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Routen durch die Alpen 147
wege. Einige Hinweise verraten, dass sie weiter gebraucht wurden, denn auch die
neuen Herrscher waren an den strategisch wichtigen Punkten besonders aktiv. Der
Raum des Radstädter Tauern hatte beispielsweise seine Bedeutung bewahrt, der
Weg selbst hatte sich allerdings an den 4 km daneben liegenden Oberhüttensattel
verlegt. Der Ortsname „Fanning“ am südlichen Passfuß dieser Route kann vom
awarischen Würdetitel „Ban“ abgeleitet werden und zeugt von der Wichtigkeit
dieses Punktes im 7./8. Jh.175 Ebenfalls ganz sicher genutzt wurde der Pyhrnpass
und die Übergänge vom Ennstal Richtung Salzkammergut. Dafür sprechen die
Gräberfelder des 8./9. Jh. an einigen Kreuzungspunkten dieser Wege.176 Auch der
Raum Judenburg war ein Knotenpunkt der verschiedenen Wege durch die Alpen.
Im Kernraum Karantaniens war dann im Osten der Raum Pfannsdorf wichtig, im
Westen der Sammelpunkt bei Maglern kurz vor dem Übergang ins Kanaltal. Diese
Region war es wohl, die nach dem Zeugnis von Paulus Diaconus dem Herzogtum
Friaul bis zur Zeit des Ratchis in der Mitte des 8. Jh. tributpflichtig war.177 Vielleicht
ist das auch ein Hinweis darauf, dass der Verkehr und die Maut, die hier wohl
abgeliefert werden musste, das gesamte 7. Jh. hindurch nicht unbedeutend waren.
Jedenfalls konnte hier am Hoischhügel eine Festung ausgegraben werden, die auch
noch unter den Langobarden belegt war.178
Nachdem Mitte des 8. Jh. Karantanien vom bairischen Herzog erobert wor-
den war, sicherte sich der Herrscher schon bald die Übergänge der Ostalpen.
Dies ist an der Gründung der großen Klöster des Voralpenraumes sichtbar, die
alle an den Ausgängen der wichtigen Alpenübergänge lagen : Kremsmünster an
der Pyhrnstrecke (gegr. 777) und Mondsee (gegr. um 748) an den Wegen durch
das Salzkammergut.179 Unter dem Salzburger Bischof Virgil wurde auch die Zelle
in Bischofshofen wieder stärker ausgebaut und versucht, den Besitzstreit mit den
einheimischen Romanen zu klären.180 Die Mission in Karantanien und die zuneh-
mende Bedeutung dieses Raumes für das Ostfränkische Reich brachten es dann
mit sich, dass die Route über den Radstädter Tauern wieder wichtig wurde. Der
pannonische Raum und die Krain konnten durch diese Verbindung besonders gut
und schnell erreicht werden. Der Schwerpunkt der Strecken der Ostalpen lag spä-
ter vor allem auf dem Warenverkehr, da die Route für die mittelalterlichen Könige
175 Siehe Kapitel „Slawisch-Awarische Grenzstrukturen“ ab S. 95, insbesondere Abbildung 9, S. 99.
176 Hausner/Schuster, Altdeutsches Namensbuch 343 ; Szameit, Zum archäologischen Bild der frühen
Slawen 518 f.
177 Paulus Diaconus Hist. Lang. IV 38. Zur Deutung von „Meclaria“ als Maglern : Pohl, Awaren 259.
178 Gleirscher, Karantanien 61, 69.
179 Bosl, Die Gründung Innichens 408 ; Wolfram, Grenzen und Räume 130 f.
180 Breves Notitiae 8.3–15 ed. Lošek 99.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Untertitel
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Autor
- Katharina Winckler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361