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1.4 Der Kindergarten als lernende Organisation
Jede Organisation, so auch jede elementare Bildungseinrichtung steht in vielfältigen
Verflechtungen und wechselseitigen Abhängigkeiten mit der Umwelt.701 Zugleich ist
jede Organisation in sich eine lernende Organisation mit einer Eigendynamik, in der
Entwicklungen und Veränderungen möglich sind, sofern die Organisationsmitglieder
diesen gegenüber aufgeschlossen sind. Burkard Sievers betont, dass
„sich Organisationen letztlich nur dann im Sinne einer Organisationsentwicklung
erfolgreich verändern lassen, wenn auch die Rollen von Organisationsmitgliedern
in eine solche Veränderung einbezogen werden. Da Rollen aber – wie gesagt – den
Schnittpunkt beziehungsweise das Bindeglied zwischen personalen und sozialen Sys-
temen bilden, kann eine Veränderung von Rollen nur über entsprechende gleichzeitige
Veränderungs- beziehungsweise Lernprozesse der daran beteiligten personalen und
sozialen Systeme beziehungsweise Personen und Organisationen geschehen.“702
Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs Organisationsentwicklung703 exis-
tiert nicht.704 Für Edgar Schein ist Organisationsentwicklung „vor allem eine Philo-
sophie, eine Perspektive und eine Einstellung gegenüber menschlichen Systemen
und menschlichen Problemen“705 und zugleich wissenschaftlich, indem die Prozesse
betont werden. Burkard Sievers hebt die Bedeutung des Lernens der Organisation bei
der Organisationsentwicklung hervor.
„Organisationsentwicklung kann als eine Strategie oder ein Programm zur Initiierung,
Steuerung und Garantierung komplexer Lernprozesse der Systemveränderung und
-entwicklung verstanden werden. […] Organisationsentwicklung ist eine Strategie,
durch die über die Organisation von Lernen ein Lernen der Organisation intendiert
wird.“706
701 Vgl. Kapitel „Der Kindergarten als gesellschaftlicher Raum“ (Teil VI, 1.2) und Kapitel
„Familie und familiäres Umfeld“ (Teil VI, 1.3).
702 Sievers, Burkard (2000): Organisationsentwicklung als Lernprozeß personaler und
sozialer Systeme – oder: Wie läßt sich OE denken? In: Trebesch, Karsten (Hg.): Organi-
sationsentwicklung. Konzepte, Strategien, Fallstudien. Stuttgart: Klett-Cotta, 33–49, 42.
703 Zur Auseinandersetzung mit den verschiedenen Sichtweisen auf Organisationsentwick-
lung vgl. Cummings, Thomas G. (Hg.) (2008): Handbook of Organization Development.
Thousand Oaks/London/New Delhi/Singapore: Sage Publications.
704 Trebesch, Karsten (2000): 50 Definitionen der Organisationsentwicklung. In: Trebesch,
Karsten (Hg.): Organisationsentwicklung, 50–62, 53.
705 Schein, Edgar H. (2000): Organisationsentwicklung: Wissenschaft, Technologie oder
Philosophie?. In: Trebesch, Karsten (Hg.): Organisationsentwicklung, 19–32, 31.
706 Sievers, Burkard (2000): Organisationsentwicklung. In: Trebesch, Karsten (Hg.): Organi-
sationsentwicklung, 33–49, 48.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279