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348 Resümee
Hauptübergang dar. Zahlreiche römische Siedlungen und sogar Städte finden sich
an diesem Weg. Ab der Ausbreitung des Christentums kam nun eine neue Gruppe
von Reisenden auf : Pilger und Pilgerinnen die nach Rom oder ins Heilige Land zo-
gen. Die zahlreichen Gläubigen der britischen Inseln mussten, so sie den Landweg
beschritten, über die Pässe der Westalpen gehen. Als günstigster Weg erwies sich
der durch die Maurienne und über den Montgenèvre. Hier ist für die römische Zeit
keine einzige Siedlung bekannt. Ab dem 6. Jh. entstand hier jedoch aufgrund des
religiösen Passverkehrs eine dichte christliche Landschaft, es wurden ein Bistum
und zahlreiche Kirchen gegründet, von denen nicht wenige ein Patrozinium aus
dem angelsächsischen Raum aufweisen. Auch ein Wallfahrtsort entstand an der
Route. Der Legende nach hatte eine Einheimische, die heilige Tigris, drei Finger-
glieder Johannes des Täufers aus dem Heiligen Land in ihre Heimat mitgebracht
und damit den Wallfahrtsort St. Jean de Maurienne begründet. Diese Geschichte
verdeutlicht auch, wie sehr die Einheimischen an der Entwicklung der Struktu-
ren entlang der Wege beteiligt waren. Weiters wird an diesem Beispiel sichtbar,
dass die Höhe eines Passes für die Wegwahl nur ein sekundärer Faktor war. Die
knapp 250 m Höhendifferenz zwischen Mont Cenis (2.083 m) und Montgenèvre
(1.854 m) war für die frühmittelalterlichen Reisenden völlig irrelevant. Es zählte
alleine die kürzeste und sicherste Verbindung.
Neben dieser Art von Reisestrom existierte auch ein inneralpiner Handels-
verkehr. Dieser ist anhand der Verbreitung von Gefäßen aus Speckstein sichtbar.
Dieses Material kommt nur in den zentralen Alpen und hier vor allem südlich
des Alpenhauptkammes vor und war besonders im frühen Mittelalter beliebt. Das
Produkt ist entlang von Donau, Rhône und Rhein mehrere Hundert Kilometer au-
ßerhalb der Alpen nachweisbar, üblicherweise konzentrierte sich dessen Verbrei-
tung jedoch im Gebirge selbst und im Voralpenraum. Dies zeigt, dass der Handel
im frühen Mittelalter noch innerhalb der Alpen funktionierte und auch durchaus
sperrigere und schwerere Produkte wie eben Töpfe aus Speckstein umfasste.
Mit dem Speckstein ist man inmitten der Alpen und der alpinen Bevölkerung.
Da die überwiegende Mehrheit der Quellen einem christlichen Kontext entstammt,
kann man die religiösen Strukturen verhältnismäßig gut rekonstruieren. Um 500
sind die meisten der antiken Städte der Alpen auch Bischofssitze. Die Quellen die-
ser Zeit gehen davon aus, dass die Bevölkerung im Großen und Ganzen christlich
ist, und die Reste zahlreicher Kirchenbauten zeugen vor allem in den Siedlun-
gen davon. Weite Täler der Alpen sind jedoch für diese Zeit völlig unbekanntes
Terrain, keine einzige Überlieferung nennt sie und es gibt dort keine Funde, die
eindeutig dem Christentum zuzuordnen sind. Fehlende archäologische Quellen
bedeuten jedoch noch lange nicht, dass diese Region heidnisch war. Dies zeigt bei-
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Buch Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800"
Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Untertitel
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Autor
- Katharina Winckler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361