Seite - 539 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 539 bindungsstudenten“.349 Tags darauf veröffentlichten 22 großteils prominente freiheitli- che Funktionäre , darunter die vier Genannten , eine gemeinsame Resolution zur Ver- teidigung der völkischen Verbindungen.350 Dass Graf , Lindinger und Stefan überhaupt als Olympen tätig werden konnten , ist an sich bereits bemerkenswert. Zwar hatte die FPÖ die behördliche Auflösung dieses Bundes 1961 ( die letztinstanzliche Bestätigung erging 1963 ) nicht verhindern können ; dass die trotz eines aufrechten Auflösungsbe- scheides von den Behörden tolerierte Wiedergründung just 1971 erfolgte , als die SPÖ der FPÖ aufgrund der Stützung ihrer Minderheitsregierung zu Dank verpflichtet war , sei jedoch zumindest als Auffälligkeit vermerkt. In jüngster Vergangenheit untermauerte die FPÖ ihr Eintreten für eine feste Veran- kerung der völkischen Verbindungen in der Mitte des österreichischen Gesellschafts- lebens mit der Ausrichtung eines ‚Wiener Akademikerballs‘ ab 2013. Dieser sollte den ihr nahestehenden Korporationen Genugtuung verschaffen , nachdem der WKR-Ball im Jahr zuvor aufgrund antifaschistischer Proteste aus der Wiener Hofburg ausgeladen worden war. Die faktische Identität der beiden Ballveranstaltungen belegt eine Erklä- rung des Burschenschafters und Wiener FPÖ-Bezirksrats Herwig Götschober ( Bruna Sudetia ) im sozialen Netzwerk facebook vom 13. März 2012.351 Darin referiert Götscho- ber das Spektrum der von Parteiseite in der Ball-Causa für die Korporationen erbrach- ten Leistungen : „Parlamentarische Anfragen rund um sämtliche Vorgänge , kritische Betrachtung der Polizeiarbeit , Hinterfragung der Vereine , die für die Gewalt [ gegen BesucherInnen des WKR-Balls 2012 , Anm. B. W. ] verantwortlich waren  – all das war nur über einen parteipolitischen Weg möglich.“ Dieses Beispiel unterstreicht zum einen die Bedeutung der FPÖ für das völkische Verbindungswesen , zum anderen aber auch die eben dort nach wie vor bestehenden Befürchtungen , von Ersterer vereinnahmt zu werden. So weiß Götschober sowohl von Bekundungen der Freude über die freiheit- liche Unterstützung zu berichten als auch von kritischen Stimmen , wonach das neue Ball-Arrangement die Trennung von Partei und Korporation ausheble. Diese Stimmen waren offenbar laut genug , Parteiobmann Strache zu einer expliziten Klarstellung zu veranlassen , dass der Partei jede Vereinnahmungsabsicht fernliege.352 Aufwertung konnte die FPÖ darüber hinaus nicht nur gegenüber der allgemeinen , sondern auch gegenüber einer verbindungsstudentischen Teil-Öffentlichkeit vermit- teln. So berichtete Günther Barnet ( VDSt Sudetia , erst FPÖ , ab 2005 BZÖ ) 2012 von einer „insbesondere in Wien“ herrschenden interbündischen Rivalität , wobei ein Para- meter zur Bestimmung des Prestiges eines Bundes in dessen „Stellenwert in der Wiener 349 APA-OTS0136 vom 2. 5. 2002. 350 Vgl. APA-OTS0114 vom 3. 5. 2002. 351 Dokumentiert unter http://www.dieburschenschaften.de/Aktuelle-berichte/bericht/browse/3/mel- dung/779/wkr-ball-fp.html. 352 Vgl. Junges Leben Nr. 3/2012 , 4.