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V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ
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bonus geltend macht ); zum anderen als Burschenschafter-Politiker , der in der bzw. über
die Partei die weitestmögliche Umsetzung burschenschaftlicher Anliegen durch sel-
bige verbürgt. Während in Fällen wie diesen die burschenschaftliche Wahrnehmung
der Partei als Instrument für erwünschte gesellschaftliche Veränderungen und das Par-
teiinteresse an einer treuen Stammwählerschaft und funktionierenden Kaderschmiede
zusammenfinden , ist gleichwohl festzuhalten , dass keineswegs jeder in der FPÖ enga-
gierte Burschenschafter dort primär als Burschenschafter handelte.
Auf kollektiver Ebene resultiert die Verwobenheit in einer Angewiesenheit von Partei
und völkischen Verbindungen ( so diese politisch wirksam werden wollen ) aufeinander.
Erstere kann ihrer verlässlichen akademischen Personalreservoirs ( noch ) nicht entbeh-
ren , Letztere wären , wie bereits erwähnt , ohne Partei und massenwirksamen populis-
tischen Agitator politisch bedeutungslos : zu überschaubar war ( und immer margina-
ler wurde ) nach 1945 jene Bevölkerungsschicht , die sich für völkischen Dogmatismus
begeisterungsfähig zeigte.397 Hat die Partei Erfolg , kommt dies auch den Korporatio-
nen zugute. Dies kaum in Form verstärkten Zulaufs , wohl aber im individuell verbes-
serten Zugang zu Positionen mit gesellschaftlicher Gestaltungsmacht und kollektiv in
erhöhter öffentlicher Wahrnehmbarkeit , erhöhter Motivation und wachsendem Selbst-
bewusstsein , was wiederum auch die eigenständige ( nicht parteivermittelte ) politische
Aktivität anregt.398 Eine gewisse Paradoxie besteht darin , dass FPÖ-Erfolge somit ei-
nerseits verbindungsstudentische Politik und Sichtbarkeit begünstigen , andererseits
aber aufgrund der Masseninkompatibilität orthodox-völkischer Programmatik durch
selbige auch gefährdet werden. Aus Sicht der Korporierten ergab sich daraus die He-
rausforderung , von den durch die Partei eröffneten Möglichkeiten in hinreichend zu-
rückhaltender Weise Gebrauch zu machen , um mit dem Erfolg der Partei nicht auch
die eigenen Gestaltungsräume zu beschränken. Dies bedeutete nicht zuletzt , entgegen
der eigenen Dogmen Arrangements etwa mit der Erklärung Österreichs ( und nicht
der ‚deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft‘ ) zum primären Bezugsraum freiheit-
397 Diese Einschätzung vertritt auch Peham. Wenn dieser unter Verweis auf das Präsidentschaftswahl-
ergebnis Barbara Rosenkranz’ von 2010 das deutschnationale Stimmenpotenzial mit 15 Prozent be-
ziffert ( Kurier vom 9. 6. 2012 , 3 ), so scheint dies allerdings bereits recht hoch gegriffen. Ein Teil jener
Stimmen dürfte bedingungslosen AnhängerInnen der Strache-FPÖ und ihres modernen , ‚Öster-
reich-patriotischen‘ Populismus zuzuordnen und eher der Kandidatin zum Trotz als ihretwegen ab-
gegeben worden sein. So urteilte auch der Journalist Gernot Bauer 2011 , dass die von Personen wie
Martin Graf mobilisierten „Stimmen aus dem nationalen Lager ( … ) kaum den Einzug in den Nati-
onalrat sichern ( würden )“ ( http://www.profil.at/Articles/1132/560/304094/strache-ballastrevolution ,
Artikel vom 18. 8. 2011 ).
398 Vgl. etwa die Feststellung des Linzer Arminen Wolfgang Kitzmüller von Mitte der 1990er-Jahre , dass
„unser Lager“ sich „verstärkt seine Meinung in der Öffentlichkeit ( … ) zu vertreten“ getraue , was Kitz-
müller zumindest indirekt mit dem Aufstieg der FPÖ in Verbindung brachte ( Arminenbrief , mutmaß-
lich Sommersemester 1995 , 6 ).
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Untertitel
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Autor
- Bernhard Weidinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619