Seite - 159 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Bild der Seite - 159 -
Text der Seite - 159 -
III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen
159
nem Ansehen zeugt der Umstand , dass der ADC die Ausarbeitung seines Festban-
des ‚100 Jahre Deutsche Burschenschaft in Österreich‘ in Berkas Hände legte und ihm
dafür 1959 einen Ehrenschläger
– ein repräsentatives Modell der studentischen Men-
surwaffe – verlieh. Vom WKR nahm Berka 1963 einen Ehrenring entgegen , von sei-
ner Libertas deren Ehrenband.134
Was Berka den Liberten , war den Teutonen – folgt man deren Chronik – Berkas
einstiger Kollege Rudolf Töpfer ; dieser hatte zwischen 1938 und 1945 als Präsident der
Reichsbahndirektion Wien , Berka als sein Vize gewirkt.
Wo immer er war ( … ) wir wussten ( … ), daß dort ‚d i e Burschenschaft‘ saß und sprach und
dachte und handelte ! ( … ) Die Geschichte der ‚Teutonia‘ in der Zeit zwischen den beiden
Weltkriegen ist im wesentlichen der Rechenschaftsbericht über die Tätigkeit unseres Töp-
fers.135
Sein Beitrag zur Fusion von DB und Burschenschaft der Ostmark ( BdO ) nach dem Ers-
ten Weltkrieg , sein Einsatz für den „ostmärkischen Standpunkt“ innerhalb der DB ,
seine Rhetorik , seine Funktionärstätigkeit im Gauverband Donaugau der Vereinigung
alter Burschenschafter ( VaB ) und seine Rolle als „Verfasser der wichtigsten Aufsätze und
Berichte“ im Bund machten ihn , nach Beurteilung des Chronisten , zu „eine( m ) der
größten und bedeutendsten Burschenschafter nach 1918“.136 Für Olympia und die Zeit
nach 1945 kann Helge Dvorak als vielfacher Amtsträger in ADC und DBÖ , Bund-
archivar und „Nestor der burschenschaftlichen Geschichtsforschung in Österreich“ ge-
nannt werden , der
– nach Beurteilung Cerwinkas
– „den Wiederbeginn burschenschaft-
lichen Lebens in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg wesentlich mitgestaltet( e )“.137
Auch trat Dvorak , der von seiner Olympia als ‚Ehrenbursch‘ geführt wird , wiederholt
als Redner zu besonderen Anlässen in Erscheinung , so etwa 1990 im Rahmen des Bur-
schentags und der 175-Jahr-Feiern der DB.138 Wolfgang Wolfram von Wolmar wiede-
rum , Mitglied u. a. von Alemannia Wien und Cheruskia Graz , ehemaliger SS-Haupt-
sturmführer , nationalsozialistischer Vielfachfunktionär und Autor des Romans ‚Daisy.
Ein Mädel erlebt den Führer‘ 139 , etablierte sich nach dem Krieg als ständiger Beiträger
Folgejahr hielt er vor den Wiener Burschenschaften ein Grundsatzreferat über die „Aufgaben der Bur-
schenschaft in Österreich“ ( ebd., 43 f. ).
134 Vgl. ebd., 354 f. Zur Person Berkas vgl. Dvorak 1996 ( Biographisches Lexikon I / 1 ), 84 f. sowie Libertas
1967 , 350–365 ( mit angeschlossenem umfangreichem Werkverzeichnis ).
135 Teutonia 1968 , 138 ( Sperrung i. O. ).
136 Ebd., 138 f. Ausführlicher zu Töpfer vgl. ebd., 137–143.
137 Cerwinka 2009 , 107.
138 Vgl. Olympia 1996 , 5 bzw. Dvorak 1996 , 73 f.
139 Vgl. zu Wolmar Dvorak 2006 ( Biographisches Lexikon I/6 ), 376–378.
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Untertitel
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Autor
- Bernhard Weidinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619