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6. Karl Menger : Mathematische Modelle für ein verträgliches Zusammenleben
176 like decisions , systematically describes the cases where they can be constituted , investi gates
the relations between such groups , and sets up the conditions under which they can coexist.
( Menger 1974 , 106 )
Für Menger beginnen die interessanten Fragen damit jenseits von Alles oder Nichts.
Moral , Wille und Weltgestaltung schließt mit Gründen , weshalb Menger persönlich eine
bestimmte Gruppierung verschiedener Systeme von Entschlüssen vorzieht , nämlich für
das Denkschema von Willensvereinigungen ( freiwilligen Assoziationen ), wo sich solche
realisieren lassen :
1. Es wird offengelegt , dass sich die Individuen persönlich für die Gesetze ent-
schieden haben.
2. Wenn die Normen von allen gebilligt werden , so können die Pläne ohne Rei-
bungsverlust durchgeführt werden.
3. Verschiedene Pläne könnten in ihrer Wirkung miteinander verglichen werden.
Es wäre ein Wettkampf der Ideen möglich.
( Menger 1934a [ 1997 , 208 f. ])
Bei den Willensvereinigungen handelt es sich um eine Moral zweiter Stufe , wie sie Men-
ger selbst nennt. ( Menger 1934a [ 1997 , 207 ]) Die Wertung , die er hier abgibt , wird jedoch
ausdrücklich als seine rein persönliche präsentiert und nicht etwa die der Ethik.
Obwohl er nur einige erste und einfache Grundsätze angeführt habe , solle deren Wich-
tigkeit nicht unterschätzt werden :
Einfach freilich sind die Aussagen über Willensgruppen samt und sonders. Aber wenn Ein-
fachheit ganz allgemein in meinen Augen kein Nachteil ist , so glaube ich , daß in diesem
speziellen Fall die Einfachheit sogar so weit geht , daß manche dieser Sätze nur ausgespro-
chen werden mußten , um aus der Ethik nicht mehr verschwinden zu können. ( Menger 1934a
[ 1997 , 196 ])
Diese Arbeit verfeinerte Menger in seinen Aufsätzen „Einige neuere Fortschritte in der
exakten Behandlung sozialwissenschaftlicher Probleme“ ( 1936b ), „An Exact Theory of
Social Relations and Groups“ ( 1937 ), „An Exact Theory of Social Groups and Relations“
( 1938 ) und schließlich „On Social Groups and Relations“ ( 1983 ). Der Aufsatz von 1983 war
übrigens Mengers letzte veröffentlichte Arbeit. Auf die Frage der Entscheidung bei ei-
ner Wahl , die von der Wahl anderer abhing , ging Menger nicht ein. ( Leonard 1998 , 25 )232
232 Darüber hinaus beschäftigte sich Menger in „A Logic of the Doubtful. An Optative and Imperati-
ve Logic“ 1939 kurz mit Grundsätzlichem zu einer Logik des Wünschens und Befehlens. Anders als
Ernst Mally , dessen Ansatz in Grundgesetze des Sollens ( 1926 ) er kritisiert , hält Menger es für nötig ,
Ethik und Moral im Wiener Kreis
Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ethik und Moral im Wiener Kreis
- Untertitel
- Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
- Autor
- Annemarie Siegetsleitner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79533-9
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 450
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 13
- 2. Terminologische Klärungen 37
- 3. Moral und Ethik im Wiener Kreis und die Standardauffassung logisch- empiristischer Ethik 52
- 4. Das kulturelle Umfeld des politischen und moralischen Engagements 67
- 5. Rudolf Carnap : Individualistischer Dezisionismus und wissenschaftlicher Humanismus 89
- 5.1 Einleitung 89
- 5.2 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik vor der Wiener-Kreis-Periode 92
- 5.3 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik in der Wiener-Kreis-Periode 111
- 5.3.1 Der logische Aufbau der Welt ( 1928a ) und die Konstitution von Werten 111
- 5.3.2 Scheinprobleme in der Philosophie ( 1928b ) 120
- 5.3.3 „Wissenschaft und Leben“ ( 1929b ) 123
- 5.3.4 „Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache“ ( 1931/32 ) 129
- 5.3.5 „Theoretische Fragen und praktische Entscheidungen“ ( 1934a ) 133
- 5.3.6 Philosophy and Logical Syntax ( 1935 ) 136
- 5. 3. 7 Carnaps moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 138
- 5.3.8 Carnaps individualistischer Dezisionismus und die Lebenspraxis 141
- 5.3.9 Möglichkeiten und Grenzen der Ethik 148
- 5.4 Spätphase : Optative 149
- 5.5 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 160
- 6. Karl Menger : Mathematische Modelle für ein verträgliches Zusammenleben 163
- 6.1 Einleitung 163
- 6.2 Mengers Logik der Sitten 168
- 6.3 Mengers Moralauffassung 177
- 6.3.1 Moral 1. und 2. Stufe , Basismoralen 177
- 6.3.2 Sinn und Zweck der / einer Moral 177
- 6.3.3 Kritik am Kategorischen Imperativ 179
- 6.3.4 Mengers Konzeption der Moralsprache : Semantischer Nonkognitivismus 180
- 6.3.5 Moralische Erkenntnis : Fundamentaler Nonkognitivismus und systemimmanenter Kognitivismus 182
- 6.4 Mengers Ethikverständnis 186
- 6.5 Menger und die Angewandte Ethik 193
- 6.6 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 194
- 7. Otto Neurath : Moral auf der Grundlage gemeinsam beschlossener humanistischer Lebensgrundsätze und Ethik in der Einheitswissenschaft 196
- 8. Philipp Frank : Pragmatische Ethik und relativierte Moral 251
- 9. Moritz Schlick : Eudämonistische Ethik als Weisheitslehre 265
- 10. Victor Kraft : Zwei-Komponenten-Kognitivismus und rationale Moralbegründung 332
- 10.1 Einleitung 332
- 10.2 Krafts moralische und ethische Auffassungen in der Wiener-Kreis-Periode 337
- 10.3 Krafts moralische und ethische Auffassungen nach der Wiener-Kreis-Periode 371
- 10.3.1 Moralbegründung auf Grundlage der Kultur : Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre , 2. Auflage ( 1951 ) 371
- 10.3.2 Moralbegründung auf Grundlage natürlicher Ziele : Rationale Moralbegründung ( 1963 ) 374
- 10.3.3 Moralbegründung auf der Grundlage primärer Strebensziele : Die Grundlagen der Erkenntnis und der Moral ( 1968 ) 377
- 10.4 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 383
- 11. Herbert Feigl : Pragmatische Moralbegründung 387
- 12. Systematische Zusammenfassung und allgemeine Schlussbemerkungen 402
- 12.1 Mangelndes Interesse an Moral als Menschen und Bürgerinnen oder Bürger 402
- 12.2 Geteilte moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 403
- 12.3 Differenzierungen in den Moralkonzeptionen 404
- 12.4 Differenzierungen in den Ethikkonzeptionen 409
- 12.5 Ausblick auf zukünftige Forschung 412
- 12.6 Allgemeine Schlussbemerkungen 413
- Literatur 417
- Abkürzungen 440
- Bildquellennachweis 440
- Personenregister 441