Seite - 113 - in Reflexionen vor Reflexen - Memoiren eines Forschers
Bild der Seite - 113 -
Text der Seite - 113 -
2.5. BEGINNDERGYMNASIALZEIT 113
auch deshalb getroffenwurde, weil wie berichtet diesesGymnasiumhalt vier Jahrzehnte
vorher auch seine Schule war. Im Rückblick handelte es sich um eine in jeder Hinsicht
glücklicheEntscheidung.
In ersterLinie betrifft diese heutigeEinschätzungden gewähltenSchultypusmit seiner
ausgewogenenMischung der vermittelten Bildung unter demMotto: Et musis et vitae
(sowohl denMusen als auchdemLeben).OhnedessenGewichtung auchaufMathematik
unddieNaturwissenschaftenhätten sichmeineBegabungenmutmaßlich nicht in gleicher
Weise entfaltenkönnen.Dabeimöchte ichbis heute die gleichzeitige intensive sprachliche
Schulungnichtmissen, die uns durchdas allerdingsmühevolleErlernen einer so systema-
tisch aufgebauten Sprache wie Latein, aber zusätzlich eben auch der lebenden Sprachen
Englisch und Französisch zuteil geworden ist. Und entsprechend seinemMotto kamen
eben auch die Musen nicht zu kurz. Das 1864 gegründete Nürnberger Realgymnasium
hatte sich in seinen ersten 85 Jahren in meiner Heimatstadt ein hohes Ansehen als er-
folgreiche und moderne Bildungsanstalt erworben (das es bis heute genießt).111 Zudem
glaube ich sagen zukönnen, daßunsereLehrer imVergleichüberdurchschnittlich gutund
engagiert waren.112Der Grund dafür könnte am Schultyp, dem inzwischen gewonnenen
AnsehenderAnstaltundnichtzuletztanderLeitungunseresGymnasiumsgelegenhaben.
SeinOberstudiendirektor und Schulleiter für die Jahre 1946 1957warHerr Dr.Walther
Kluge, der nicht nur seinemNamenalleEhremachte, sondern zugleich auch eine äußerst
liebenswürdigePersönlichkeit unddamit sowohlbeiLehrernwieSchülernüberausbeliebt
war.
MeinEintritt indiese Schule standnoch in einerweiterenHinsicht unter einemglückli-
chenStern.Wie imAbschnitt2.2geschildert,warNürnbergvomKrieg inbesondererWei-
se gezeichnet.Vor allemdie Innenstadtwar so gutwie völlig ruiniert. Davonwaren auch
dieNürnberger Schulen undnicht zuletzt dasRealgymnasiumbetroffen, dessenGebäude
durch den verheerenden Luftangriff am 2. Januar 1945 alle fast vollständig zerstört wa-
111DieGeschichtedieser Schule unddesAreals inNürnberg, auf demsie steht, reicht vielweiter zurück.
Schon 1140 wurde dort das benediktinische Schottenkloster St. Egidien errichtet, in dem eine der vier
LateinschulenvonNürnberg imMittelalter unterhaltenwurde.NachderAuflösungdesKlosterswird am
23.5.1525dort eine Obere Schule bei St.Egidien gegründet. Siewar eine der erstendrei protestantisch-
humanistischen Schulen, die damals inDeutschland entstanden sind.DiesePionierrollewiederholte sich,
als auf den königlichen ErlaßKönig Ludwigs II. vonBayern vom 14.5.1864 hin inNürnberg ebensowie
an fünf weiteren bayerischen Standorten das Realgymnasium Nürnberg gegründet wurde. Von seinem
Gründungsstandort imPeunthof zieht es aber erst 1900wieder aufdasAreal umdieEgidienkirche,woes
bisheutebeheimatet ist.ZuweiterenDetails siehe:ChristophFürbringer,DasWillstätterGymnasiumals
OrtbildungspolitischerNeuanfänge. In:Willstädter-GymnasiumNürnberg(Hrsg.),150JahreWillstädter-
Gymnasium Festschrift, 2014, S.28 47.
112Ein Bild der gesamten Lehrerschaft samt dem rührigen und kauzigen Pedell, Johann Breinbauer,
(wahrscheinlich) aus demJahre 1953 findet sich inFAWB2, S.57.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427