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IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik
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letzte Terrorwelle hin432 , eine burschenschaftliche Involvierung scheint – wie bereits
erwähnt – über die Niermann-Stiftung möglich.
Die Haltung der DBÖ
Dass einzelne Zentralgestalten wie Burger sich auf ein Netz an Mittätern in einer gro-
ßen Zahl von Verbindungen stützen konnten , wurde bereits erwähnt. Um die Haltung
der Burschenschafter Österreichs zum Südtirolterror jenseits der Ebene derer einschät-
zen zu können , die ihn aktiv vollzogen , erweist sich ein Blick auf Vorgänge innerhalb
von ADC und DBÖ während der ‚heißen Phase‘ des Konflikts als hilfreich. Von eini-
ger Aussagekraft ist etwa die verbandsinterne Position Burgers. Zwischen 1955 und 1961
wird er in nahezu sämtliche bedeutenden Ämter gewählt oder nominiert , die der Zu-
sammenschluss zu vergeben hat.433 Im selben Zeitraum plant er Peterlini zufolge seinen
ersten Sprengstoffanschlag , der jedoch nicht umgesetzt wird ( 1956 )434 , will „freiheit-
liche Studenten mit Maschinengewehren bewaffnet zu Manövern auf die Seiser Alm“
beordern ( Juni 1960 ) und muss von BAS-Kameraden „zurückgepfiffen werden“, um
ein Losschlagen noch 1960 zu verhindern435. Seine Verbandsfunktionen stellt Burger
ganz in den Dienst des ‚Freiheitskampfes‘ : Selbst als hochschulpolitischer Referent be-
sorgt er im Geschäftsjahr 1956/57 die Südtirol-Arbeit des ADC.436 Von diesem als Süd-
tirol-Experte ausgewiesen , entfaltete er eine rege Vortragstätigkeit bei bundesdeutschen
Bünden , die ihm auch zur Rekrutierung von Gleichgesinnten gedient haben dürfte.437
Eine wiederholte Nominierung in das höchste operative Organ der Burschenschaf-
ten in Österreich , den Gemeinsamen Hauptausschuss von DBÖ- und Altherren-Tag
( GHA ), scheitert 1961 nur an seinem eigenen Verzicht.438 Rainer Mauritz zieht dage-
gen als Ersatzmitglied in denselben Ausschuss ein , um wenige Monate später – nach
432 Vgl. Peterlini 1993 und 2011 , 427–445.
433 Vgl. Dvorak 1996 ( Biographisches Lexikon I / 1 ), 158 ; das Protokoll des ADC-Tages 1955 , 3 und 9 ; die
Niederschrift der gemeinsamen Sitzung von ADC- und Altherrentag 1958 , 6 ( beide : BAK , DB 9 , E. 4
[ A1 ]); BAK , DB 9 , E. 4 [ B1 ], DBÖ-Rundschreiben Nr. 1 ( Arminia Graz ) vom November 1959 , 3 ; BAK ,
DB 9 , E. 4 [ A2 ], Protokoll der gemeinsamen Sitzung von DBÖ-Tag und Altherrentag 1960 , 16.
434 Vgl. Peterlini 2011 , 42.
435 Ebd., 181.
436 BAK , DB 9 , E. 4 [ A1 ], Anlage 3 zur Niederschrift des ADC-Tages 1957 , 1.
437 Laut Anklage im Münchener Südtirolprozess von 1970 soll Burger auch in der BRD Attentäter ange-
worben haben. Die 110 Vorträge , die er seit seinem Eintritt in die Olympia 1953 zur Südtirolfrage in-
ternational gehalten haben soll , hätten ihm dazu auch ausreichend Gelegenheit geliefert ( vgl. die Süd-
deutsche Zeitung vom 24. 4. 1970 , 13 sowie ferner BAK , DB 9 , E. 4 [ A1 ], Anlage 4 zur Niederschrift des
ADC-Tages 1957 , 1 ).
438 Vgl. BAK , DB 9 , E. 4 [ A2 ], Niederschrift des ( ord. ) DBÖ-Tages 1961 , 21 bzw. BAK , DB 9 , E. 4 [ B2 ],
DBÖ-Rundschreiben Nr. 2 ( Cruxia ) vom 15. 12. 1961 , 1.
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Untertitel
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Autor
- Bernhard Weidinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619