Seite - 362 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 362 zerstört hätten.110 Solche Schautafel-Präsentationen sowie Infotische im universitären bzw. öffentlichen Raum erwiesen sich in den 1970er- und 1980er-Jahren als bei Bur- schenschaften besonders beliebte Aktionsform zum bzw. rund um den 17. Juni. Organi- siert wurden die Ausstellungen von unterschiedlichen Akteuren : der Wiener Ört lichen Burschenschaft ( ÖB , u. a. 1974 in der Aula der Universität Wien und 1980 f. ebendort sowie an der TU Wien )111 , der AG DBÖ ( 1976 , Linz )112 , den Oberösterreicher Germa- nen ( u. a. 1978 , Neues Institutsgebäude der Universität Wien )113 und der ARGE WBL ( u. a. 1984 , noch als WB , am Stephansplatz , 1985 am Stock-im-Eisen-Platz und 1987 vor der Universität )114. Ergänzend wurden meist Flugblattverteilaktionen , Kundgebun- gen und/oder Vortragsveranstaltungen durchgeführt.115 In den 1980er-Jahren stellten die Aktionen zum 17. Juni die einzige regelmäßige Unternehmung der WBL dar. Die erhoffte Resonanz der damit adressierten Öffentlichkeit blieb jedoch weitgehend aus , wie der Wiener Landsmannschafter Bernhard Eigner ( Cimbria ) 1989 in einer selbst- reflexiven Bestandsaufnahme festhielt. Die ‚gesamtdeutsche‘ Herangehensweise , so Eig- ners Analyse , verheiße in Österreich anno 1989 keinen Erfolg mehr , da den Menschen der persönliche Bezug zur DDR oder dem Memelland ( lit. Klaipėdos kraštas ) fehle ; auch stoße der Umstand , dass Österreich „auf der gezeigten Deutschlandkarte ( … ) nur als kleiner Flecken“ aufscheine , „die Leute ab“. Man möge sich daher in Hinkunft in der Vermittlung der völkischen Agenda stärker auf Gebiets-„Ansprüche“ der „Repu- blik Deutsch-Österreich“ verlegen.116 110 Oberösterreicher Germanen 1994 , 88. Schon 1976 hatte die Ausstellung an der Universität Wien für Kon- flikt gesorgt : Rektor Seitelberger hatte sie unter Verweis auf Krawalle bei einem Vortrag Otto Scrinzis einige Jahre zuvor untersagt ( vgl. ebd., 76 ). 111 Vgl. ebd., 45 f. bzw. 95 und 101. 112 Vgl. BAK , DB 9 , B. VI. Burschentage ( a ), Niederschrift des DB-Burschentages 1976 , 2 und 56 f. Die DBÖ hatte bereits 1969 , noch vor der Aufnahme österreichischer Bünde in die DB , gemeinsam mit dieser eine Wanderausstellung zum Thema „Geteiltes Deutschland“ organisiert. Deklariertes Ziel war es dabei , einem Brief des Liberten Peter Weiss an Rektor Kraus von der Universität Wien zufolge , „der Studentenschaft den widernatürlichen friedlosen Zustand“ der deutschen Lande näherzubringen und somit „der Gewöhnung an die ‚Normalität‘ des status quo vorzubeugen“ ( AUW , S 259.165 , Brief vom 8. 11. 1968 ). 113 Vgl. Oberösterreicher Germanen 1994 , 88. 114 Vgl. ebd., 124 und 132 sowie die Semesternachrichten der Wiener aB ! Silesia , Sommer 1987 , 4. 115 Ad Vortragsveranstaltungen vgl. etwa ÖGZ , OR / ARGE WKR ( Mappe 24 ), Flugblatt zum Vortrag „Menschenrechte in der ‚DDR‘ “ mit Dieter Borkowski am 15. 6. 1978. Beispiele für Kundgebungen um- fassen einen DBÖ-„Gedenkumzug“ in Linz 1976 , einen WKR-„Farbenbummel durch die Wiener Innenstadt“ inklusive Flugblattverteilung 1979 oder eine „Demonstration“ der ARGE WBL 1987 vor der Universität Wien ( BAK , DB 9 , B. VI. Burschentage [ a ], Niederschrift des DB-Burschentages 1976 , 2 bzw. Dvorak 1996 , 66 bzw. Semesternachrichten der Wiener aB ! Silesia , Sommer 1987 , 4 ). 116 Vgl. Cimbern-Zeitung Nr. 108 / 1989 ( Heumond/Juli ), 17. Eigner nennt in diesem Zusammenhang Teile Sloweniens , Italiens , Tschechiens , Ungarns und der Slowakei. Sein Ansatz eines deutschnational grun-