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V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen
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Fähigkeiten im Rahmen der burschenschaftlichen bzw. allgemein verbindungsstu-
dentischen Erziehung. So waren etwa alle drei Burschenschafter , die bislang an der
Spitze der oberösterreichischen FPÖ standen ( Norbert Gugerbauer , Hans Achatz ,
Lutz Weinzinger ) einst Sprecher ihrer Bünde gewesen , Gugerbauer und Weinzinger
zudem dem RFS vorgesessen.340 Norbert Steger brachte es vom Sprecher seiner Bar-
den zum FPÖ-Obmann.341 Norbert Burger hatte , bevor er Terroranschläge in Süd-
tirol / Alto Adige orchestrierte und schließlich zum Parteigründer ( NDP ) avancierte ,
bis in die frühen 1960er-Jahre als Multifunktionär von ADC und DBÖ gewirkt und
einige Semester lang den RFS angeführt.342 Sein Bundesbruder Martin Graf mode-
rierte 1990 für die Olympen den Burschentag der DB in Berlin343 , später Sitzungen
des österreichischen Nationalrats.
Symbolische Unterstützung: Aufwertung, Imagetransfer und Inschutznahme
Eine zweite Funktion der FPÖ für die völkischen Korporationen bestand darin , ihnen
angesichts ihrer marginalen gesellschaftlichen Bedeutung Geltung und angesichts ih-
res gerade in jüngerer Zeit verbesserungswürdigen Images erhöhte Salonfähigkeit zu
verschaffen. Dazu war die Partei allerdings kaum in der Lage , solange sie selbst um das
politische Überleben kämpfte und einer Massenbasis außerhalb der deutschnationalen
Kernschichten entbehrte. Ihr historischer Höhenflug hat die Bedingungen für einen
positiven Imagetransfer deutlich verbessert , wie die folgende Feststellung eines anony-
men bundesdeutschen Alten Herren von 2012 zum Ausdruck bringt :
Die Österreicher haben ihr Drittes Lager , die FPÖ , die sind im gesellschaftlichen Leben
durchaus integriert. Für Akademiker in der Bundesrepublik sieht das anders aus. Da kann
man es sich nicht leisten , daß irgendwann sich nur noch die NPD als politischer Gesprächs-
partner für Burschenschafter anbietet344.
Trotz ihrer durchschnittlich extremeren Ausrichtung weisen die österreichischen Bünde
demnach ein zumindest vergleichbar hohes Maß an gesellschaftlicher Akzeptanz auf
wie die bundesdeutschen.
Aufwertung geschah im Untersuchungszeitraum etwa durch die Teilnahme von
FPÖ-PolitikerInnen – bevorzugt solchen in hohen , mit besonderem Prestige ausge-
340 Vgl. zu Gugerbauer Oberösterreicher Germanen 1994 , 22 und 24 ; zu Achatz Libertas 1967 , 389 ; zu Wein-
zinger als Sprecher der Wiener Bruna Sudetia vgl. Wladar 1984 , 29.
341 Vgl. Grillmayer 2006 , 146.
342 Vgl. Dvorak 1959 , 78.
343 Vgl. PBW , Protokoll des DB-Burschentages 1990 , 1.
344 Zit. in Junge Freiheit Nr. 23/2012 , 7.
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Untertitel
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Autor
- Bernhard Weidinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619