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nen und transkribierten Daten im Sinne der Grounded Theory offen kodiert. Sowohl
die Falldarstellungen als auch das Kodieren und Kategorisieren der Daten erfolgen
in zeitlicher Nähe zur Feldforschung, um das Theoretische Sampling innerhalb der
beiden Kindergärten zu ermöglichen, indem gewonnene Erkenntnisse den weiteren
Verlauf der Datenerhebung und das methodische Vorgehen bestimmen. Die Falldar-
stellungen und das offene Kodieren werden um das axiale Kodieren erweitert, das
in ständigem Abgleich und Vergleich der Falldarstellungen und der Kodes aus dem
offenen Kodieren erfolgt und schließlich zur Herausarbeitung einer Kernkategorie im
selektiven Kodieren führt. Die Erstellung von Kodes und die Einteilung in Katego-
rien werden durch laufendes Memoschreiben begleitet. Da die der Studie zugrunde
liegende Forschungsfrage doppelperspektivisch ist, zeigte sich im Prozess des axialen
Kodierens, dass diese beiden Teile der Forschungsfrage auch in der Analyse zuerst
voneinander getrennt zu beantworten sind, bevor diese miteinander verknüpft werden
und Zusammenhänge erkannt werden können. All diese beschriebenen Schritte sind
nicht als linear und klar voneinander abgrenzbar zu verstehen, sondern sind im zir-
kulären Vorgehen während der gesamten Studie miteinander verknüpft: Abbildung 1
versucht dieses Vorgehen zu skizzieren.
6. Überblick über die angewendeten Methoden
Sowohl in der Grounded Theory, im Thematischen Kodieren als auch im ethnogra-
phischen Ansatz nimmt die Triangulation eine nicht wegzudenkende Rolle ein.473 So
wird in der Grounded Theory bedacht, dass „eine Theorie, die nur aus einer Daten-
sorte entwickelt wurde, niemals so gut passt oder funktioniert wie eine Theorie, die
aus verschiedenen Datenausschnitten (…) entwickelt wurde.“474 Nach der Grounded
Theory ist die theoretische Sättigung erreicht, wenn die Einbeziehung weiterer Daten
und Methoden keine neuen Erkenntnisse mehr bringt, somit gelangt auch die Trian-
gulation an die Grenze der theoretischen Sättigung.475 Im ethnographischen Zugang
ist ein wesentliches Charakteristikum die flexible Forschungsstrategie, die ebenso die
Grounded Theory auszeichnet.476
Die Ansicht, dass Triangulation zu einem vertieften Verständnis des Untersuchten
führen und Erkenntnisse durch weitere gewonnene Erkenntnisse begründen und absi-
473 Sowohl die Triangulation als auch die ethnographische Forschung finden in der Metho-
dendiskussion seit längerer Zeit Aufmerksamkeit, vgl. Flick, Uwe (2011): Triangulation.
Eine Einführung, 51.
474 Glaser, Barney G./Strauss, Anselm (1967): The Discovery of Grounded Theory, 68.
475 Vgl. Flick, Uwe (2012): Triangulation in der qualitativen Forschung. In: Flick, Uwe/von
Kardorff, Ernst/Steinke, Ines: Qualitative Forschung. Ein Handbuch, 309–318, 318.
476 Lüders, Christian (2012): Beobachten im Feld und Ethnographie. In: Flick, Uwe/von
Kardorff, Ernst/Steinke, Ines: Qualitative Forschung. Ein Handbuch, 384–401, 391–399.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279