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Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Seite - 288 -
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288 Menschen in den Alpen auf eine militärische.675 Paulus Diaconus schildert den Aufstand eines Sinduald, Kö- nig der Brenter. Dieser war ursprünglich Anführer der föderierten Heruler gewesen und hatte eine typische Karriere der Mitte des 6. Jh. hinter sich : Seine Vorfahren waren laut Paulus Diaconus einst mit Odoaker nach Italien gekommen, wo Sind- uald an der Seite des byzantinischen Feldherren Narses gekämpft hatte. Er dachte dann wohl, dass die Krönung seiner Laufbahn ein Königtum wäre. Doch Narses konnte den Abtrünnigen besiegen.676 Die „Brenter“ werden meist mit den Breonen identifiziert, die Ereignisse deshalb in die zentralen Alpen versetzt und südlich des Brenners verortet.677 Hier handelte es sich demnach um die Anwesenheit einer typischen Truppe des 6. Jh., deren Zusammensetzung ganz gemischt war und die darüber hinaus noch Einheimische mobilisieren konnte. Heere und Militär sorgten immer wieder für Zuwanderung, denn gewonnene Befestigungen und Positionen mussten ausgebaut und die Herrschaft gesichert werden. Für das Inntal und Noricum des 6. Jh. nimmt man an, dass die Macht durch einen einheimischen dux ausgeübt wurde und es hier wenig gotische oder später fränkische Präsenz gab. In der Regel wurden jedoch Abgesandte des Herr- schers oder kleinere Truppenteile in die jeweilige Region entsandt. Am Südabhang der Alpen waren gotische Truppen für die Kastelle an den Passzugängen verant- wortlich.678 Am Fuß der spätantiken Höhensiedlung auf dem Hemmaberg wurde beispielsweise ein Gräberfeld ausgegraben, das aufgrund der Beigaben und künst- licher Schädeldeformationen einiger Skelette als ostgotisch interpretiert werden könnte und in die Zeit der Ostgotenherrschaft Anfang des 6. Jh. datiert wird.679 Aufgrund der Lage des Ortes kann man an eine hier stationierte gotische Truppe denken. Gegen die Anwesenheit von größeren gotischen Gruppen spricht hinge- gen eine Weisung Theoderichs, die sich nur an die provincialis Noricis richtet und nicht, wie zeitgleich bei Trient, an universi Gothi et Romani.680 Obwohl die Franken im 6. Jh. den größten Teil des Alpenraumes unter ihrer Kontrolle hatten, wird angenommen, dass sich zwar hochrangige militärische Füh- rer und ihr Gefolge, aber keine Siedler in diesen Gebieten niederließen. Die fränki- 675 Prokopios Bell. got. II (VI) 21.17 ed. Dewing 48 ; II (VI) 25 ed. Dewing 84–93, IV (VIII) 24.4–11 ed. Dewing 302 ff.; Löhlein, Alpen- und Italienpolitik 32 ff. 676 Paulus Diaconus, Hist. Lang. II, 3. 677 Löhlein, Alpen- und Italienpolitik 52 ; Wolfram, Grenzen und Räume 436 FN 14 : Gelegentlich wird auch der Raum um den Fluß Brenta südöstlich von Trient als Handlungsort angenommen. 678 Wolfram, Die Goten 306 ; Später kämpften Franken und Langobarden um diese Burgen : Paulus Diaconus Hist. Lang. III 31. Siehe auch die entsprechenden Abschnitte im Kapitel „Grenzen“ auf S. 88 f. 679 Glaser, Die Goten und der Arianismus 240. 680 Cassiodor Var. I XXVIII und III 50 ; Gleirscher, Karantanien 14 f.
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Die Alpen im Frühmittelalter Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die Alpen im Frühmittelalter
Untertitel
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Autor
Katharina Winckler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78769-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
426
Schlagwörter
Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
Kategorien
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1: Einleitung 9
    1. Forschungsgeschichte und Literatur 12
    2. Quellen und Methoden 18
  2. 2 : Naturraum Alpen 22
    1. Begriffsdefinitionen 22
    2. Geologie 25
    3. Böden 27
    4. Wasser 28
    5. Naturkatastrophen 30
    6. Vegetationszonen 32
    7. Fauna 35
    8. Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
    9. Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
    10. Das Gebirgsklima 39
    11. Lokale Faktoren 40
    12. Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
    13. Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
    14. Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
    15. Das Klima des Frühmittelalters 49
    16. Globale Klimarekonstruktion 50
    17. Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
    18. Auswirkungen auf den Menschen 55
    19. Zusammenfassung 60
  3. 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
    1. Die Alpen als Grenze 62
    2. Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
    3. Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
    4. Karolinger und Ausblick 81
    5. Grenzen in den Alpen 83
    6. Konzept 83
    7. Grenzorganisation in den Alpen 87
    8. Bergwächter und militante Einheimische 87
    9. Befestigungen 90
    10. Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
    11. Römern bis Heinrich IV 100
    12. Zusammenfassung 110
  4. 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
    1. Geschichte und Strukturen 115
    2. Wahl des Passes und der Jahreszeit 119
    3. Pilgerwege durch die Alpen 126
    4. Routen durch die Alpen 129
    5. Westalpen 130
    6. Zentralalpen 133
    7. Ostalpen 143
    8. Quer- und Wasserwege 150
    9. Fernhandel 153
    10. Exportprodukte der Alpen 161
    11. Salz 161
    12. Stein 164
    13. Erze 165
    14. Zusammenfassung 169
  5. 5 : Menschen in den Alpen 172
    1. Christentum 172
    2. Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
    3. Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
    4. Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
    5. Neuorientierung, Untergang 187
    6. Lokale christliche Topografie im Wandel 193
    7. Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
    8. Neugründung oder Kontinuität ? 203
    9. Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
    10. Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
    11. Klöster in den Alpen 219
    12. Westalpen 223
    13. Zentralalpen 224
    14. Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
    15. Ostalpen 230
    16. Besiedlung 235
    17. Zentren 236
    18. „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
    19. Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
    20. Höhensiedlungen und Burgen 249
    21. Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
    22. Wohnen im Frühmittelalter 259
    23. Siedlung : Lage und Versorgung 262
    24. Besiedlungsdichte 265
    25. Wirtschaft 268
    26. Alm- und Viehwirtschaft 271
    27. Ackerbau 279
    28. „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
    29. Bevölkerung 284
    30. Migration 285
    31. Zusammenfassung 294
  6. 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
    1. Die Westalpen : Burgund und Provence 300
    2. Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 305
    3. Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 319
    4. Das 6. Jahrhundert 319
    5. Das 7. Jahrhundert 321
    6. Das 8. Jahrhundert 332
    7. 9. Jahrhundert und Ausblick 340
  7. 7 : Resümee 344
  8. 8 : Abbildungen 353
    1. Überblickskarten 353
    2. Farbabbildungen 357
    3. Bildnachweis 359
  9. 9 : Literaturverzeichnis 361
    1. Internetadressen Alpenforschung 361
    2. Abkürzungen 361
    3. Quellen 362
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