Seite - 359 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 359 Natio naldemokratischen Partei zeigt ( vgl. dazu Kapitel V.2 , insbesondere den dortigen Exkurs zu NDP und NFA ). Dennoch stehen diese beiden Zitate exemplarisch für eine in burschenschaftlichen Kreisen in Österreich nach 1945 weitverbreitete Haltung , wo- nach die politische Aufgabe der Burschenschaften auf überindividueller Ebene vorran- gig darin bestehe , politischen Veränderungen gleichsam diskursiv den Weg zu bahnen. Dieser ‚Kampf um die Köpfe‘ wurde auf unterschiedlichen Ebenen und mit einer breiten Palette an Mitteln geführt , gemäß der Aufforderung Aldanias von 1961 , „mit unseren Gedanken in die Öffentlichkeit [ zu ] treten , damit wir mit ihnen durchdrin- gen können“.97 Von hervorragender Bedeutung war dabei publizistische Tätigkeit auf individueller und kollektiver Ebene , Letzteres in Österreich v. a. im Rahmen der Aula ( vgl. Abschnitt IV.2.5 ). Auch als Politiker , Mittel- und Hochschullehrer oder als Bil- dungsreferent beim Österreichischen Bundesheer98 nahmen Burschenschafter Multi- plikatorenpositionen ein. Auf institutioneller Ebene richtete die DBÖ 1962 ein Presse- referat ein , dem der entsprechende Brixia-Antrag nicht nur die Aufgabe zugedachte , „Presseattacken gegen die Burschenschaft“ abzuwehren , sondern auch „die Presse bei allen sich bietenden Gelegenheiten über die burschenschaftliche Idee aufzuklären“.99 Die Burschenschaften müssten bemüht sein , „mit allen ( … ) zur Verfügung stehenden Mitteln in dei [ sic ] Öffentlichkeit zu wirken“.100 Dazu zählte  – durchaus im Sinne der später ( auch ) von rechten Gramscianern erhobenen Forderung nach Einmengung in das künstlerische Geschehen , zumal auch dort Meinungen und Werthaltungen gebil- det würden ,  – auch literarische Tätigkeit.101 Eine solche entfalteten etwa der schon ge- nannte Robert Hohlbaum ( Stiria ), Mirko Jelusich ( Gothia ) oder Fritz Stüber ( Gothia/ Vandalia ). Alle drei scheinen mit ihrem Gesamtwerk auf der im Jänner 1946 vom Un- terrichtsministerium herausgegebenen ‚Liste der gesperrten Autoren und Bücher‘ für Buchhandel und Büchereien auf , die Schriften mit „eindeutig nationalsozialistische bzw. faschistische Ideologien“ repräsentierenden Inhalten auflistete.102 Alle drei konn- ten ihre Literaten-Laufbahn in der Zweiten Republik fortsetzen. Die Bandbreite früher metapolitischer Aktivitäten von burschenschaftlicher Seite , die u. a. auch Vorträge , Flugblattaktionen , Ausstellungen und Kundgebungen ein- schlossen , wird nachfolgend anhand dreier zentraler Aktions- und Themenfelder der 97 BAK , DB 9 , E. 4 [ A2 ], Niederschrift der gemeinsamen Tagung des DBÖ- und Altherrentages 1961 , 4. 98 So der Aldane Heinz Zorn ( 1908–1990 )  – vgl. Aldania 1994 , 224. 99 BAK , DB 9 , E. 4 [ A3 ], Arbeitsunterlagen zum DBÖ-Tag 1962 , 13 f. 100 Ebd., 14. 101 Nicht umsonst würdigte der Liberten-Chronist 1967 den Einsatz seines Bundesbruders Günther Berka „im literarischen Kampfe“ ( Libertas 1967 , 364 ). 102 Zit. n. Renner 1986 , 209 ; vgl. auch ebd., 210 sowie zu Stüber ebd., 224. Hohlbaum und Jelusich hatten zudem , wie auch der Alane Hans Giebisch , 1938 im ‚Bekenntnisbuch‘ des Bundes deutscher Schriftsteller Österreichs ihre Unterstützung des NS-Regimes dokumentiert.