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2. Terminologische Klärungen
44 krieg zweier starrer Fronten zu führen , in dem jeweils die Extreme zur Aufrechterhaltung
des Feindbildes herhalten müssen.
2.3.2 Sprachphilosophische Positionen
Die metaethische Sprachphilosophie der Moral untersucht die sprachlichen Ausdrucks-
formen der Moral. Welche Ausdrucksformen kommen vor ? Welche Ausdrucksformen
sind zentral ? Wie sind moralische Ausdrücke oder Sätze allgemein zu interpretieren ?
Welche Bedeutungen und Funktionen kommen moralischen Ausdrücken oder Sätzen zu ?
Sind moralische Ausdrücke oder Sätze rein deskriptiv ? Sind moralische Sätze im üblichen
Sinne wahr oder falsch ? Bei den Sätzen gilt es zu unterscheiden :
Moralische Definitionen : In moralischen Definitionen wird definiert , wie ein Ausdruck
in der Sprache einer bestimmten oder jeder Moral zu verstehen ist. Sie werden in Defi-
nitionssätzen ausgedrückt.
Moralisches Werturteil : Ein moralisches Werturteil kennzeichnet Handlungen , Absich-
ten , Motive , Einstellungen , Charakterzüge , Handlungsdispositionen , Personen , Institu-
tionen , Gesellschaftsordnungen oder dergleichen als moralisch gut oder schlecht , lobens-
oder hassenswert , moralisch vorbildlich oder verabscheuungswürdig usw. Moralische
Werturteile werden in Wertsätzen ausgedrückt.
Moralisches Normurteil : Eine moralisches Normurteil kennzeichnet Handlungen , Ab-
sichten , Motive , Einstellungen , Charakterzüge , Handlungsdispositionen , Personen , Ins-
titutionen , Gesellschaftsordnungen oder dergleichen als moralisch geboten , verboten oder
indifferent. Moralische Normurteile werden in moralischen Normsätzen ausgedrückt.
Moralischer Imperativ : Ein moralischer Imperativ fordert zu bestimmten Handlungen ,
Absichten , Motiven , Einstellungen , Charakterzügen , Handlungsdispositionen , Institu-
tionen , Gesellschaftsordnungen oder dergleichen auf. Unter „auffordern“ fallen u. a. „be-
fiehlt“, „rät“, „schlägt vor“, „bittet um“ oder „wünscht ( im auffordernden Sinne )“. Mora-
lische Imperative werden in moralischen Imperativsätzen ausgedrückt.
Hinsichtlich der Frage , welche Bedeutungen und Funktionen moralischen Ausdrücken
und / oder Sätzen zukommen , werden in der Metaethik verschiedene Positionen vertreten ,
die ich im Folgenden durch ihre zentrale These erläutern werde.
Drei Positionen ergeben sich zunächst in Bezug auf drei Bedeutungen , die für morali-
sche Ausdrücke und Sätze als relevant erachtet werden :
These des reinen Deskriptivismus : Moralische Ausdrücke und Sätze haben ausschließ-
lich beschreibende Bedeutung.
These des reinen Expressivismus : Moralische Ausdrücke und Sätze haben ausschließlich ex-
pressive Bedeutung , d. h. sie dienen ausschließlich dazu , gewisse Pro-Einstellungen wie Ge-
fühle , Wünsche ( im nicht-auffordernden Sinne ) oder Haltungen zum Ausdruck zu bringen.
Wünsche fallen unter Pro-Einstellungen , insofern es sich um keine Aufforderungen handelt.
Varianten können sich dahingehend unterscheiden , wessen Pro-Einstellungen geäu-
ßert werden. Geht die Position davon aus , dass nur Pro-Einstellungen eines bestimmten
Ethik und Moral im Wiener Kreis
Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ethik und Moral im Wiener Kreis
- Untertitel
- Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
- Autor
- Annemarie Siegetsleitner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79533-9
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 450
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 13
- 2. Terminologische Klärungen 37
- 3. Moral und Ethik im Wiener Kreis und die Standardauffassung logisch- empiristischer Ethik 52
- 4. Das kulturelle Umfeld des politischen und moralischen Engagements 67
- 5. Rudolf Carnap : Individualistischer Dezisionismus und wissenschaftlicher Humanismus 89
- 5.1 Einleitung 89
- 5.2 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik vor der Wiener-Kreis-Periode 92
- 5.3 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik in der Wiener-Kreis-Periode 111
- 5.3.1 Der logische Aufbau der Welt ( 1928a ) und die Konstitution von Werten 111
- 5.3.2 Scheinprobleme in der Philosophie ( 1928b ) 120
- 5.3.3 „Wissenschaft und Leben“ ( 1929b ) 123
- 5.3.4 „Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache“ ( 1931/32 ) 129
- 5.3.5 „Theoretische Fragen und praktische Entscheidungen“ ( 1934a ) 133
- 5.3.6 Philosophy and Logical Syntax ( 1935 ) 136
- 5. 3. 7 Carnaps moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 138
- 5.3.8 Carnaps individualistischer Dezisionismus und die Lebenspraxis 141
- 5.3.9 Möglichkeiten und Grenzen der Ethik 148
- 5.4 Spätphase : Optative 149
- 5.5 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 160
- 6. Karl Menger : Mathematische Modelle für ein verträgliches Zusammenleben 163
- 6.1 Einleitung 163
- 6.2 Mengers Logik der Sitten 168
- 6.3 Mengers Moralauffassung 177
- 6.3.1 Moral 1. und 2. Stufe , Basismoralen 177
- 6.3.2 Sinn und Zweck der / einer Moral 177
- 6.3.3 Kritik am Kategorischen Imperativ 179
- 6.3.4 Mengers Konzeption der Moralsprache : Semantischer Nonkognitivismus 180
- 6.3.5 Moralische Erkenntnis : Fundamentaler Nonkognitivismus und systemimmanenter Kognitivismus 182
- 6.4 Mengers Ethikverständnis 186
- 6.5 Menger und die Angewandte Ethik 193
- 6.6 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 194
- 7. Otto Neurath : Moral auf der Grundlage gemeinsam beschlossener humanistischer Lebensgrundsätze und Ethik in der Einheitswissenschaft 196
- 8. Philipp Frank : Pragmatische Ethik und relativierte Moral 251
- 9. Moritz Schlick : Eudämonistische Ethik als Weisheitslehre 265
- 10. Victor Kraft : Zwei-Komponenten-Kognitivismus und rationale Moralbegründung 332
- 10.1 Einleitung 332
- 10.2 Krafts moralische und ethische Auffassungen in der Wiener-Kreis-Periode 337
- 10.3 Krafts moralische und ethische Auffassungen nach der Wiener-Kreis-Periode 371
- 10.3.1 Moralbegründung auf Grundlage der Kultur : Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre , 2. Auflage ( 1951 ) 371
- 10.3.2 Moralbegründung auf Grundlage natürlicher Ziele : Rationale Moralbegründung ( 1963 ) 374
- 10.3.3 Moralbegründung auf der Grundlage primärer Strebensziele : Die Grundlagen der Erkenntnis und der Moral ( 1968 ) 377
- 10.4 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 383
- 11. Herbert Feigl : Pragmatische Moralbegründung 387
- 12. Systematische Zusammenfassung und allgemeine Schlussbemerkungen 402
- 12.1 Mangelndes Interesse an Moral als Menschen und Bürgerinnen oder Bürger 402
- 12.2 Geteilte moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 403
- 12.3 Differenzierungen in den Moralkonzeptionen 404
- 12.4 Differenzierungen in den Ethikkonzeptionen 409
- 12.5 Ausblick auf zukünftige Forschung 412
- 12.6 Allgemeine Schlussbemerkungen 413
- Literatur 417
- Abkürzungen 440
- Bildquellennachweis 440
- Personenregister 441