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V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ
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mobilisierende Funktion der Korporationen zurück. Erfolg versprach dies im Wesent-
lichen dort , wo es um die Aktivierung deutschnationaler Milieus für konkrete Anlie-
gen ging. So rief Haider 1987 die Korporationsverbände und Einzelbünde auf , „mehr
Aktivitäten in der Öffentlichkeit zu setzen“ und nannte als positives Exempel das En-
gagement der Kärntner Korporationen in Sachen des slowenischen Schulunterrichts.
In der öffent lichen Debatte darüber hätten diese „von Anfang an die heimattreue Hal-
tung ganz wesentlich mitgetragen“.388 In Wien waren die Oberösterreicher Germanen
ihrerseits 1984 u. a. mit einer Hörsaalveranstaltung und einer Plakataktion in wehrpo-
litischen Belangen nach außen getreten , während ihr Bundesbruder Gugerbauer sich
derselben Themen im Rahmen der Partei annahm.389
Als letzter Punkt des Leistungsportfolios der Korporationen gegenüber der FPÖ
sei schließlich der ihnen von unterschiedlicher Seite zugeschriebene ( und zuvor be-
reits angedeutete ) Status als verlässliches Rückgrat der Partei erwähnt , das dieser die
Überwindung von Krisenzeiten erleichterte. So würdigt Peter in seiner Bewertung der
Rolle „der Nationalen“ insgesamt in der Partei neben deren „Sachkenntnis“, Wissen
und „Können“ u. a. ihre „Verläßlichkeit“, „Treue“, „Standfestigkeit“ und „Opferbereit-
schaft“, ihren „Idealismus“ und ihr „Pflichtbewusstsein“
– und umreißt damit ziemlich
exakt jenen Katalog an Sekundärtugenden , die burschenschaftliche Erziehung aus-
zubilden beansprucht. Die Treue der Völkischen , so Peter , habe „die freiheitliche Ge-
sinnungsgemeinschaft durch deren [ sic ] Wellentäler getragen“.390 Dies bewahrheitete
sich auch in der nach Heinz-Christian Straches Befinden „historisch größten Krise“
der Partei nach ihrer Spaltung 2005. „( W )ie immer in Krisenzeiten“ habe „das waf-
fenstudentische Lager“ in der Partei „Verantwortung übernommen und sich nicht wie
ein Fähnlein im Wind verhalten“.391 Auch die National-Zeitung vermerkte 2010 aner-
kennend , es seien „schlagende Verbindungsstudenten , in erster Linie Burschenschaf-
ter“ gewesen , „die die Partei stets dann wieder hoch brachten , wenn diese am Boden
lag“392 – und selbst ein außenstehender Kritiker wie Peham kommt unter Verweis auf
die Krise von 2005 zu dem Schluss , dass die FPÖ „( o )hne die Deutschnationalen ( … )
heute wohl Geschichte ( wäre )“.393
Die Kehrseite der verbindungsstudentischen Treue bestand freilich darin , dass sie
–
wie gerade Peter erfahren musste – nie bedingungslos zu haben , sondern stets an po-
litisches Wohlverhalten nach völkischen Maßstäben geknüpft war ( zu den daraus sich
388 Aula Nr. 7–8 / 1987 , Akademisches Leben , 1.
389 Vgl. Oberösterreicher Germanen 1994 , 123 und 125.
390 Peter 1998 , 141.
391 Strache in Mölzer/Strache 2006 , 35.
392 National-Zeitung Nr. 43/2010 , 18 ( zit. n. Peham 2012 , 7 ).
393 http://www.subtext.at/2012/01/heribert-schiedel-burschenschaften-haben-den-nahrboden-fur-rechts-
extremismus-aufbereitet ( Interview , publiziert am 12. 1. 2012 , Christoph Thorwartl ).
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Untertitel
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Autor
- Bernhard Weidinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619