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gen oder Geschichten erzählt. Falls es einen Geburtstag zu feiern gibt, wird dies im
Rahmen des Morgenkreises durchgeführt und anschließend ein von den Kindergar-
tenpädagoginnen gemeinsam mit einigen Kindern gebackener Kuchen gegessen. Im
Anschluss an den Morgenkreis wird abhängig von den Wetterverhältnissen in den
Garten oder zu einem öffentlichen Spielplatz in der Nähe gegangen oder die Frei-
spielzeit fortgesetzt. Gegen zwölf Uhr essen alle Kinder gemeinsam zu Mittag. Nach
dem Mittagessen folgt eine Aufteilung der Kinder in drei Gruppen. Die Kinder im
ersten Kindergartenjahr versammeln sich in einem Gruppenraum, um zu schlafen, die
„mittleren“590 Kinder sind im anderen Gruppenraum und ihnen wird eine Geschichte
vorgelesen. Sie haben die Möglichkeit zu schlafen oder sich ruhig zu beschäftigen.
Den „Schulanfängerinnen und -anfängern“591 wird in einem anderen Raum eine
Geschichte vorgelesen oder sie hören sich ein Hörspiel an, ruhen sich auf Matratzen
aus und können im Anschluss daran, sofern sie nicht eingeschlafen sind, Arbeitsblätter
ausfüllen, etwas zeichnen oder Bücher anschauen. Nach dieser ungefähr einstündi-
gen Ruhephase setzen die Kinder in den Gruppenräumen die Freispielzeit fort oder
besuchen nochmals den Garten. Am Nachmittag wird wieder eine Zwischenmahlzeit
für die Kinder vorbereitet und die Kinder werden aufgefordert, etwas zu essen. Der
Kindergarten ist bis 17:00 Uhr geöffnet.
2.2 Kindergarten in islamischer Trägerschaft
2.2.1 Feldzugang
Der Zugang zu dem Kindergarten in islamischer Trägerschaft592 erfolgte über den
Professor der Islamischen Religionspädagogik der Universität Wien, der der Forsche-
rin einen Kindergarten nannte, welcher den Kriterien entspreche. Die Autorin nahm
telefonisch Kontakt mit dem Leiter des Kindergartens auf und wurde von diesem zu
einem ersten, klärenden Gespräch eingeladen, indem das Forschungsinteresse des Pro-
jekts kurz geschildert und Rahmenbedingungen geklärt wurden. Nach diesem kurzen
Gespräch mit dem Leiter wurde der Forscherin der Kindergarten gezeigt und sie wurde
den einzelnen Kindergartenpädagoginnen vorgestellt, wobei der Leiter erwähnte, dass
die Forscherin von der Universität komme und ein Projekt im Kindergarten durch-
führe. In der jeweiligen Gruppe stellte sich die Forscherin der Kindergartenpädagogin
und der -assistentin ausführlicher vor, skizzierte ihr Forschungsinteresse und stellte
590 Aufzeichnung im Forschungstagebuch, 56. Mit „mittleren Kindern“ sind Kinder im
zweiten Kindergartenjahr gemeint.
591 Aufzeichnung im Forschungstagebuch, 57. Mit „Schulanfängerinnen und -anfänger“ sind
Kinder im letzten Kindergartenjahr gemeint.
592 Die Auflistung der Kindergärten und Horte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in
Österreich (IGGiÖ) findet sich auf deren Homepage. (Islamische Glaubensgemeinschaft
in Österreich, http://www.derislam.at/?c=content&cssid=Kinderg%E4rten/Hort%20&na
vid=460&par=40 [09.07.2013]).
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279