Seite - 156 - in Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten - Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
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Diskrepanz zwischen konzeptuellen Überlegungen und der Praxis
im Kindergarten
Einige Aspekte der konzeptuellen Überlegungen der Leitungen der Kindergärten spie-
geln sich nicht im Kindergartenalltag wider und die Pädagoginnen wissen über diese
nicht Bescheid.
So wird der Religionsunterricht ausschließlich vom Leiter des Kindergartens als
solcher bezeichnet und von allen anderen im Kindergarten Koranunterricht genannt.
Das Anliegen des Leiters, Religion aus dem Alltag fernzuhalten, wird im Kindergarten
in islamischer Trägerschaft nicht streng befolgt. So wird vor jedem Essen eine Dua
gesprochen, säkulare Feste enthalten religiöse Elemente und auch religiöse Feste
werden teilweise gefeiert. Die Pädagoginnen thematisieren Religion im Kindergar-
tenalltag und die Kinder bringen durch ihre Fragen und Anmerkungen Religion in den
Alltag ein.
Im Kindergarten in katholischer Trägerschaft, in dem die konzeptuellen Überle-
gungen Religion als integrierten Faktor des Kindergartenalltags vorsehen, zeigt sich
dies relativ wenig. So werden Tischgebete gesprochen, manchmal Lieder mit religiö-
sem Inhalt gesungen und die christlichen Feste gefeiert, was als sich wiederholendes,
wenig reflektiertes Ritual erfolgt.
Blick auf Herausforderungen
Der Blick auf die Chancen religiöser Vielfalt tritt hinter die Herausforderungen, die
religiöse Vielfalt mit sich bringt. Sowohl die Leitungen als auch die Pädagoginnen
achten besonders auf das Widerständige und die Konfliktpotenziale religiöser Vielfalt.
Für Kinder sei religiöse Differenz nach Meinung der im Kindergarten Tätigen kein
Problem, weshalb der Fokus auf den Wünschen und Bedürfnissen der Eltern oder auf
etablierten Traditionen im Umgang mit Religion liege. Die Perspektive der Kinder
wird bei Entscheidungen, wie mit religiöser Vielfalt umgegangen wird, nicht berück-
sichtigt.
4.1.2 Erkennbare Elemente religiöser Differenz
• Feste
• Allgemeine Feste mit nicht kommunizierten religiösen Elementen
• Religiös deklarierte Feste der größeren Religion
• Feste der kleineren Religionen
• Säkulare Feste anstelle von religiösen Festen
• Informationen über Feste, ohne diese zu feiern
• Sichtbarkeit von Religion im Kindergartenalltag
• Religiöse Symbole und Bilder im Kindergartenraum
• Gewand und Schmuck
• Essensangebot
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279