehensweise bei der Analyse der christlichen Topogra-
fie, wo die Ähnlichkeit der Strukturen im gesamten Alpenraum gezeigt werden
konnte. Ebenso können die verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten der städti-
schen Strukturen sowohl im Westen als auch im Osten so besser bestimmt werden.
Die Alpen stellen einen Raum dar, der durch ein großes Bündel an geogra-
fischen Besonderheiten geeint wurde und sich dadurch stark vom umgebenden
Flachland unterschied. Diese speziellen Eigenheiten der Umwelt sind die Basis, auf
der alles alpine Leben beruht. Die Konsequenzen für die menschliche Besiedlung,
Gesellschaft und Kultur sind weitreichend : Verteidigungsbauten und Machtzent-
ren nutzten diese geografischen Besonderheiten zu ihrem Vorteil, Zentralorte ent-
standen und florierten entlang der wichtigen Alpenübergänge. Die Landwirtschaft
musste sich den Gegebenheiten anpassen, etwa an sumpfige Täler und nur kurze
Zeit nutzbare Hochweiden, sowie durch die richtige Wahl von Nutzpflanzen und
Tieren. Die Bevölkerung schließlich bestimmte die Siedlungsorte sorgfältig nach
der Ausrichtung des Hanges und möglichst geringer alpiner Gefahren wie Lawi-
nen oder Überschwemmungen. Die Diversität der Landschaft machte es möglich,
dass in einem Tal sogar der Anbau von wärmeliebenden Pflanzen wie Wein oder
Edelkastanien möglich war, während vielleicht sogar schon am Hang gegenüber
außer dichtem Nadelwald kaum etwas gedieh. Scheinbar paradox ist, dass die hö-
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Buch Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800"
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361