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342 Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen
So kann man den Namen des Gritschenbergs beim Grimming aus dem sloweni-
schen Wort grič = Hügel ableiten. Das Wort „Berg“ wurde angefügt, nachdem die
Bewohner die ursprüngliche Bedeutung des Wortes nicht mehr kannten.255
Die Ostalpen wurden nur langsam aufgrund der neuen Herrschaft und zuzie-
henden Bauern aus dem nördlichen Voralpenraum deutschsprachig. Noch im 8. Jh.
wurden slawische Gruppen, teils angeworben, teils unter Zwang, in den Neuro-
dungsgebieten im bairischen Wald- und Hügelland angesiedelt.256 Auch für den
Ostalpenraum kann man noch bis in das 12. Jh. slawische Zuzügler aus dem süd-
ostalpinen Alpenvorland finden.257 Eine Urkunde aus dem Ende des 11. Jh. zählt
die Güter auf, die der Erzbischof Gebhart von Salzburg Admont schenkte. Hier
wird bei „Pongow“ der wohl slawische Name Ztamar genannt.258 Dies könnte
darauf hinweisen, dass einige slawische Namen im Tennengau erst im Zuge der
Binnenkolonisation des 10. und 11. Jh. entstanden sind, als das Erzbistum Salz-
burg und seine Klöster für die Bewirtschaftung neu gerodeter Gegenden eben
auch slawische Abhängige verwendeten. Vielleicht handelte es sich aber auch um
Alteingesessene. Bei Gleiß am Fuße des Sonntagbergs hatte im 10. Jh. ein Slawe
namens Gluzo gerodet und den nach ihm benannten Ort begründet.259 Die Ur-
kunden erwähnen noch im 10. Jh. slawische Adelige bei Admont.260 Im 11. Jh.
trägt die Bevölkerung vor allem bei Admont, Leoben und Seckau meist slawische
Namen.261 Erst im 14. Jh. kommt es zu den letzten Nennungen von slawischen
Namen in den alpinen Gegenden der Steiermark. An den Ortsnamen kann man
eine größere Einwanderung von Bauern aus dem nördlichen Voralpenraum erst ab
dem 10. Jh. ableiten.262 Slawische Rechtsformen hielten sich ebenfalls zumindest
bis in das 12. Jh.263
255 Lochner von Hüttenbach, Frühmittelalterliche Namen 157.
256 Bosl, Bayerische Geschichte 67.
257 Baltl, Die Steiermark im Frühmittelalter 98.
258 Stmk. UB ed. Zahn Nr. 77 a. 1074–1087 S. 89. Bemerkenswert ist auch die Ähnlichkeit des Namens
mit dem Fürsten Ztoimar der Conversio. (Conversio c. 10 ed. Wolfram 50).
259 Brunner, Herzogtümer und Marken 271 ;
260 Baltl, Die Steiermark im Frühmittelalter 95. Stmk. UB unter anderem Nr. 48 (a.1030 bei Lind und
Scheufling/Judenburg zahlreiche mancipien mit slawischen Namen), Nr. 69 (a.1070, Leoben duas
Sclauenses hobas), Nr. 125 (a.1130 zahlreiche slawischnamige Zeugen bei Gnesindorf), Nr. 129 (a.1130,
Admont) und besonders Nr. 690 (a.1180, über die Vergangenheit, als ein Tridizlav cum uxore sua
Zlawa eine Kirche zur heiligen Waltpurga gründete).
261 Lochner von Hüttenbach, Frühmittelalterliche Namen 169.
262 Mader, Alpenslawen 153 f. und Karte 20.
263 Baltl, Die Steiermark im Frühmittelalter 111.
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Die Alpen im Frühmittelalter
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Alpen im Frühmittelalter
- Untertitel
- Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
- Autor
- Katharina Winckler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78769-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1: Einleitung 9
- 2 : Naturraum Alpen 22
- Begriffsdefinitionen 22
- Geologie 25
- Böden 27
- Wasser 28
- Naturkatastrophen 30
- Vegetationszonen 32
- Fauna 35
- Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
- Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
- Das Gebirgsklima 39
- Lokale Faktoren 40
- Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
- Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
- Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
- Das Klima des Frühmittelalters 49
- Globale Klimarekonstruktion 50
- Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
- Auswirkungen auf den Menschen 55
- Zusammenfassung 60
- 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
- Die Alpen als Grenze 62
- Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
- Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
- Karolinger und Ausblick 81
- Grenzen in den Alpen 83
- Konzept 83
- Grenzorganisation in den Alpen 87
- Bergwächter und militante Einheimische 87
- Befestigungen 90
- Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
- Römern bis Heinrich IV 100
- Zusammenfassung 110
- 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
- 5 : Menschen in den Alpen 172
- Christentum 172
- Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
- Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
- Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
- Neuorientierung, Untergang 187
- Lokale christliche Topografie im Wandel 193
- Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
- Neugründung oder Kontinuität ? 203
- Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
- Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
- Klöster in den Alpen 219
- Westalpen 223
- Zentralalpen 224
- Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
- Ostalpen 230
- Besiedlung 235
- Zentren 236
- „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
- Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
- Höhensiedlungen und Burgen 249
- Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
- Wohnen im Frühmittelalter 259
- Siedlung : Lage und Versorgung 262
- Besiedlungsdichte 265
- Wirtschaft 268
- Alm- und Viehwirtschaft 271
- Ackerbau 279
- „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
- Bevölkerung 284
- Migration 285
- Zusammenfassung 294
- 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
- 7 : Resümee 344
- 8 : Abbildungen 353
- 9 : Literaturverzeichnis 361