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und ethnischen, nationalen und religiösen Gruppen sowie zu Ureinwohnern vorzube-
reiten; […].“33
Diese angeführten, juristischen Rechte zeigen die Rechte der Kinder auf, über andere
Kulturen, andere Nationen, andere Religionen und Unterschiede in der Gesellschaft zu
erfahren und betonen den Anspruch der Kinder darauf, auf ein verantwortungsbewuss-
tes Leben in einer freien Gesellschaft vorbereitet zu werden.34
4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik
„Religionspädagogik steht seit ihrer Begründung […] für die Überzeugung, dass Reli-
gion auf Bildung angewiesen ist und dass das Verhältnis von Religion und Bildung so
ausgestaltet werden kann, dass es auch pädagogischen Ansprüchen gerecht wird.“35
Individuelle und kollektive Gegebenheiten der religiösen Erziehung und Bildung zu
analysieren, ist eine Grundbedingung hierfür. Ein zentrales Anliegen der praktisch-
theologischen Ansätze ist, „so gut wie möglich nahe bei dem zu sein, was die Men-
schen bewegt, was sie umtreibt etc. und zwar insbesondere dort, wo sich in ihrem
Leben Fragen nach Unbedingtem und Unverfügbarem auftun.“36 Norbert Mette betont,
dass sich die Religionspädagogik vorrangig der Aufgabe, ein friedliches Zusammen-
leben zu fördern, angenommen hat und andere praktisch-theologische Disziplinen
noch Nachholbedarf hätten.37 Die Religionspädagogik, die bereits in ihrer Grund-
verfasstheit eine Brückendisziplin zwischen Theologie und Pädagogik ist, nimmt im
Fächerkanon der Theologie eine wesentliche Rolle ein, die Relevanz der Theologie
und der religiösen Bildung auch für andere Disziplinen zu kommunizieren. „In Refe-
renz zur Öffentlichkeit steht die Religionspädagogik unter dem Anspruch Verständi-
gungsprozesse zu leisten“.38 Verständigung bezieht sich einerseits auf die verschie-
denen wissenschaftlichen Disziplinen, andererseits ist Verständigung zwischen den
Menschen, zwischen verschiedenen Anschauungen, zwischen verschiedenen Religi-
onen ein Kernthema der Religionspädagogik, das unter vermehrter Pluralität beson-
dere Relevanz gewinnt. Migration und individuelle Selbstgestaltung dynamisieren
Pluralität insofern, als noch weitere mögliche Aspekte der Differenz auftauchen, mit
denen es sich auseinanderzusetzen gilt. Angesichts der religiösen und gesellschaft-
33 Übereinkommen über die Rechte des Kindes. In: BGBl. Nr. 7/1993, Artikel 29.
34 Vgl. ebd.
35 Schweitzer, Friedrich (2006): Religionspädagogik. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus,
64.
36 Mette, Norbert (2005): Einführung in die katholische Praktische Theologie, 26.
37 Vgl. ebd., 196.
38 Ziebertz, Hans-Georg (2002): Gesellschaft und Öffentlichkeit. In: Schweitzer, Friedrich
u. a.: Entwurf einer pluralitätsfähigen Religionspädagogik, 204–226, 208.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279