Seite - 312 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 312 men der 1970er-Jahre wurden von einer  – gleichwohl mit absoluter Mehrheit ausge- statteten  – SPÖ häufig gegen die Einstellung von Bevölkerungsmehrheiten durch- gesetzt.768 Österreich weise , hielt Ernst Hanisch noch 1994 unter Berufung auf eine Arbeit Anton Pelinkas von 1990 fest , im Vergleich mit den Nachbarstaaten Deutsch- land und Schweiz den höchsten Prozentsatz an politisch Inaktiven und Konformisten , den geringsten an Re- formisten , Aktivisten und Protestierenden auf ; die österreichische Politische [ sic ] Kul- tur räumt Widersetzlichkeit , Dissidententum , Anderssein nur einen geringen Raum ein ; kurz : von allen untersuchten Ländern zeigt Österreich die deutlichsten Züge einer ‚Unter- tanenkultur‘.769 Die an anderer Stelle bereits zitierte , 1978 von IFES und dem Zeitgeschichte-Insti- tut der Universität Linz vorgelegte Studie erbrachte eine Zustimmung von 74 Prozent der befragten ÖsterreicherInnen zu der Aussage , „Gehorsam und Respekt gegenüber Autoritäten“ seien „wichtige Tugenden , die die Kinder lernen sollen“; 80 Prozent be- fanden , dass „Verbrecher ( … ) heute viel zu milde behandelt“ würden770, und 60 Pro- zent erachteten die Wiedereinführung der ( erst 1968 vollständig abgeschafften ) To- desstrafe als notwendig , um „dem Terrorismus Einhalt“ zu gebieten771. Eine bereits 1976 pu blizierte Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft ( SWS ) hatte ergeben , dass 40 Prozent der Befragten Versuche zur Beseitigung des Parlaments zwar ablehnen , sich im Fall des Falles „aber aus dem Streit heraushalten“ würden. Weiteren 11 Prozent wären solche Entwicklungen gleichgültig , 3 Prozent wären bereit , sich an 768 Vgl. Rathkolb 2005a , 71. Dabei sei , so Rathkolb , das noch zu dieser Zeit vorhandene „extrem hohe( ) au- toritäre( ) Potential ( … ) durch die Sicherheitspackung des Wohlfartsstaats mit einer aktiven Arbeits- platzsicherungspolitik zurückgedrängt“ worden. „Vor allem das autoritäre Wählerpotential der SPÖ blieb Kreisky treu , da sein Wohlfahrtsstaatsmodell wichtiger erschien als die liberale Reform des Jus- tizbereichs durch Justizminister Christian Broda oder die Demokratisierung anderer Lebensbereiche , bis hin zur Freiheit der Kunst.“ ( Ebd., 72 ) 769 Hanisch 1994 , 23 f. ( zit. auch bei Schiedel 2007 , 54 f. ). Vgl. zur Frage autoritärer Einstellungen in Ös- terreich nach 1945 über das hier Gesagte hinaus v. a. Kaindl-Widhalm 1990 ; ferner Weidenholzer 1979 ; Rathkolb 2005a , 64–74 und 411–413 ; sowie ( unter dem Gesichtspunkt von UntertanInnenmentalität und politischer Kultur ) Schiedel 2007 , 53–55. 770 Zit. n. Kaindl-Widhalm 1990 , 114 bzw. 118. 771 Zit. n. Rathkolb 2005a , 72. Wenn einige Jahre später  – im Wintersemester 1982/83  – eine „knappe( ) Mehrheit der Anwesenden“ auf einem Burschenschaftlichen Abend der Oberösterreicher Germanen die Todesstrafe befürwortete , befand dieses Sample sich somit im gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt ( Oberösterreicher Germanen 1994 , 114 ). Die Todesstrafe war in den vorangegangenen Jahren von der NDP des Burschenschafters Norbert Burger , u. a. im Zuge von dessen Präsidentschaftswahlkampf 1980 , wieder als explizite Forderung in die innenpolitische Diskussion eingebracht worden ( vgl. Junge Gene- ration 1981 , 28–31 sowie das Burger-Interview in profil Nr. 37 / 1979 ).