Seite - 269 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 269 tionsmustern“ an den Tag.575 Die Wertkomponente habe dabei in der durch „institu- tionalisierte Charakterprägung und Gruppenmentalität“ hergestellten Verkörperung von jeweils „erwünschte( n ) Nationaltugenden der herrschenden Elite“ ( wie etwa der ‚Wehrhaftigkeit‘ im Falle der deutsch-völkischen Bünde , Anm. B. W. ) bestanden.576 Für die Zweite Republik attestiert Stimmer den deutschnationalen Korporationen ein „ambivalente( s ) Elitenbewußtsein( )“ mit sowohl wert- als auch leistungselitärer Kom- ponente.577 Die Ambivalenz lässt sich dabei als Gleichzeitigkeit zielgruppenspezifisch variierter Begründungsstrategien bestimmen : Wurde im ( partei-)politischen Wett- streit und nach außen hin v. a. auf das Leistungskriterium gepocht , dominierte intern nach wie vor die Beschwörung der eigenen moralischen Exzellenz.578 Ohnehin wi- dersprach die Wahrnehmung eigener Überlegenheit in charakterlicher Hinsicht nicht der einer gleichsam herausragenden Sachkompetenz. Wert- und leistungselitaristi- sche Argumente ergänzten einander darin , der großkoalitionären Klientelversorgung eine Absage zu erteilen und Zugang zur Funktionselite für sich selbst einzufordern. Elite und Volksgemeinschaft Es wurde bereits darauf hingewiesen , dass Burschenschafter sich trotz elitärer Selbst- wahrnehmung wiederholt gegen eine Minderbewertung von Menschen nach ökono- mischen Kriterien aussprachen. Dies weniger aufgrund eines universellen Gleichheits- postulats oder gar klassenkämpferischer Dispositionen , sondern  – Letzteren diametral entgegengesetzt  – vor dem Hintergrund ihres Volksgemeinschafts-Denkens.579 Wie die Aldanen-Chronik unterstreicht , werteten schon Vordenker der Burschenschaften 575 Stimmer 1997 ( Band II ), 1089 f. Unter ‚bundhafter Elite‘ versteht Stimmer ein nach dem Typus der stu- dentischen Korporation geformtes Gegenmodell zur monarchischen ‚Anstaltselite‘ , wie sie von katho- lischen Eliteschulen und Militärakademien bereitgestellt wurde. 576 Ebd., 1083. 577 Ebd., 1003. Stimmer verweist dabei auf die Selbstdarstellung des RFS , der sich als Fürsprecher je- ner positionierte , „die auf ihre Leistung vertrauen können“, bei der Stellensuche nicht der „Hilfe des CV oder BSA“ bedürften und „ohne ihrer Gesinnung untreu zu werden , in ihrem Fachgebiet arbeiten und am richtigen Platz der Allgemeinheit dienen wollen“ ( Marauschek 1960 , 76 ). Dem Leistungs- elitarismus des RFS entsprach auch dessen Eintreten für eine Selektion im Bildungssystem , die nach Leistung bzw. ‚Begabung‘ anstatt nach sozialer Herkunft zu erfolgen habe ( vgl. etwa Der Ring Nr. 1 / 1969 , 6 ). 578 So spricht Stimmer in Bezug auf „die deutschnationalen Eliten“ auch von einem „unter der karriere- bedingt betonten ‚Funktionalität‘ ihres Selbstverständnisses“ fortbestehenden „latent ausgeprägte( n ) Wert- und Gesinnungsbewußtsein“, das allerdings  – worin ihm zuzustimmen ist  – nicht notwendig in extremistischer Ausprägung auftrete ( Stimmer 1997 , Band II , 1009 ). 579 Explizite Bekenntnisse hierzu finden sich quer über den Untersuchungszeitraum ( in jüngerer Vergan- genheit etwa bei Schlüsselberger in den Burschenschaftlichen Blättern Nr. 3/2009 , 103 ), häufig in leich- ter Variation als „Gemeinschaft des Volkes“ ( AVSt , Deutsche Burschenschaft 1961 , 14 ) oder als „Deut-