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Routen durch die Alpen 151
und Val di Non ebenfalls als Verbindung
in das Etschtal genutzt wurden. Dieser
alpine Quergang kann aber noch wei-
ter verfolgt werden : Oben ausführlich
beschrieben wurde der Weg durch das
Pustertal und an Aguntum vorbei, den
zuerst Venantius Fortunatus im 6. Jh. er-
wähnte. Seine Wegwahl erfolgte wohl
aufgrund der politischen Situation.195
Ab Aguntum konnte man entlang der
Drau weiter nach Pannonien gehen.
Der Fluss war früher ab Greifenburg
mit Flößen schiffbar196, mit Einbäumen
war das sicher noch ein gutes Stück
weiter westlich möglich, allerdings
größtenteils nur flussabwärts. Es han-
delte sich hier um eine wichtige und
bekannte Route nach Osten, wie die
schon im frühen 8. Jh. gegründeten Klöster und Zellen sowie die zahlreichen Nen-
nungen der an dem Weg gelegenen Orte zeigen. In Binnennoricum wurden im
6. Jh. die Festungen, die strategisch günstig an dieser Verkehrsroute lagen, stark
ausgebaut.197 Auch Slawen und Awaren dürften diese Route besonders gesichert
haben. Das früheste bekannte Kloster im karantanischen Raum, Molzbichl, aus
dem Ende des 8. Jh. liegt direkt an der Drau, die aus dieser Zeit stammende Kir-
che Maria Saal sowie der dortige Kernraum des karantanischen Reiches liegt an
der Glan, die nach ca. 20 km in die Drau fließt. Der Fluss führt dann an der in der
Spätantike bekannten und vermutlich auch unter slawischer Herrschaft kontinu-
ierlich besiedelten Stadt Poetovio/Ptuj198 vorbei nach Pannonien um im heutigen
Kroatien nahe dem antiken Mursa (heute Osjiek) in die Donau zu münden. Auf
dem Weg dorthin lag nur etwa 50 km von der Drau entfernt das salzburgisch-
195 Venantius Fortunatus Vita S. Martini Lib. IV MGH Auct. ant. 4.1 2, S. 368.
196 Beispielsweise laut Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste (Hg. Hersch, Gruber)
aus dem Jahr 1836, Band 27, S. 352, Stw. „Drau“.
197 Gleirscher, Karantanien 56 ff.; z. B. der Duel/Feistritz a. d. Drau ; Venantius Fortunatus Vita S. Mar-
tini Lib. IV MGH Auct. ant. 4.1, S. 368 : „Per Drauum itur iter, qua se castella supinant. Hic montana
sedens in colle superbit Aguntus“.
198 Kosi, Die mittelalterlichen Städte Sloweniens 65 f.
Abbildung 11 : Umgebungsplan von Bischofshofen.
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Buch Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800"
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361