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200 Menschen in den Alpen
Stelle in einigen bairischen Urkunden des 8. Jh., dass das Bistum hochrangig war,
vielleicht aufgrund seines Alters. Im 10. Jh. wurde der Bischofssitz in das im Tal
gelegene Brixen verlegt.161
Ausgrabungen legten einen spätantiken Kirchenkomplex, ein Gräberfeld und
sogar Siedlungsreste frei. Trotz der christlichen Widmung des Komplexes gab es
Beigaben. Einzelne Schmuckgegenstände und Gürtelbeschläge zeigen Reichtum.
Interessant scheinen einige Keramikbruchstücke : Manche weisen in den frän-
kisch-alemannischen Raum, andere auf die römische Keramik der Ostalpen. Ein
Grab mit Waffen aus dem frühen 7. Jh. deutet Verbindungen Richtung Baiern an.
Ansonsten sind die Beigaben einer romanischen, christlichen Bevölkerung zuzu-
ordnen, die den damals üblichen „barbarischen“ Moden folgte. Analoge Gräberfel-
der finden sich in Teurnia und Bled in den slowenischen Alpen. Die Kirchen und
Siedlungsreste sind unterschiedlich datiert, erste Bauten entstanden um 400. Die
Kirche am Hang dürfte ebenfalls in dieser Zeit erbaut worden sein, sie wurde bis
Anfang des 8. Jh. genutzt. An der Spitze des Hügels wurde vielleicht eine Doppel-
kirche erbaut, doch der Befund ist unklar. Sie wurde entweder in der Spätantike
oder in karolingischer Zeit errichtet.162
Die Lage des Bistums ist unschwer durch die strategische Position zu erklären,
denn die Brennerroute, aber auch eine Variante der Ost-West-Verbindung Boden-
see–Drau bzw. Friaul führte an diesem Berg vorbei. An dieser Stelle mussten die
Reisenden den Talweg verlassen und über den Ritten gehen, um die im frühen Mit-
telalter unüberwindbare Kunterschlucht zwischen Bozen und Säben zu meiden.163
Die reichen Gräber und Bauten deuten an, dass Säben im 6. und 7. Jh. durchaus
bedeutend gewesen war, aber im 9. Jh. an Einfluss verloren hatte und verarmt
war.164 Dies hängt vielleicht mit dem Verfall des Verkehrsweges durch die Eisack-
schlucht zusammen, allerdings zweigte direkt beim Bischofssitz der Alternativweg
über den Ritten ab. Allgemein galt aber der Weg über Brenner oder Reschen im
161 Berg, Bischöfe 89 ff.; Riedmann, Die Funktion der Bischöfe von Säben 94 ff.; Huter, Säben 7 ff.
162 Bericht über die Ausgrabung : Nothdurfter, Säben 34 ff. u. Frühchristliche und frühmittelalterliche
Kirchenbauten 305 ff. Die neueren Grabungen zeigen das höhere Alter der Siedlung (ab 400 anstatt
6. Jh.). Er datiert den Kirchenbau auf der Hügelkuppe in die Spätantike, genauso wie Glaser, Frühes
Christentum 153. Bierbrauer, Romanen und Germanen 345 ff. setzt hingegen den Kirchenbau an
der Hügelspitze in die zweite Hälfte des 8. Jh. und meint, es hätte nie zwei zeitgleiche Kirchen ge-
geben. Unabhängig von diesen Disputen kann man festhalten, dass eine kontinuierliche Besiedlung
des Berges feststeht. Dazu auch Riedmann, Die Funktion der Bischöfe von Säben 95.
163 Grabherr, Händler und Legionäre 42 f. Die Eisackschlucht war zwar römisch ausgebaut gewesen,
verfiel aber bald und wurde erst 1314 wieder aufgebaut. Brunner, Herzogtümer und Marken 203.
164 MGH DD LK Nr. 12, S. 113 f.; Brunner, Herzogtümer und Marken 76 f.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Untertitel
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Autor
- Katharina Winckler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361