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1. Einleitung
26 alismus Leonard Nelsons ein lohnendes Forschungsgebiet , das aus dieser Untersuchung
noch ausgespart werden muss.16 Desgleichen können ethische Beiträge aus dem weite-
ren Kreis des Logischen Empirismus , zu denken wäre etwa an Ideals and Illusions ( 1941 )
und Men and Moral Principles ( 1944 ) von Susan Stebbing , nur am Rande und in Fuß-
noten berücksichtigt werden. Womit bereits einige Einschränkungen der Untersuchung
angesprochen wären.
1.3 Thematische Eingrenzungen
Auch diese Untersuchung kann nicht allen Fragen bis in jede Verästelung nachgehen. Ins-
besondere erfolgten folgende Einschränkungen :
1. Einschränkung auf unkontroverse Mitglieder : Die vorgelegte Untersuchung wird sich
auf relevante Beiträge von Wiener-Kreis-Mitgliedern konzentrieren , deren Zugehörig-
keit zum Kreis als weitgehend unkontrovers gilt. Der Ausgangspunkt wird hierbei jedoch
keine enge Auffassung von Logischem Empirismus sein , sondern bei einer historischen
Gruppe , die sich immer weniger als eine homogene Gruppe verstehen lässt.17 Beim Wie-
ner Kreis handelt es sich um eine Gruppe eigenständiger Denkerinnen und Denker , die
sich vor dem Hintergrund unterschiedlicher kultureller und philosophischer Sozialisie-
rung zu einem gemeinsamen Projekt fanden. Dies kann in der wissenschaftlichen Welt-
auffassung gesehen werden ( vgl. das Neurath-Kapitel ), sofern diese entsprechend verstan-
den wird. ( Siehe auch Stöltzner / Uebel 2006b , IX ) Die vorliegende Untersuchung wird
die Heterogenität und Vielstimmigkeit des Wiener Kreises auch unter dem Gesichtpunkt
ihrer ethischen Arbeiten untersuchen.
2. Einschränkung auf publizierte Arbeiten : Es wird jedoch nicht nur so sehr darum ge-
hen , was während der Zusammenkünfte diskutiert wurde , sondern auch darum , was au-
ßerhalb von den Mitgliedern veröffentlicht und geleistet wurde. Was die Diskussionstref-
fen des Wiener Kreises anbelangt , waren nach Berichten einiger Werte und Moral so gut
wie nie Gegenstand der Diskussionsabende.18 Laut Bergmann kamen Wert- und Entschei-
dungsfragen bei den Zusammenkünften selten zur Sprache. Wenn , dann „wurden sie mit
16 Zur Berliner Gruppe wird gegenwärtig in Paderborn ein eigenes Forschungsprojekt durchgeführt , des-
sen Schwerpunkt aber ausschließlich in der Wissenschaftsphilosophie liegt. Zum ethischen Sozialis-
mus siehe Holzhey 1994.
17 Die Kanonisierung ist eine Konstruktion. Ihr wissenschaftstheoretischer Aspekt wird seit Putnams
Aufsatz „Logical Positivism and the Philosophy of Mind“ ( 1969 ) häufig „received view“ genannt.
( Stöltzner / Uebel 2006b , LXXXVIII )
18 Diese Darstellung geben beispielsweise Kraft ( Rutte / Acham / Götschl / Payer 1973 ) und Menger ( 1994 ,
181 ).
Ethik und Moral im Wiener Kreis
Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ethik und Moral im Wiener Kreis
- Untertitel
- Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
- Autor
- Annemarie Siegetsleitner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79533-9
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 450
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 13
- 2. Terminologische Klärungen 37
- 3. Moral und Ethik im Wiener Kreis und die Standardauffassung logisch- empiristischer Ethik 52
- 4. Das kulturelle Umfeld des politischen und moralischen Engagements 67
- 5. Rudolf Carnap : Individualistischer Dezisionismus und wissenschaftlicher Humanismus 89
- 5.1 Einleitung 89
- 5.2 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik vor der Wiener-Kreis-Periode 92
- 5.3 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik in der Wiener-Kreis-Periode 111
- 5.3.1 Der logische Aufbau der Welt ( 1928a ) und die Konstitution von Werten 111
- 5.3.2 Scheinprobleme in der Philosophie ( 1928b ) 120
- 5.3.3 „Wissenschaft und Leben“ ( 1929b ) 123
- 5.3.4 „Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache“ ( 1931/32 ) 129
- 5.3.5 „Theoretische Fragen und praktische Entscheidungen“ ( 1934a ) 133
- 5.3.6 Philosophy and Logical Syntax ( 1935 ) 136
- 5. 3. 7 Carnaps moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 138
- 5.3.8 Carnaps individualistischer Dezisionismus und die Lebenspraxis 141
- 5.3.9 Möglichkeiten und Grenzen der Ethik 148
- 5.4 Spätphase : Optative 149
- 5.5 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 160
- 6. Karl Menger : Mathematische Modelle für ein verträgliches Zusammenleben 163
- 6.1 Einleitung 163
- 6.2 Mengers Logik der Sitten 168
- 6.3 Mengers Moralauffassung 177
- 6.3.1 Moral 1. und 2. Stufe , Basismoralen 177
- 6.3.2 Sinn und Zweck der / einer Moral 177
- 6.3.3 Kritik am Kategorischen Imperativ 179
- 6.3.4 Mengers Konzeption der Moralsprache : Semantischer Nonkognitivismus 180
- 6.3.5 Moralische Erkenntnis : Fundamentaler Nonkognitivismus und systemimmanenter Kognitivismus 182
- 6.4 Mengers Ethikverständnis 186
- 6.5 Menger und die Angewandte Ethik 193
- 6.6 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 194
- 7. Otto Neurath : Moral auf der Grundlage gemeinsam beschlossener humanistischer Lebensgrundsätze und Ethik in der Einheitswissenschaft 196
- 8. Philipp Frank : Pragmatische Ethik und relativierte Moral 251
- 9. Moritz Schlick : Eudämonistische Ethik als Weisheitslehre 265
- 10. Victor Kraft : Zwei-Komponenten-Kognitivismus und rationale Moralbegründung 332
- 10.1 Einleitung 332
- 10.2 Krafts moralische und ethische Auffassungen in der Wiener-Kreis-Periode 337
- 10.3 Krafts moralische und ethische Auffassungen nach der Wiener-Kreis-Periode 371
- 10.3.1 Moralbegründung auf Grundlage der Kultur : Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre , 2. Auflage ( 1951 ) 371
- 10.3.2 Moralbegründung auf Grundlage natürlicher Ziele : Rationale Moralbegründung ( 1963 ) 374
- 10.3.3 Moralbegründung auf der Grundlage primärer Strebensziele : Die Grundlagen der Erkenntnis und der Moral ( 1968 ) 377
- 10.4 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 383
- 11. Herbert Feigl : Pragmatische Moralbegründung 387
- 12. Systematische Zusammenfassung und allgemeine Schlussbemerkungen 402
- 12.1 Mangelndes Interesse an Moral als Menschen und Bürgerinnen oder Bürger 402
- 12.2 Geteilte moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 403
- 12.3 Differenzierungen in den Moralkonzeptionen 404
- 12.4 Differenzierungen in den Ethikkonzeptionen 409
- 12.5 Ausblick auf zukünftige Forschung 412
- 12.6 Allgemeine Schlussbemerkungen 413
- Literatur 417
- Abkürzungen 440
- Bildquellennachweis 440
- Personenregister 441