Seite - 351 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 351 beschlossenen Grundsätze der DB verpflichteten jeden Burschenschafter , „an der all- gemeinen studentischen Arbeit und der Selbstverwaltung nach Kräften mitzuwirken“.61 Die Oberösterreicher Germanen hatten bereits 1967 Hochschulpolitik u. a. mit der Be- gründung als eines ihrer beiden zentralen Handlungsfelder definiert , dass „nirgends ( … ) unsere Aktionen greifbareren Erfolg erzielen“ könnten.62 In der Folge dominier- ten sie um 1970 den RFS jedenfalls in Wien und setzten auch als vorsitzende Bur- schenschaft der DB ( 1974/75 ) hochschulpolitische Akzente. Wenngleich zur Erörte- rung der ‚freiheitlichen‘ Positionierungen in konkreten hochschulpolitischen Fragen an dieser Stelle der Platz fehlt , lassen sich einige allgemeine Aussagen zum inhaltlichen Profil des RFS in dieser Phase ( in weiten Teilen aber auch bereits um 196063 ) treffen , basierend v. a. auf den entsprechenden Jahrgängen seines Periodikums Der Ring : Hier gab der Verband sich betont sachorientiert , kritisierte die ‚Verpolitisierung‘ studenti- scher Anliegen durch die anderen Fraktionen und nahm für sich selbst die Leitprinzi- pien von Wissenschaftlichkeit und Wahrhaftigkeit in Anspruch. Er beschwor liberale Tugenden wie Mündigkeit und Eigenverantwortung , propagierte die Reduzierung von Parteieneinfluss sowie bürokratischen und korporatistischen Strukturen und räumte ‚nationalpolitischen‘ Anliegen vergleichsweise geringen Raum ein. Für die Hochschu- len vertrat er ein leistungselitaristisches Programm  – gegen Zugangshürden für ‚Be- gabte‘ , für frühere Selektion in der Bildungslaufbahn , gegen Hochschulzugang ohne Matura usw. Der Ausweitung studentischer Mitbestimmung , wie sie von linken Stu- dierenden gefordert und im Universitätsorganisationsgesetz ( UOG ) 1975 von Minis- terin Hertha Firnberg verwirklicht wurde , stand man mehr als skeptisch gegenüber ( vgl. den Exkurs zur Hochschuldemokratisierung in Abschnitt III.8.2 ), lege sie doch Entscheidungen in die Hände von Inkompetenten , überlaste die Studierenden ( man- gels entsprechender Qualifikation ) mit Verantwortung und die Institutionen mit Gre- mienarbeit. Ihre Ablehnung des UOG begründeten die Burschenschaften darüber hi- naus unter ( für sie sehr typischer ) Berufung auf die Ideen der Hochschulautonomie , der Freiheit von Wissenschaft , Lehre und Lernen sowie auf ein humanistisches Ideal umfassender Bildung.64 die Niederschrift desselben DB-Burschentages , 16 ; die Arbeitsunterlagen zum DB-Burschentag 1975 , 10– 12 ( hier v. a. 10 ); zum Burschentag 1976 , 37 f. ; sowie zum Burschentag 1977 , 6 und 8 ( alle : BAK , DB 9 , B. VI. Burschentage [ a ]). In den beiden letztgenannten Quellen wird , allerdings für die DB , nicht zuletzt die Notwendigkeit inhaltlicher Auseinandersetzung mit dem Gegenüber sowie der Arbeit an den eigenen po- litischen Theorien und Konzepten betont , für die in Österreich v. a. die Oberösterreicher Germanen standen. 61 Zit. n. BAK , DB 9 , B. VI. Burschentage ( a ), Arbeitsunterlagen zum DB-Burschentag 1971 , 11. 62 Oberösterreicher Germanen 1967 , 169. 63 Vgl. die Selbstdarstellung des Wiener RFS ( unter dem Liberten und DBÖ-Multifunktionär Gerhard Onder ) in Marauschek 1960 , 75–59. 64 Vgl. BAK , DB 9 , B. VI. Burschentage ( a ), Niederschrift des DB-Burschentages 1975 , 12 f. und Ober- österreicher Germanen 1994 , 50 f. Zum humanistischen Bildungsideal vgl. auch BAK , DB 9 , B. VI. Bur-