Seite - 484 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

V. Burschenschaften und politische Parteien 484 fistischen Organisationen getroffen , während Anträge auf entsprechende Abgren- zung nach rechts in mehreren Anläufen scheiterten.98 Die Liberten-Chronik berichtet darüber hinaus von gelegentlichen Wahlempfehlungen sowohl ihres Altherrencon- vents als auch der ( mutmaßlich : Wiener ) Vereinigung alter Burschenschafter ( VaB ). Für die Nationalratswahl 1959 habe sich der AHC etwa der VaB-Empfehlung an alle Burschenschafter angeschlossen , „bei Betonung der parteipolitischen Unabhängig- keit“ für die FPÖ zu stimmen.99 Nichtsdestotrotz war es just den Liberten vorbehalten , sich zwei Jahre später am DBÖ- Tag 1961 in Bregenz gegen „in einem Nachrichtenblatt der FPÖ“ geäußerte Kritik an der Mitgliedschaft von Burschenschaftern im BSA zu wenden. Solche Kritik sei „unzuläs- sig , weil wir der FPÖ wohl sympathisch gegenüberstehen , jedoch keineswegs verpflich- tet sind“.100 Wie klar auch immer die Burschenschaften Österreichs parteipolitisch auf die FPÖ festgelegt sein mochten , so wichtig erschien es ihnen offenbar , monopolisti- sche Ansprüche der Partei zurückzuweisen. Dies bezeugt auch Friedrich Peter : „Wo und wann immer man mit dem national-freiheitlichen Vereinsgefüge zu tun hatte , stieß man auf seine Unabhängigkeit.“ In dem Bestreben , der „fast lückenlosen Aufteilung [ wohl gemeint : ganz Österreichs , Anm. B. W. ] zwischen Schwarz und Rot zu entgehen“, habe das völkische Vereinswesen das Unabhängigkeitsideal als „( e )ine Art Schutzwall“ instal- liert , was im Effekt auch die FPÖ getroffen habe. Mit Blick auf die völkisch gesinnten Akademiker merkt Peter durchaus kritisch an , dass mancher von ihnen sich unabhängig gewähnt habe , „auch wenn ( er ) über den Österreichischen Akademikerbund der ÖVP oder den Bund Sozialistischer Akademiker Zugang zu einer beachtenswerten beruflichen Position in der verstaatlichten Industrie , in den Handelskammern , an den Universitäten oder im Staatsdienst gefunden hatte“. Eben die Ahnung , dass diese Wahrnehmung „Il- lusion“ sei , habe  – suggeriert Peter  – das Pochen auf Unabhängigkeit noch verstärkt.101 Dass , allen Überparteilichkeits-Bekundungen zum Trotz , jedenfalls parteipolitisch aktive Burschenschafter sich nahezu exklusiv in einer einzigen Partei konzentrierten , kann als zwangsläufig bezeichnet werden. Mehr als die erwähnten antipluralistischen Regeln und Beschlüsse war es jedoch das enge ideologische Naheverhältnis zwischen FPÖ und völkischem Verbindungswesen , das Letzteres an Erstere band.102 Burschen- 98 Vgl. Kapitel IV.2.6 sowie Kuhn 2002 , 63 f., 137 und 143. Erst auf dem Sonderburschentag 2012 fand auch eine Abgrenzung nach der Rechten hin statt  – allerdings in der vielsagenden Minimalversion eines Un- vereinbarkeitsbeschlusses mit „nationalsozialistischen“ Vereinigungen ( vgl. http://www.spiegel.de/uni- spiegel/studium/sonder-burschentag-in-stuttgart-die-rechtsextremen-triumphieren-a869149.html , Ar- tikel vom 24. 11. 2012 , Sebastian Christ ). 99 Libertas 1967. 100 BAK , DB 9 , E. 4 [ A2 ], Niederschrift des ( ord. ) DBÖ-Tages 1961 , 5. 101 Peter 1998 , 143 ( vgl. auch 141 ). 102 Dieter Derntl , Altherrenobmann der Liberten , beschrieb diesen Zusammenhang 2012 schlüssig , ohne dabei auf konkrete politisch-ideologische Anliegen einzugehen. Demnach bildeten Burschenschafter