Seite - 424 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 424 ostentative Solidarisierungsakte den „Widerstandswillen( ) des gefährdeten Grenzland- deutschtums“ zu stärken396. IV.3.3 Beteiligung am Bombenterror397 Jenseits ihrer „legalen bzw. halblegalen Aktivitäten“398 waren Burschenschafter aus Ös- terreich auch an gewalttätigen Aktionen gegen Menschen und Sachen in Südtirol / Alto Adige und anderen Teilen Italiens beteiligt  – und dies , anders als im Fall der bundes- deutschen Burschenschafter , in über Einzelfälle deutlich hinausreichendem Ausmaß. Nicht nur der Brixe Nachtmann erwähnt den „besonderen Anteil“ von völkischen Kor- porationen ( und „besonders der Burschenschaft“ ) an der Unterstützung des bewaff neten „Freiheitskampfes“ von Österreich aus.399 Auch sein Bundesbruder Hartung konsta- tiert einen „unverhältnismäßig große( n ) Prozentsatz von Waffenstudenten“ unter den militanten Volkstumskämpfern und ihren UnterstützerInnen.400 1962 standen Hartung zufolge beim Südtirolprozess in Rom ausschließlich aktive Burschenschafter ( sieben an der Zahl , darunter vier Österreicher ) vor Gericht. Bei den großen Südtirolprozessen in Graz 1965 und Linz 1967 hätten sich unter den 26 Ange- klagten zehn akademische Burschenschafter aus Österreich befunden. Beim letzten in den 1960er-Jahre in Italien abgehaltenen Prozess seien nicht weniger als 14 aktive Brixen angeklagt gewesen , zwei Burschenschafter aus Österreich wurden 1970 in Mün- chen zu Haftstrafen verurteilt.401 Tauchen bereits in Hartungs Ausführungen Angehö- rige zehn verschiedener österreichischer Bünde auf , so lässt sich in Zusammenschau mit weiteren Quellen festhalten , dass zumindest rund die Hälfte der Burschenschaften in 396 So Heinz Amberger ( Germania Jena ), damals Schriftleiter der Burschenschaftlichen Blätter , in deren Aus- gabe Nr. 6 / 1956 , 153. 397 Ich wähle die Bezeichnung ‚Terror‘ ( als auf der politischen Strategie des Terrorismus basierende Me- thode ) für die in diesem Abschnitt behandelten Vorgänge in bewusster Zurückweisung gängiger ver- harmlosender und/oder glorifizierender Alternativbegriffe wie Südtirol-‚Aktivismus‘ oder ‚Freiheits- kampf‘. Insofern Terrorismus die Verfolgung politischer Ziele über die Generierung von Aufmerksamkeit und Angst durch Gewaltanwendung gegen Sachen und/oder Personen bezeichnet , scheint diese Begriffs- wahl dem hier in Rede stehenden Phänomen angemessen. Inhaltliche Passgenauigkeit ist auch dann ge- geben , wenn im Sinne einer engeren Definition von Terror zusätzliche Bestimmungsmerkmale ( wie sys- tematisches Vorgehen , ausgefeilte Logistik , mehrjährige Dauer und die Inkaufnahme von Todesopfern ) herangezogen werden. 398 Schweinberger 2009 , 119 , in Anspielung auf rechtlich als Sachbeschädigung zu wertende Klebe- und „Beschriftungsaktionen“. 399 Nachtmann 1985 , 326. 400 Aula Nr. 7–8 / 1977 , 4. Der Gebrauch exklusiv männlicher Formen zur Bezeichnung der Protagonisten des Südtirolterrors soll die Männerdominanz in dessen Strukturen widerspiegeln. Zur Beteiligung von Frauen vgl. Peterlini 2011 , 76 f., 126 und 372. 401 Vgl. Aula Nr. 7–8 / 1977 , 5 ; ergänzend Schweinberger 2009 , 119 f.