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4.2. KIETABLIERUNG 333
zugewinnenoder zuverlieren. Indiesenvier Jahrzehntenhabe ich zudemselbst vieleEr-
fahrungen auf der anderen Seite, also derjenigen derEntscheidermachen können, kann
also recht gut das Verhalten meiner damaligen Vorgesetzten aus einer durchaus objek-
tiven Sicht beurteilen. Gleichwohl möchte ich für die nachfolgende Analyse keineswegs
denAnsprucheiner objektiven,mitwissenschaftlichenMethodendurchgeführtenAnalyse
erheben. Es wird sich daher um eine so objektiv wie möglich, aber letztlich subjektiv
durchgeführteAnalyse handeln.
Nun also endlich zur Analyse.Wir suchen eine Antwort auf die Frage, wie es zu der
Fehlentscheidung des Fachbereichs imHabilverfahrenBibel kommenkonnte undwaswir
daraus lernen können. Entscheidungenwerden vonMenschen getroffen. Alsomüssenwir
uns zur Beantwortung dieser Fragemit den beteiligten Personen auseinandersetzen. Die
Schlüsselfigurwar ohne den geringsten Zweifel HerrBauer. Nurmit einemgewissenVer-
ständnis seiner Persönlichkeit wird es möglich sein, sein Verhalten erklären zu können.
Waswar er für einMensch?
Professor Friedrich Ludwig Bauer (1924 2015) ist nicht einfach zu charakterisieren,
denn sein Charakter war komplex, oszillierend, schillernd und extrem egozentrisch. Ihm
stand in vertrautem Terrain immer ein großer und breiter Wissensschatz instantan zu
Gebote, den er mit einem hastig-sprudelnden Redefluß so einsetzen konnte, daß danach
keinRaummehr für irgendeineErwiderung für andere übrig blieb. Einer tieferenAnaly-
semußten seine Äußerungen dabei nicht standhalten können; dennwer wäre gegen eine
von ihm abgefeuerte Batterie von weitgestreutenWissensfragmenten schon in der Lage
gewesen, diese im zeitlich beschränkten Kontext eines Diskussionsszenarios auseinander
zunehmenundeinzeln zuhinterfragen. Sogelang es ihm in so gutwie jederRunde seines
Terrains, die Oberhand zu behalten, auch wenn bei den nachdenklicheren Teilnehmern
an einer solchenDebatte oft ein erhebliches Unbehagen zurückblieb. Denn in Ruhe und
genau betrachtet erwiesen sichmanche seiner einzelnen Standpunkte innerhalb eines je-
weiligen solchenMeinungsfeuerwerks in vielen Aspekten äußerst angreifbar, hätten aber
jeweils eine umfangreiche Erwiderung erfordert, für die niemand dieMühe undZeit auf-
bringenwollte oderkonnte.Dies vor allemauch,weilBauersStandpunkteähnlichwiebei
vielenPolitikern imGefolgedervorherrschendenMeinungen imVerlaufderZeitdurchaus
changierten.
DieseCharakterisierung spiegelt sich auch in seinen unzähligenPublikationenwider.76
Denn der Name Bauer steht nach meiner eingehenden Kenntnis nicht für irgendeinen
bekannten und konkreten wissenschaftlichen Beitrag. Das gilt auch für das sogenannte
76DieWebseite http://dblp.uni-trier.de/pers/hd/b/Bauer:Friedrich_L= listet am 22.7.2016 170 Ein-
träge.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427