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Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
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286 Menschen in den Alpen Die dahinterliegenden ethnischen Prozesse sind schwer zu rekonstruieren und in jedem Fall anders. Deshalb wird auch im nächsten Kapitel über lokale Macht und Herrschaft in den Alpen an geeigneter Stelle auf die Einwanderung von Slawen in die Ostalpen eigens eingegangen werden. Die Einwohner der West- und Zentral- alpen bis Salzburg waren bis Ende des 8. Jh. nach wie vor noch sehr „roma nisch“, also sprachen einen aus dem lateinischen kommenden Dialekt, waren christlich und in Rechtsvorstellungen und gesellschaftlicher Struktur noch stark von den spät römischen Traditionen geprägt. Zusätzlich gab es zahlreiche kleine Migrationsbewegungen von Menschen, die erfasst werden können und hier dargelegt werden sollen. Von den Römern ist über- liefert, dass ganze An- und Absiedlungsprogramme durchgeführt wurden. Dies betraf auch die Alpen, beispielsweise wurden 25 v. Chr. die Salasser des Aos tatales besiegt. Laut Quellen wurden sie zwangsweise abgesiedelt oder getötet. Das nun freie Land wurde an römische Veteranen verteilt und die Kolonie Augusta Prae- toria, das heutige Aosta, gegründet.663 Stämme, die in den Zentralalpen im Inntal und östlich davon siedelten – Ambisonten, Vindelici, Isarci, Breuni, Genaunes und Focunates –, wurden ebenfalls von den Römern besiegt und ihr Land römischen Veteranen zugeteilt.664 Wie groß die Zahl der römischen Einwanderer war, ist aber kaum abzuschätzen. Im Großen und Ganzen sind die Folgen der römischen Feld- züge, die in der Literatur beschrieben werden, in der Archäologie nicht zu finden. Auch eine größere Zuwanderung ist nicht festzustellen. Die Bevölkerung des Inn- tals beispielsweise scheint ohne größere Brüche unter römische Herrschaft gelangt zu sein.665 In den Westalpen dürfte es nur einen geringen Zuzug römischer Bürger, die beispielsweise Besitzer oder Pächter von Bergwerken waren, gegeben haben.666 Auch in den Ostalpen ist die Migration einiger Römer aus dem Friaul bekannt, die offenbar die norische Eisenverarbeitung und -verhandlung kontrollierten.667 Eine größere Einwanderung in der Völkerwanderungszeit und später ist nach dem momentanen Stand der Forschung zumindest für die West- und Zentralalpen ebenfalls auszuschließen. Wurde früher, basierend auf den schriftlichen Quellen 663 Strabo IV 205 ; Walser, Studien zur Alpengeschichte in antiker Zeit 52 ; Leguay (Hg.), Savoie 213. 664 Alpenfeldzug in Österreich allgemein : Gassner (Hg.), Am Rande des Reiches 53 ff.; Vetters, Konti- nuität 31. 665 Heitmeier, Inntal 56. 666 Rémy, L’immigration dans les Alpes occidentales 123 ff. 667 Scherrer, Vom Regnum Noricum zur römischen Provinz 13, 20, 61 zu den Händlerfamlien Aquileias in (Binnen-)Noricum. Die Verhältnisse lassen sich vor allem in der Frühzeit feststellen, können aber auch in der Spätantike noch bestanden haben. Beachtet werden muss allerdings, dass der Handels- platz Aquileia durch die Zerstörung Mitte des 5. Jh. eine starke Abwertung erfahren hatte.
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Die Alpen im Frühmittelalter Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die Alpen im Frühmittelalter
Untertitel
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Autor
Katharina Winckler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78769-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
426
Schlagwörter
Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
Kategorien
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1: Einleitung 9
    1. Forschungsgeschichte und Literatur 12
    2. Quellen und Methoden 18
  2. 2 : Naturraum Alpen 22
    1. Begriffsdefinitionen 22
    2. Geologie 25
    3. Böden 27
    4. Wasser 28
    5. Naturkatastrophen 30
    6. Vegetationszonen 32
    7. Fauna 35
    8. Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
    9. Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
    10. Das Gebirgsklima 39
    11. Lokale Faktoren 40
    12. Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
    13. Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
    14. Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
    15. Das Klima des Frühmittelalters 49
    16. Globale Klimarekonstruktion 50
    17. Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
    18. Auswirkungen auf den Menschen 55
    19. Zusammenfassung 60
  3. 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
    1. Die Alpen als Grenze 62
    2. Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
    3. Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
    4. Karolinger und Ausblick 81
    5. Grenzen in den Alpen 83
    6. Konzept 83
    7. Grenzorganisation in den Alpen 87
    8. Bergwächter und militante Einheimische 87
    9. Befestigungen 90
    10. Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
    11. Römern bis Heinrich IV 100
    12. Zusammenfassung 110
  4. 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
    1. Geschichte und Strukturen 115
    2. Wahl des Passes und der Jahreszeit 119
    3. Pilgerwege durch die Alpen 126
    4. Routen durch die Alpen 129
    5. Westalpen 130
    6. Zentralalpen 133
    7. Ostalpen 143
    8. Quer- und Wasserwege 150
    9. Fernhandel 153
    10. Exportprodukte der Alpen 161
    11. Salz 161
    12. Stein 164
    13. Erze 165
    14. Zusammenfassung 169
  5. 5 : Menschen in den Alpen 172
    1. Christentum 172
    2. Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
    3. Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
    4. Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
    5. Neuorientierung, Untergang 187
    6. Lokale christliche Topografie im Wandel 193
    7. Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
    8. Neugründung oder Kontinuität ? 203
    9. Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
    10. Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
    11. Klöster in den Alpen 219
    12. Westalpen 223
    13. Zentralalpen 224
    14. Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
    15. Ostalpen 230
    16. Besiedlung 235
    17. Zentren 236
    18. „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
    19. Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
    20. Höhensiedlungen und Burgen 249
    21. Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
    22. Wohnen im Frühmittelalter 259
    23. Siedlung : Lage und Versorgung 262
    24. Besiedlungsdichte 265
    25. Wirtschaft 268
    26. Alm- und Viehwirtschaft 271
    27. Ackerbau 279
    28. „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
    29. Bevölkerung 284
    30. Migration 285
    31. Zusammenfassung 294
  6. 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
    1. Die Westalpen : Burgund und Provence 300
    2. Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 305
    3. Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 319
    4. Das 6. Jahrhundert 319
    5. Das 7. Jahrhundert 321
    6. Das 8. Jahrhundert 332
    7. 9. Jahrhundert und Ausblick 340
  7. 7 : Resümee 344
  8. 8 : Abbildungen 353
    1. Überblickskarten 353
    2. Farbabbildungen 357
    3. Bildnachweis 359
  9. 9 : Literaturverzeichnis 361
    1. Internetadressen Alpenforschung 361
    2. Abkürzungen 361
    3. Quellen 362
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