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Nach 1918
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
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VI.2 Zur burschenschaftlichen Politikfähigkeit 571 gang von der Macht- zur Kulturorientierung beschrieben werden kann.37 Es handelte sich dabei um einen Versuch , dem eigenen Bedeutungsverlust als eigenständige politi- sche Akteure Rechnung zu tragen und ihn gewissermaßen affirmativ zu wenden : Wenn man schon von der Sphäre unmittelbarer politischer Macht ausgeschlossen bzw. nicht bereit war , den ideologischen Eintrittspreis zu erlegen , so definierte man eben eine neue Aufgabenstellung jenseits dieser Sphäre  – jene zu metapolitischer Tätigkeit , die neben dem fortgesetzten machtorientierten Engagement von Einzelpersonen in po- litischen Parteien einen Schwerpunkt burschenschaftlicher politischer Aktivität nach 1945 bilden sollte ( vgl. Kapitel IV.2 ). Die Unterscheidung Raschkes wurde sinngemäß mitunter auch von Burschenschaftern selbst getroffen. So ortete ein Alter Herr 1964 in einer internen Diskussion der Innsbrucker Germanen über die politische Ausrichtung des Bundes „2 Möglichkeiten der politischen Betätigung“, nämlich „Tagespolitik oder Zielpolitik“. Die DBÖ erstrebe dabei seinem Eindruck nach „ein völkisches Denken und eine völkische Erneuerung unter Zurückstellung des Parteipolitischen“.38 Während angesichts knapper personeller Ressourcen eine entsprechende Prioritä- tenbildung unabdingbar war , wurde der Übergang zur Kulturorientierung weder im Sinne einer vollständigen Ablösung noch im Sinne einer unumkehrbaren Richtungs- entscheidung vollzogen. Ebenso wie Burschenschaften schon im 19. Jahrhundert um- fangreiche kulturelle Aktivitäten in Österreich entfalteten39 , haben sie auch die Macht- schen Deutschnationalismus über eine gewisse Tradition verfüge und verweist auf historische Organisa- tionen wie den Bund der letzten Germanen in den 1870er-Jahren oder den Verein der letzten Schönerianer nach Ende des Ersten Weltkriegs. Auch wenn Berka den Deutschnationalismus freilich nicht für über- holt , sondern für ( im Sinne des Verzichts auf staatliche ‚Einheit‘ ) aktualisierungsbedürftig hält , schätzt er die eigene Position als dauerhaft minoritäre ein : Selbst bei „noch so kühnen Hoffnungen in die künf- tige politische Entwicklung in Österreich“ bleibe es unveränderliches Faktum , „daß im Lager der soge- nannten nationalfreiheitlichen Gruppe höchstens 10 bis 20 % der österreichischen Bevölkerung stehen werden“ ( PBW , Berka 1964 , 7 f. ). 37 Raschke ( 1986 , 110 ) unterscheidet politische Bewegungen ( u. a. ) nach dem „zentral( n ) Medium ihrer Ziel- verfolgung“. Während machtorientierte Bewegungen ihr Streben v. a. auf die „Erringung staatlich-politi- scher Macht“ oder von „Konzessionen seitens politischer Machthaber“ richteten ( ebd., 111 )  – also auf die von mir in Kapitel I.2 als politische gefasste Sphäre  – , zielten kultur- bzw. wertorientierte Bewegungen auf den „soziokulturellen Bereich“ als Bereich der „wert- und normorientierte( n ) Lebensgestaltung und Sinngebung auf einer bestimmten materiellen Reproduktionsgrundlage“. Erstrebt wird in letztgenann- tem Fall eine „Änderung des Individuums und der sozialen Beziehungen , von denen häufig angenommen wird , daß sie auf Staat und Wirtschaft ausstrahlen könnten“ ( ebd., 112 f. ). Erfolg bestehe für kulturorien- tierte Bewegungen in der Herbeiführung eines „Wertewandel( s ) und darauf gründende( r ) veränderte( r ) Lebenspraxis“ ( ebd., 112 ). Dies entspricht dem metapolitischen Ansatz , wie er in Kapitel I.2 konzeptuell beschrieben wurde. 38 Paraphrasiert in den Germanenmitteilungen vom Februar 1964 , 5. 39 Dies insbesondere im Rahmen ihrer auf Erhalt und Förderung ‚deutscher Kultur‘ und Sprache abzielen- den ‚Grenzlandarbeit‘ ( vgl. Kapitel IV.1.2 ). Zur Analyse burschenschaftlicher Frühgeschichte in Deutsch- land unter dem Paradigma der ‚( Gegen-)Kultur‘ vgl. Oergel ( 2003 ), welche die Burschenschaften als „if
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„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Untertitel
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Autor
Bernhard Weidinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79600-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
634
Schlagwörter
Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. I. Einleitung 11
    1. I.1 Forschungsstand und Erkenntnisinteresse 12
    2. I.2 Zum Gegenstand der Untersuchung 15
    3. I.3 Methodische Erläuterungen 20
    4. I.4 Quellen und Quellenkritik 24
      1. I.4.1 Forschungspraktische und quellenkritische Herausforderungen 26
      2. I.4.2 Spezifische Problemlagen einzelner Quellengattungen 31
    5. I.5 Zentrale Begrifflichkeiten 34
  2. II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
    1. II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
    2. II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
    3. II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
      1. II.3.1 Restauration vs. Neubeginn 67
    4. II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
      1. II.4.1 Salonfähigkeit durch konservative Elitensolidarität 76
    5. II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
      1. II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
      2. II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
      3. II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
      4. Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
      5. II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
      6. Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
      7. II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
      8. II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
      9. II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
  3. III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
    1. III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
      1. III.1.1 Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis 138
      2. III.1.2 Konjunkturen der Politisierung 144
    2. III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
      1. III.2.1 Zwischen Geselligkeitsorientierung und Idealismus 152
      2. III.2.2 Die politische Klasse unter Burschenschaftern 155
      3. III.2.3 Burschenschaftliche Meinungsführer 157
      4. III.2.4 Burschenschafter-Politiker 160
    3. III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
      1. III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
      2. III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
      3. III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
      4. III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
      5. III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
      6. Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
      7. III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
      8. III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
      9. III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
    4. III.5 Wandel und Beharrung 213
      1. III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
      2. III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
      3. III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
      4. III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
      5. Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
      6. III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
      7. III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
    5. III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
      1. III.6.1 Herausforderung Zweite Republik 251
      2. III.6.2 Wider die Herrschenden: Burschenschaften in Opposition 254
      3. III.6.3 Für die Herrschaft: Burschenschaftlicher Elitarismus 261
      4. III.6.4 Zusammenführung 271
    6. III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
      1. III.7.1 Das Primat des Völkischen nach 1945 275
      2. III.7.2 ‚ Volkstumsbezogener Vaterlandsbegriff‘ und österreichische Eigenstaatlichkeit 286
      3. III.7.3 Kritik der völkischen Ideologie 291
    7. III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
      1. III.8.1 Zwischen Barrikaden, Bismarck und Führerprinzip 303
      2. III.8.2 Demokratie als Form und Demokratie als Inhalt 305
      3. Exkurs: Zur Demokratisierung der österreichischen Hochschulen 313
      4. III.8.3 Demokratie im Verband und interbündischen Verkehr 315
    8. III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
    9. III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
  4. IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
    1. IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
      1. IV.1.1 Politik des Appells 338
      2. IV.1.2 ‚Grenzlandarbeit‘ 341
      3. IV.1.3 Hochschulpolitik 345
    2. IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
      1. IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
      2. IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
      3. IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
      4. IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
      5. IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
      6. IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
      7. IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
      8. IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
    3. IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
      1. IV.3.1 Der Konflikt in völkischer Perspektive 417
      2. IV.3.2 Legaler Aktivismus 419
      3. IV.3.3 Beteiligung am Bombenterror 424
      4. IV.3.4 Allgemeine Ableitungen zu ‚Volkstumspolitik‘ und völkischer Ideologie 436
  5. V. Burschenschaften und politische Parteien 443
    1. V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
      1. V.1.1 Die Bundesebene 449
      2. V.1.2 Die Landesebene 462
      3. V.1.3 Zusammenschau 471
    2. V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
      1. Exkurs: NDP und NFA als verbindungsstudentische Projekte 481
    3. V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
      1. V.3.1 Von der Parteigründung bis zum Innsbrucker Parteitag 1986 490
      2. V.3.2 Haider-Ära, zweite Regierungsbeteiligung und Parteispaltung 501
    4. V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
      1. V.4.1 Freiheitliche Parteiprogramme 511
      2. V.4.2 Agenda-Setting und Politikfeldbewirtschaftung 516
    5. V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
      1. Exkurs: Sonderfall Steiermark? 528
    6. V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
    7. V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
    8. V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
  6. VI. Abschließende Überlegungen 557
    1. VI.1 Die politische Bedeutung der Burschenschaften in Österreich 560
    2. VI.2 Zur burschenschaftlichen Politikfähigkeit 566
      1. VI.2.1 Liberal-demokratische und burschenschaftliche Weltsicht 567
      2. VI.2.2 Oppositionell aus Prinzip? 570
      3. VI.2.3 Fähig und bereit zum Kompromiss? 574
  7. Anhang
    1. Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
    2. Archive und Archivalien 603
    3. Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
    4. Tabelle und Diagramme 609
    5. Zitierte eigene Interviews 609
    6. Abkürzungsverzeichnis 610
    7. Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
    8. Personenregister 619
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