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V. Burschenschaften und politische Parteien
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besonders hohen Burschenschafteranteile in Wien. Nicht weniger als 17,2 Prozent aller
bisherigen Wiener FPÖ-Landtagsabgeordneten ( ungeachtet des Geschlechts ) waren
akademische Burschenschafter. Unter den Akademikern stellten sie knapp ein Drit-
tel ( 30,8 % ), unter den Korporierten mehr als die Hälfte ( 51,7 % ). In absoluten Zahlen
waren 15 von 29 korporierten Landtagsmandataren akademische Burschenschafter ,
an zweiter Stelle rangierten abgeschlagen die VDSt Vereine Deutscher Studenten mit
fünf Abgeordneten. Insgesamt hat die FPÖ bis zum Stichtag 1. Juli 2014 mehr Bur-
schenschafter ( akademische und pennale ) in den Wiener Landtag entsandt als Frauen
( 18 zu 17 ). Korporierte absolvierten dort zudem durchschnittlich 2,3 Amts perioden ,
Nichtkorporierte dagegen lediglich 1,5.57
Eine besondere Auffälligkeit in der Zusammensetzung der freiheitlichen Landtags-
fraktionen besteht in der Rolle einer bestimmten Korporation : der akademischen Bur-
schenschaft Aldania : Zwei Drittel aller freiheitlichen Burschenschafter im Landtag ka-
men aus ihren Reihen. In den beiden Legislaturperioden von 1991 bis 2001 waren jeweils
ebenso viele Aldanen ( sieben ) in Landtag und Stadtregierung vertreten wie Grüne ( als
Partei mit damals 9,1 bzw. 7,9 Prozent der Stimmen ). Das Liberale Forum fiel in der
zweitgenannten Periode mit sechs Mandaten sogar hinter Aldania zurück. Mehr als
einen Abgeordneten stellten im Lauf der Zeit auch der VDSt Sudetia ( fünf ), die aB !
Olympia ( drei ) und die Pennalburschenschaft Vandalia Wien ( zwei ). Das Beispiel der
Vandalen , für welche Heinz-Christian Strache seinen ‚Leibfuchs‘ Johann Gudenus erst
in das Bundgeschehen einführte , bevor er ihn 2010 als seinen Statthalter in den Land-
tag holte , verweist auf die jedenfalls fallweise gegebene Bedeutsamkeit verbindungs-
studentischer Beziehungen für die parteiinterne Rekrutierung ( vgl. die Ausführungen
zu den Aldanen in Abschnitt V.6 ).
Landtag und Gemeinderat im Zeitverlauf
Wie bereits in der aggregierten Form weisen die freiheitlichen Landtagsklubs auch in
dynamischer Perspektive markante Unterschiede zu den Nationalratsfraktionen auf.
Die größte Übereinstimmung besteht einmal mehr im Männeranteil : Erst 1987 ziehen
mit Ingrid Kariotis und Karin Landauer die ersten Frauen für die FPÖ in den Wiener
Landtag ein ( für den VdU wirkte Martha Burian bereits 1949 als Pionierin ). Seither ist
ein Frauenanteil von rund einem Fünftel üblich , wobei die Landesparteiobmannschaft
Straches ( ab 2004 ) einen Rückschlag brachte. Der AkademikerInnenanteil verzeichnete
mit dem Auftakt zum Erfolgslauf während der Ära Haider ( die Kommunalwahlen 1987
57 Für diese Berechnung wurde die Zahl der Perioden für jede/-n Abgeordnete/-n in ganzen Zahlen erho-
ben. Eine Periode wurde nur dann gezählt , wenn der/die Betreffende das Landtagsmandat mindestens
ein Jahr lang tatsächlich ausübte.
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Untertitel
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Autor
- Bernhard Weidinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619