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sich dieses unterschwelligen Machtverhältnisses bewusst zu werden und es zu thema-
tisieren. Auch wenn dadurch die Hierarchie, die durch das Generationenverhältnis und
das unterschiedliche Maß an Wissen über den Forschungsprozess nicht ausgeglichen
wird, kann die Offenheit, eigene Positionen darzulegen und zu diesen zu stehen, eine
gegenseitige Anerkennung in Verschiedenheit ermöglichen.
„Es kann nicht von der Wiedergabe einer ‚Perspektive der Kinder‘ gesprochen werden,
nur weil die Beforschten selbst zu Wort kommen. Immer ist zu berücksichtigen, dass
erwachsene Forschende und beforschte Kinder aufeinander treffen und gemeinsam
eine generationale Ordnung herstellen, die zum Ausgangspunkt von Kindheit und der
Beschreibung von Kindern gemacht werden muss.“331
Da es nicht ausreicht, Kinder zu Wort kommen zu lassen, sondern die kontextuellen
und persönlichen Faktoren des Kindes und der Forscherin oder des Forschers eine
wesentliche Rolle spielen, ist zu überlegen, wie Kindheitsforschung bestmöglich
gestaltet sein kann, damit Kinder ihren Meinungen, Wünschen und Interessen Aus-
druck verleihen und in ihrem Kindsein gehört werden können.
„Der Erfolg von Kindheitsforschung im beschriebenen Sinn hängt demnach insbeson-
dere davon ab, dass (erwachsene) Forscher/innen die (manifesten) Äußerungen von
Kindern ‚verstehen‘ und die darin enthaltenen (nicht selten latenten) Aspekte ihres
Lebenshintergrunds in einer angemessenen Deutung entsprechend der Forschungsfra-
gestellung interpretierend herausarbeiten.“332
5.2 Methodische Zugänge in der Kindheitsforschung
In qualitativ-empirischen Untersuchungen der Kindheitsforschung werden verschie-
dene Methoden eingesetzt,333 wobei die Methodendiskussion in der Kindheitsfor-
schung nicht abgeschlossen ist.334
Bedeutend für Forschung mit Kindern sind eine tolerante, sanktionsfreie Atmo-
sphäre und ein wertschätzender Umgang miteinander. „Eine bestimmte Atmosphäre
331 Heinzel, Friederike (2012): Qualitative Methoden der Kindheitsforschung. In: Heinzel,
Friederike (Hg.): Methoden der Kindheitsforschung, 22–35, 24.
332 Hülst, Dirk (2012): Das wissenschaftliche Verstehen von Kindern. In: Heinzel, Friederike
(Hg.): Methoden der Kindheitsforschung, 52–77, 54.
333 Für einen Überblick zur Methodenfrage in der Kindheitsforschung vgl. beispielsweise:
Heinzel, Friederike (Hg.) (2012): Methoden der Kindheitsforschung.
334 Forschung mit Kindern ist immer auch Methodenforschung, „die – vor dem Hintergrund
der sich wandelnden Kinder- und Erwachsenenkultur – methodische Anforderungen
und Vorgehensweisen neu entwickelt, evaluiert und kritisch diskutiert“ (Fuhs, Burkhard
(2012): Kinder im qualitativen Interview. In: Heinzel, Friederike (Hg.): Methoden der
Kindheitsforschung, 80–103, 93) wird. Es gibt eine Vielzahl an methodischen Überle-
gungen, wobei die gegenwärtige Kindheitsforschung auch die Forschung nach geeigneten
Methoden einschließt.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279