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Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
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Routen durch die Alpen 137 Das Pustertal war schon im 6. Jh. eine gern genutzte Route. Im Jahr 565 be- schreibt der Dichter Venantius Fortunatus eine Reise vom Reich der Franken nach Ravenna. Er wählte dabei einen Weg, der quer durch die Alpen führte. Nach Augs- burg ging es bei der „reißenden Gischt“117 des Inns in die Alpen. Als Nächstes besuchte er den heiligen Valentin, damit ist wohl die Stadt Meran gemeint, denn hier starb der Heilige. Daher muss man annehmen, dass er den Reschenpass über- quert hatte, der Brenner wäre ein Umweg gewesen. Die nächste Station waren das Pustertal, die Burgen des Drautales und Aguntum, das er als „in colle superbit“ beschreibt. Danach ging er wohl über den Plöckenpass nach Iulium Carnicum/ Zuglio und von dort über Osoppo weiter nach Ravenna, dieser Weg war schon in der Antike ausgebaut und gern genutzt.118 Diese etwa 450 km lange Reise durch das Gebirge wird nur in wenigen Zeilen erzählt, und der Dichter kann sich gerade mal zwei karge Naturbeschreibungen entringen : den reißenden Inn und die „Julischen Alpen“, heute die Karnischen Alpen an der Grenze zwischen Kärnten und Friaul. Diese beschreibt er mit den Worten „per Alpem Iuliam pendulus montanis anfractibus“119 und „hinc pete rapte vias ubi Iulia tenditur Alpes, altius adsurgens et mons in nubila pergit“120. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum Venantius Fortunatus, der als Ziel ja Ravenna hatte, nicht gleich über Sexten, den Kreuzbergpass und das Cadore ging oder überhaupt schon im Etschtal nach Süden bog. Diese Route wäre von Augsburg aus kürzer gewesen. Da jedoch in Oberitalien nach dem Ende der Gotenkriege 555 in vielen Regionen die Byzantiner herrschten und 568 die Lango- barden einen Großteil Italiens erobern konnten, folgte er offenbar einer Route, die immer noch fränkisch beherrscht war.121 Diese Macht der Franken wurde zuneh- mend bedroht. Als die Baiern unabhängiger wurden, versuchten sie, ihre Macht auf die zentralen Alpenpässe auszudehnen. Venantius schreibt : „si vacat ire viam neque te Baiovarius obstat, qua vicina sedent Breonum loca, perge per alpem in- grediens rapido qua gurgite volvitur Aenus“.122 Wenn der Baier nicht im Weg steht, der nahe den Breonen seinen Sitz hat, dann kann man also dort durch die Alpen 923 Nr.1 S. 66 f.; Trad. Freis. Nr. 550 (827/828) S. 471 f. Möglicherweise aufgrund einer tatsächlichen schon römischen Zugehörigkeit zur Provinz Noricum : Die Grenze zu Rätien lag vielleicht bei Säben. Siehe FN 133, S. 139. 117 Venantius Fortunatus Vita S. Martini Lib. IV MGH Auct. ant. 4.1, S. 368. 118 Grabherr, Händler und Legionäre 34 ff.; Krahwinkler, Friaul 16 f. 119 Venantius Fortunatus Praefatio MGH Auct. ant. 4.1, S. 2. 120 Venantius Fortunatus Vita S. Martini Lib. IV MGH Auct. ant. 4.1, S. 368. 121 Wolfram, Salzburg, Bayern, Österreich 33 ; Krahwinkler, Friaul 25 ; Heitmeier, Inntal 194 ff. 122 Venantius Fortunatus Vita S. Martini Lib. IV MGH Auct. ant. 4.1, S. 368.
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Die Alpen im Frühmittelalter Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die Alpen im Frühmittelalter
Untertitel
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Autor
Katharina Winckler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78769-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
426
Schlagwörter
Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
Kategorien
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1: Einleitung 9
    1. Forschungsgeschichte und Literatur 12
    2. Quellen und Methoden 18
  2. 2 : Naturraum Alpen 22
    1. Begriffsdefinitionen 22
    2. Geologie 25
    3. Böden 27
    4. Wasser 28
    5. Naturkatastrophen 30
    6. Vegetationszonen 32
    7. Fauna 35
    8. Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
    9. Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
    10. Das Gebirgsklima 39
    11. Lokale Faktoren 40
    12. Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
    13. Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
    14. Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
    15. Das Klima des Frühmittelalters 49
    16. Globale Klimarekonstruktion 50
    17. Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
    18. Auswirkungen auf den Menschen 55
    19. Zusammenfassung 60
  3. 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
    1. Die Alpen als Grenze 62
    2. Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
    3. Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
    4. Karolinger und Ausblick 81
    5. Grenzen in den Alpen 83
    6. Konzept 83
    7. Grenzorganisation in den Alpen 87
    8. Bergwächter und militante Einheimische 87
    9. Befestigungen 90
    10. Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
    11. Römern bis Heinrich IV 100
    12. Zusammenfassung 110
  4. 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
    1. Geschichte und Strukturen 115
    2. Wahl des Passes und der Jahreszeit 119
    3. Pilgerwege durch die Alpen 126
    4. Routen durch die Alpen 129
    5. Westalpen 130
    6. Zentralalpen 133
    7. Ostalpen 143
    8. Quer- und Wasserwege 150
    9. Fernhandel 153
    10. Exportprodukte der Alpen 161
    11. Salz 161
    12. Stein 164
    13. Erze 165
    14. Zusammenfassung 169
  5. 5 : Menschen in den Alpen 172
    1. Christentum 172
    2. Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
    3. Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
    4. Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
    5. Neuorientierung, Untergang 187
    6. Lokale christliche Topografie im Wandel 193
    7. Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
    8. Neugründung oder Kontinuität ? 203
    9. Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
    10. Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
    11. Klöster in den Alpen 219
    12. Westalpen 223
    13. Zentralalpen 224
    14. Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
    15. Ostalpen 230
    16. Besiedlung 235
    17. Zentren 236
    18. „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
    19. Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
    20. Höhensiedlungen und Burgen 249
    21. Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
    22. Wohnen im Frühmittelalter 259
    23. Siedlung : Lage und Versorgung 262
    24. Besiedlungsdichte 265
    25. Wirtschaft 268
    26. Alm- und Viehwirtschaft 271
    27. Ackerbau 279
    28. „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
    29. Bevölkerung 284
    30. Migration 285
    31. Zusammenfassung 294
  6. 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
    1. Die Westalpen : Burgund und Provence 300
    2. Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 305
    3. Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 319
    4. Das 6. Jahrhundert 319
    5. Das 7. Jahrhundert 321
    6. Das 8. Jahrhundert 332
    7. 9. Jahrhundert und Ausblick 340
  7. 7 : Resümee 344
  8. 8 : Abbildungen 353
    1. Überblickskarten 353
    2. Farbabbildungen 357
    3. Bildnachweis 359
  9. 9 : Literaturverzeichnis 361
    1. Internetadressen Alpenforschung 361
    2. Abkürzungen 361
    3. Quellen 362
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