Seite - 391 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 391 Burschenschaften in Deutschland und Österreich , organisiert in der Burschenschaft- lichen Gemeinschaft ( BG ), klar : Jede Gruppe , die politisch wirksam sein will , bedarf ( … ) eines konkreten Feindbildes. Ist kein Feindbild vorhanden , so ist dies stets ein Zeichen dafür , daß die Grundsätze nicht ernstge- nommen werden. ( … ) Nach 1950 hat ein konkretes Feindbild der Burschenschaft gefehlt. ( … ) Heute beginnt sich der Dunst zu klären. Unser Feindbild für die absehbare Zukunft ist ein- deutig : Es ist der Sozialismus aller Spielarten im Innern und im Äußeren einschließlich des sog. demokratischen Sozialismus248. Nicht nur führten die erwähnten Verschiebungen ( neben ‚hausgemachten‘ Problemen ) zum Niedergang des RFS ; eine vergleichbare Entwicklung erfasste etwa ab Mitte der 1960er-Jahre auch das völkische Verbindungswesen in Form einer zunehmenden „Ver- pönung der Korporationen“.249 Der Kampf um kulturellen Einfluss auf die Studen tIn- nenschaft geriet zunehmend zum Rückzugsgefecht , die in völkischen Kreisen schon länger konstatierte ‚Umerziehung‘ schien erst jetzt ihre volle Wirkung unter den Stu- dierenden zu entfalten.250 Das Engagement zur Abwehr dieser Umbrüche versorgte die Burschenschaften jedoch gleichzeitig mit einer neuen , identitätsstiftenden Mission.251 Seit dem Zusammenbruch des NS-Staates hatte sich unter ihnen eine gewisse politi- sche Antriebs- , wenn nicht Orientierungslosigkeit breitgemacht ( vgl. Kapitel III.1.1 ). Die Südtirolthematik hatte dieses Vakuum eine Zeitlang füllen können , jedoch mit der Paketlösung Ende der 1960er-Jahre an Virulenz verloren ; das Engagement um die ‚Deutscherhaltung‘ Österreichs wiederum entpuppte sich zunehmend als aussichtslos. So riefen die Burschenschafter Rainer Pawkowicz ( Aldania ) und Norbert Gugerbauer ( Oberösterreicher Germanen ), beide später in hohen FPÖ-Funktionen tätig , 1970 den „Kampf gegen die neuerstarkte Ideologie der Neomarxisten“ als „( u )nsere( ) vordring- lichste Aufgabe“ aus ( wobei ‚uns‘ sich auf den RFS bezog ).252 gerte , dass die Burschenschaften „dieser Linken“ entgegenzutreten und ihren „Agitatoren ( … ) den Rang abzulaufen“ hätten ( Aula Nr. 6 / 1968 , Akademisches Leben , II ). 248 AVSt , Burschenschaftliche Gemeinschaft 1976 , 11 f. 249 Oberösterreicher Germanen 1994 , 45. 250 Vgl. dazu das von der Burschenschaftlichen Gemeinschaft ( BG ) 1966 veranstaltete Seminar „Umerziehung durch Charakterwäsche“ mit dem ‚neurechten‘ Vordenker Caspar ( von ) Schrenck-Notzing und die auf diesem Seminar basierende BG-Broschüre ‚Umerziehung  – heute‘ ( Schrenck-Notzing 1967 , vgl. auch Heither/Schäfer 1997 , 233 und 389 ). 251 Vgl. dazu ein RFS-Flugblatt von 1977 , in dem dieser seine Geschichte u. a. als „25 Jahre antimarxistischer Widerstand“ beschreibt ( PBW ). Dies unterstreicht auch , dass die Mission zwar in Dringlichkeit für die Zeit nach 1945 neu , allerdings ( in ihrer antiegalitaristischen Stoßrichtung ) keineswegs unvertraut war. Die entsprechende Tradition wies im Falle der Burschenschaften auch weit mehr als 25 Jahre zurück. 252 Wortgleich in Der Ring Nr. 11 / 1970 ( Ausgabe für die TH Wien ), 3 bzw. Nr. 5 / 1970 , 4.