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6.2 Mengers Logik der Sitten
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Individuen , zwischen Individuen und Gruppen sowie zwischen Gruppen aufgrund ih-
rer unterschiedlichen Charakteristika , Haltungen und diversen Forderungen an andere.
( Menger 1994 , 183 f. ) In Moral , Wille und Weltgestaltung will er hinsichtlich Menschen-
gruppen , die nach ihren Vorlieben hinsichtlich moralischer Normen( systeme ) eingeteilt
werden , wissen : Wer gehört zusammen ? Wie verträglich sind bestimmte Gruppen mit an-
deren Gruppen ? Jeder Norm wird eine Menschengruppe zugeordnet. Moralen , auf Men-
gen von Imperativen reduziert , werden die Gruppen der ihnen „geschmacks- , willens-
und entschlußmäßig anhängenden Menschen“ zugeordnet. ( Menger 1934a [ 1997 , 194 ])223
Menger stellt nämlich fest , vollsinnige Erwachsene , die entsprechende Wörter in ih-
rer Sprache zur Verfügung haben , ordneten die meisten der konkreten menschlichen Ver-
haltensweisen den Kategorien „gut“, „indifferent“ oder „böse“ zu. Wobei Menger genau
besehen drei Dreiteilungen von Verhaltensweisen ausmacht : ( 1 ) gemäß innerer Wün-
sche eine Dreiteilung danach , welche Verhaltensweisen innerlich für gut , indifferent oder
böse gehalten werden , ( 2 ) gemäß den Worten eine danach , welche gut , indifferent oder
böse genannt werden , und ( 3 ) gemäß den Taten eine danach , welche in der Tat regelmä-
ßig verfolgt , welche gelegentlich verfolgt und welche regelmäßig vermieden werden. Der
Einfachheit halber beschränkt sich Menger auf den Fall ihrer Übereinstimmung. ( Menger
1934a [ 1997 , 74 f. und 125 ]) Dies genügt nach Menger für einen hilfreichen wissenschaft-
lichen Beitrag für die Moral.
Ein Mensch A kann zu jeder vorliegenden ( verständlichen ) Norm N drei unterschied-
liche Stellungen einnehmen :
1. A billigt N.
2. A steht N indifferent gegenüber.
3. A missbilligt N.
Jeder ( verständlichen ) Norm entspricht somit eine Dreiteilung eines Menschenkreises ,
nämlich in ( 1 ) die Menge derjenigen , welche die Norm billigen , ( 2 ) die Menge derje-
nigen , die der Norm gegenüber indifferent sind , und ( 3 ) die Menge derjenigen , die die
Norm missbilligen. ( Menger 1934a [ 1997 , 125 ]) Welche Gruppen lassen sich nun bilden ?
Volle Gruppen der Übereinstimmung : Bei mehreren Normen können wir nun in jene
Gruppen aufteilen , die in ihrer Stellungnahme zu allen Normen übereinstimmen. Sol-
che Gruppen nennt Menger volle Gruppen der Übereinstimmung. Eine volle Gruppe der
Übereinstimmung umfasst demnach diejenigen und nur diejenigen Menschen , welche in
ihrer Stellungnahme zu allen praktisch in Betracht kommenden Normen übereinstimmen.
( Menger 1934a [ 1997 , 126 ]) Aber Menger gibt zu bedenken :
223 Dem scheint ein dreigliedriges Modell zugrunde zu liegen : Fühlen , Streben , Handeln. Geschmack
fällt in den Bereich des Fühlens , das Wollen in den Strebensbereich , der Entschluss in den Bereich
des Handelns.
Ethik und Moral im Wiener Kreis
Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ethik und Moral im Wiener Kreis
- Untertitel
- Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
- Autor
- Annemarie Siegetsleitner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79533-9
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 450
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 13
- 2. Terminologische Klärungen 37
- 3. Moral und Ethik im Wiener Kreis und die Standardauffassung logisch- empiristischer Ethik 52
- 4. Das kulturelle Umfeld des politischen und moralischen Engagements 67
- 5. Rudolf Carnap : Individualistischer Dezisionismus und wissenschaftlicher Humanismus 89
- 5.1 Einleitung 89
- 5.2 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik vor der Wiener-Kreis-Periode 92
- 5.3 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik in der Wiener-Kreis-Periode 111
- 5.3.1 Der logische Aufbau der Welt ( 1928a ) und die Konstitution von Werten 111
- 5.3.2 Scheinprobleme in der Philosophie ( 1928b ) 120
- 5.3.3 „Wissenschaft und Leben“ ( 1929b ) 123
- 5.3.4 „Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache“ ( 1931/32 ) 129
- 5.3.5 „Theoretische Fragen und praktische Entscheidungen“ ( 1934a ) 133
- 5.3.6 Philosophy and Logical Syntax ( 1935 ) 136
- 5. 3. 7 Carnaps moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 138
- 5.3.8 Carnaps individualistischer Dezisionismus und die Lebenspraxis 141
- 5.3.9 Möglichkeiten und Grenzen der Ethik 148
- 5.4 Spätphase : Optative 149
- 5.5 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 160
- 6. Karl Menger : Mathematische Modelle für ein verträgliches Zusammenleben 163
- 6.1 Einleitung 163
- 6.2 Mengers Logik der Sitten 168
- 6.3 Mengers Moralauffassung 177
- 6.3.1 Moral 1. und 2. Stufe , Basismoralen 177
- 6.3.2 Sinn und Zweck der / einer Moral 177
- 6.3.3 Kritik am Kategorischen Imperativ 179
- 6.3.4 Mengers Konzeption der Moralsprache : Semantischer Nonkognitivismus 180
- 6.3.5 Moralische Erkenntnis : Fundamentaler Nonkognitivismus und systemimmanenter Kognitivismus 182
- 6.4 Mengers Ethikverständnis 186
- 6.5 Menger und die Angewandte Ethik 193
- 6.6 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 194
- 7. Otto Neurath : Moral auf der Grundlage gemeinsam beschlossener humanistischer Lebensgrundsätze und Ethik in der Einheitswissenschaft 196
- 8. Philipp Frank : Pragmatische Ethik und relativierte Moral 251
- 9. Moritz Schlick : Eudämonistische Ethik als Weisheitslehre 265
- 10. Victor Kraft : Zwei-Komponenten-Kognitivismus und rationale Moralbegründung 332
- 10.1 Einleitung 332
- 10.2 Krafts moralische und ethische Auffassungen in der Wiener-Kreis-Periode 337
- 10.3 Krafts moralische und ethische Auffassungen nach der Wiener-Kreis-Periode 371
- 10.3.1 Moralbegründung auf Grundlage der Kultur : Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre , 2. Auflage ( 1951 ) 371
- 10.3.2 Moralbegründung auf Grundlage natürlicher Ziele : Rationale Moralbegründung ( 1963 ) 374
- 10.3.3 Moralbegründung auf der Grundlage primärer Strebensziele : Die Grundlagen der Erkenntnis und der Moral ( 1968 ) 377
- 10.4 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 383
- 11. Herbert Feigl : Pragmatische Moralbegründung 387
- 12. Systematische Zusammenfassung und allgemeine Schlussbemerkungen 402
- 12.1 Mangelndes Interesse an Moral als Menschen und Bürgerinnen oder Bürger 402
- 12.2 Geteilte moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 403
- 12.3 Differenzierungen in den Moralkonzeptionen 404
- 12.4 Differenzierungen in den Ethikkonzeptionen 409
- 12.5 Ausblick auf zukünftige Forschung 412
- 12.6 Allgemeine Schlussbemerkungen 413
- Literatur 417
- Abkürzungen 440
- Bildquellennachweis 440
- Personenregister 441