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ImUnterabschnitt Wissenschaftliche Inhalte des Abschnitts 4.1 habe ich von einem
universellen Programmgesprochen und dieses kurzmitP bezeichnet.Mein Forschungs-
programmbestand damals darin, an der Entwicklung vonP zu arbeiten, und es hat sich
bis zumheutigenTagnichtgeändert.AufdemWegzudiesem langfristigenZiel habenwir
in denvergangenenvierzig Jahren vieleFortschritte erzielt. EchteWissenschaft ist genau
vondieserArt:manverfolgt soweitgesteckteZiele, daßdie Spanne einesMenschenlebens
nicht ausreicht, sie gemeinsam zu erreichen. Insoweit könntemandurchaus auch generell
zufrieden sein. Bedauerlich in einem allgemeinen Sinne ist jedoch die Einsicht, daß in
meinemKopf nochLösungsschritte ruhen, die ichmitmeinemmühsamerarbeitetenSpe-
zialwissen hätte erarbeiten können, wofür mir dann aber angesichts der vielen widrigen
Umstände schließlich Zeit und Kraft gefehlt haben. Und jetzt bin ich zu alt geworden,
um die dafür nötige Organisation und Konzentration noch zustandebringen zu können.
In diesem Sinne verschleudert die Gesellschaft viel Potenzial, worauf ichmit dieser Dis-
kussion nochmals nachdrücklich aufmerksammachen möchte. Es geschieht täglich und
massenhaft; ichwar nur einer unter sehr vielen, die darunter zu leiden haben.
Wie ich in dem genannten Unterabschnitt ausführte, spielen für diesesP sogenannte
Beweisverfahreneine fundamentaleRolle. Ichbinbis zudiesemTagdavonüberzeugt, daß
der vonmir undmeinenMitarbeitern entwickelteAnsatz den konkurrierendenAnsätzen
letztlich überlegen sein wird.10Unter günstigerenUmständenwärenwir auf diesemWe-
ge schon wesentlich weiter. Darüber hinaus warten eine Reihe weiterer aussichtsreicher
Ansätze, die ich angestoßen habe, aber nicht zu Ende bringen konnte, auf ihreWeiter-
führung.11 IndemausgeschichtlicherErfahrunggewachsenenBewußtsein, daß sich inder
Wissenschaft die bestenLösungswege irgendwannmeistens dochdurchsetzenwerden, bin
ich jedoch guterHoffnung, daß nachfolgendeWissenschaftlergenerationen diese unvollen-
10Es handelt sich hier um die sogenannte Konnektionsmethode, die ihre Überlegenheit in Systemen
wie leanCoPbereits eindrucksvoll angedeutethat. Siehe zB.:WolfgangBibel, JensOtten,FromSchütte's
Formal Systems to Modern Automated Deduction. In: The Legacy of Kurt Schütte, Reinhard Kahle,
MichaelRathjen,Hrsg., Springer, Heidelberg, inVorbereitung, 2016.
11Beispiele sind, um nur drei von vielen zu erwähnen, zum einen der noch immer aussichtsreiche An-
satz zur automatischenProgrammierung, der in der folgendenArbeit begonnenwurde:WolfgangBibel,
Syntax-directed, semantics-supportedprogramsynthesis,Artificial Intelligence,14, 243 261, 1980.Dieser
Ansatzwurde ineinerReihevonPublikationenweitergeführtwiebeispielsweise in:W.Bibel,K.M.Hörnig,
LOPS Asystembasedonastrategical approachtoprogramsynthesis,Automaticprogramconstruction
techniques (A. Biermann,G.Guiho, Y.Kodratoff, eds.),MacMillan, NewYork, 69 89, 1984. Besonders
aussichtsreich erscheintmir in diesemZusammenhang die Synthese vonAnswer SetProgrammen (s. zB.
M. Gebser, T. Schaub, Modelling and Language Extensions, AImagazine 37(3), 33 44, 2016). Weiter
verweise ich auf den Ansatz zur Dynamisierung der Logik: Wolfgang Bibel, Transition logic revisited,
Logic Journal of IGPL (InterestGroup for Pure andApplied Logic), 16(4), 317 334,OxfordUniversity
Press, 2008.Schließlich seiendieoffenenFragenausder folgendenArbeit genannt:W.Bibel,E.Eder,De-
composition of tautologies into regular formulas and strong completeness of connection-graph resolution,
Journal of theACM, 44(2), 320 344, 1997.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427