Seite - 123 - in Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten - Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
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onen zu erzielen, wurde ich im Alltag häufig als Psychologin, Theologin oder Päda-
gogin um Rat gefragt. Sowohl von den Leitungen der Kindergärten als auch von den
Pädagoginnen wurde ich teilweise als Autorität wahrgenommen, indem sie mir Fragen
über die Praxisgestaltung stellten beziehungsweise ihre Praxis zu rechtfertigen ver-
suchten. Dies wurde beispielsweise deutlich, als eine Kindergartenpädagogin, wäh-
rend sie Texte der Kinder mitschrieb, mir gegenüber ihre Rechtschreibfehler bedauerte
oder die Kindergartenleiterin sich nach der Feier eines Festes für die Art der Durch-
führung des Festes entschuldigte, da diese ihrer Meinung nach nicht gelungen war.
4.4 Verfügbarkeit von Zeit , Raum und Personalressourcen
Ich bemühte mich, den normalen Kindergartenalltag durch meine Anwesenheit so
wenig wie möglich zu beeinflussen. Sowohl zeitlich als auch räumlich gestalteten sich
die von mir initiierten Gruppendiskussionen als Herausforderung. Da die Gruppendis-
kussionen in Räumen stattfinden sollten, die den Kindern vertraut waren und in denen
eine Aufnahme per Audiogerät möglich war, hing die Möglichkeit von Gruppendis-
kussionen auch von der Verfügbarkeit dieser Räume ab. Da oftmals viele Aktivitäten
gleichzeitig stattfanden und der Kindergarten in katholischer Trägerschaft über wenige
Räumlichkeiten verfügte, mussten Gruppendiskussionen zweimal im Zimmer der
Leitung durchgeführt werden. Trotz der Zusicherung, dass den Kindern dieser Raum
vertraut sei, war es für die Kinder ungewohnt, sich in dem Raum aufzuhalten. Dies
entsprach nicht meiner Intention, die Diskussionen in Räumen durchzuführen, die den
Kindern vertraut waren. Im Zimmer der Leitung wurden die Gespräche einige Male
unterbrochen, weil das Telefon läutete und die Kindergartenleiterin deshalb in das
Zimmer kam und ein Telefongespräch führte. Trotz dieser Unterbrechungen und der
nicht optimalen Rahmenbedingungen waren die Kinder konzentriert beim Gespräch.
Außer den beiden Diskussionen zum Martinsfest, die in diesem Raum stattfanden,
wurden alle Diskussionen in den Kindern vertrauten Räumen durchgeführt.
In den von mir initiierten Gruppendiskussionen nahmen je nach Anwesenheit
der Kinder jeweils zwei bis vier Kinder teil. Welche Kinder an den Gruppendis-
kussionen teilnahmen, wurde im Vorfeld mit den Pädagoginnen abgesprochen. Da
der Kindergartenalltag oftmals durch viele Aktivitäten geprägt war und die Kinder
aufeinanderfolgende Termine wahrzunehmen hatten, verzichtete ich teilweise auf
Gruppendiskussionen mit den Kindern, da diese vorher bereits lange konzentriert sein
mussten und eine andere Tätigkeit oder Bewegung benötigten.
Eine von den Kindern begonnene Diskussion im Kindergarten in islamischer
Trägerschaft musste leider unterbrochen werden, weil die Kinder aufgefordert wurden
zusammenzuräumen.
Für die Gruppendiskussionen mit den Pädagoginnen sowie das Expertinnen- und
Experteninterview wurden separate Termine vereinbart, an denen die Beteiligten eine
Stunde Zeit hatten.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279