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V. Burschenschaften und politische Parteien
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Die Bundesparteiorganisation
Der VdU28 wurde während seiner siebenjährigen Existenz zunächst von Herbert Kraus
und schließlich von Max Stendebach angeführt. Keiner der beiden war korporiert. Mit
Jörg Kandutsch ( pennal-conservative Burschenschaft Gothia Leoben ) amtierte ein Mit-
telschulburschenschafter in vier von fünf Amtsperioden als ein Stellvertreter des jewei-
ligen Bundesparteichefs , in zwei Perioden zugleich mit dem akademischen Burschen-
schafter Fritz Stüber. In der sogenannten Verbandsleitung waren zumeist Korporierte
vertreten : Kandutsch ( für die Steiermark , 1950/51 ), Max Rabl ( für Oberösterreich , 1951/52 ,
aB ! Alemannia Wien ), Josef Lauritsch ( für die Steiermark , 1951 bis 1954 , aB ! Cheruskia
Graz ) sowie Fritz Ursin ( für Wien , 1952/53 , akademische Gilde Greif Wien ).29 Ledig-
lich die letzte ( 1954 gewählte ) Verbandsleitung wies keine korporierten Mitglieder auf.
Über die Jahre gehörten dem Gremium 33 verschiedene Personen ( ausschließlich Män-
ner ) an , woraus sich ein Korporiertenanteil von 12,1 Prozent errechnen lässt.
Die FPÖ zählte in ihrer bisherigen Geschichte zehn reguläre Bundesparteiobleute.30
Die parteiinternen Turbulenzen während der Regierungsbeteiligung nach der Jahrtau-
sendwende begründen den bemerkenswerten Umstand , dass zwischen 2000 und 2005
ebenso viele verschiedene Obleute ( nämlich fünf ) amtierten wie in den 45 Jahren zuvor.
Unter den zehn Parteivorsitzenden finden sich acht Männer , sechs AkademikerInnen
und ebenso viele Korporierte , wobei die beiden letztgenannten Gruppen in fünf Fällen
personalident sind : Bis auf Strache waren alle Korporierten in dieser Funktion Akade-
miker , bis auf Susanne Riess-Passer alle AkademikerInnen korporiert. Die korporier-
ten Parteiobmänner entstammen fünf verschiedenen Korporationsgattungen : Neben
einem akademischen Turnerschafter ( Alexander Götz , ATV Graz ), einem ebensolchen
Sängerschafter ( Steger , Barden Wien31 ) sowie einem akademischen ( Haider , Silvania/
Südmark Wien ) und einem pennalen Burschenschafter ( Strache , Vandalia Wien ) sind
einzig die akademischen Landsmannschaften doppelt vertreten
– mit Anton Reinthal-
ler ( L ! der Salzburger zu Wien ) und Herbert Haupt ( L ! Kärnten zu Wien ). Allerdings
konnte der Burschenschafter Haider sich deutlich länger im Amt halten ( dreizehnein-
halb Jahre ) als diese beiden ( jeweils knapp zwei Jahre ). Über die gesamte Parteige-
28 Die folgenden Angaben basieren auf den Funktionärslisten in Höbelt 1999 , 279 f.
29 Karl Wicha , Verbandsleitungsmitglied für Wien von 1950 bis 1952 , wurde erst 1955 von den Wiener Mol-
daven als Ehrenmitglied aufgenommen und fand daher hier keine Berücksichtigung.
30 Diese Zahl berücksichtigt all jene , die auf Bundesparteitagen in diese Funktion gewählt wurden und das
Amt nicht
– wie Horst Schender nach dem Rücktritt von Alexander Götz 1979 , Herbert Scheibner nach
dem Rücktritt Susanne Riess-Passers 2002 oder Hilmar Kabas nach der Abspaltung des BZÖ 2005 –
bloß interimistisch ausübten.
31 Grillmayer ( 2006 , 36 ) zufolge kehrte Steger den Barden 1993 den Rücken – eine glaubwürdige Angabe ,
zumal Grillmayer selbst dieser Verbindung angehört. Dennoch führe ich Steger als Sängerschafter , da er
dies zu politischen Aktivzeiten auch war.
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Untertitel
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Autor
- Bernhard Weidinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619