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Fernhandel 153
verdankte Salzburg seine bedeutende Position der Lage am Salzhandelsweg von
Reichenhall Richtung Donau.207
Fernhandel
Der Handel über die Alpen in römischer Zeit basierte auf vorrömischen Struktu-
ren. Die römischen Handelsleute waren in Transportkooperationen organisiert,
in den Alpen agierte das durch Inschriften belegte nobilissimum corpus mercatorum
cisalpinorum et transalpinorum in einem weiträumigen Netzwerk.208
Am Übergang von der Spätantike zum frühen Mittelalter wandelte sich der
Handel in Europa, besonders davon betroffen war der Fernhandel. Keramik aus
Afrika oder Getreide aus fernen Regionen wurde vielerorts nicht mehr über weite
Distanzen vertrieben. Der Rückgang des Geldverkehrs wirkte sich ebenfalls direkt
auf den Fernhandel aus, er reduzierte sich vor allem auf Luxusgüter. Diese fanden
allerdings nach wie vor Absatz.209 Eine bezeichnende und oft zitierte Stelle in der
Vita des Severin erzählt, wie die Menschen darunter litten, kein Olivenöl mehr
aus Italien zu erhalten. Dennoch wird das Öl durchaus noch geliefert. Diese Stelle
bestätigt das Vorhandensein von Geldverkehr, Handel und Händlern, wenn auch
unter erschwerten Bedingungen.210 Laut archäologischem Befund wird aufgrund
des Fehlens der typischen Amphoren angenommen, dass in Rätien und Nori-
cum schon ab dem ausgehenden 2. Jh. größtenteils einheimisches Öl verwendet
wurde. In Rätien verschwanden die Öllampen sogar ganz.211 Das Olivenöl wurde
für die Nahrung verwendet und war ein Luxusprodukt. Severin berichtete von den
Lebens gewohnheiten einer sehr kleinen Oberschicht, die unter dem Wegfall des
Handels mit Luxusgütern litt. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung konnte sich
im 6. Jh. diese Waren nicht mehr leisten und war diesbezüglich auf die Großzügig-
keit der Reichen angewiesen.212
venna, um dort weiter auf dem Landweg die Via Flaminia entlang bis nach Rom zu gehen. Grilli,
Probleme antiker Verkehrswege in der Lombardei 152 FN 2.
207 S. u., Kapitel „Salz“ ab S. 161.
208 Walser, Studien zur Alpengeschichte in antiker Zeit 77 ff.
209 Durliat, Les conditions du commerce 89 ff.; Arslan, Wirtschaft 295 ; Postel, Ursprünge 132 ; Hensel,
Slawen 412 f.
210 Régerat, Italien in der Vita Severini 201 und Eugippius, Vita s. Severini c. 28.
211 Gassner (Hg.), Am Rande des Reiches 255 und FN 80.
212 So wurde das Olivenöl in der Vita Severini c. 28 den Armen als Nahrung gespendet.
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Buch Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800"
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361