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teile entstehen.54 Da die Erfahrungswelt der Kinder durch Pluralität geprägt ist, gilt es,
Kinder darin zu unterstützen, sich von der Pluralität nicht bedroht zu fühlen, sondern
produktiv mit dieser umzugehen.55 Aufgabe der Religionspädagogik ist es, zu einem
Zusammenleben der Kinder beizutragen, das von Respekt und Anerkennung dem ande-
ren gegenüber getragen ist. Dieses Anliegen der Religionspädagogik unterstützt „die
Entwicklung und das Lernen von Kindern (oder Jugendlichen und Erwachsenen)“ und
eröffnet „weitere Entwicklungs- und Lernchancen […].“56
Um die Entwicklung und das Lernen des Kindes kindgemäß zu fördern und
Entwicklungs-, Bildungs- und Lernchancen in der durch Pluralität geprägten Lebens-
welt zu eröffnen, ist empirische Grundlagenforschung in der Religionspädagogik
notwendig, die die Lebenswelt der Kinder, wie sie sich zu dieser verhalten und diese
thematisieren, in den Blick nimmt. Der vorliegenden Studie liegt dieses Bestreben zu
Grunde.
6. Begriffliche Klärungen
Da die Begriffe Bildung, Erziehung, das Verhältnis von Kultur und Religion, die
Begriffe Religion und Religiosität, Wahrnehmung und Ausdrucksformen, religiöse
Bildung, Pluralität, Differenz und religiöse Differenz, die in dieser Untersuchung
einen zentralen Stellenwert einnehmen, unterschiedlich definiert werden, wird im
Folgenden das den Begriffen hier zugrunde liegende Verständnis skizziert, ohne eine
Darstellung der Vieldeutigkeit der Begriffe leisten zu wollen. Bei manchen Begriffen
änderte sich das Verständnis der Forscherin während des Forschungsprozesses. Die
Beschreibung der Begriffe entspricht dem Verständnis der Forscherin nach erfolgter
empirischer Forschung.
Sprache bildet Wirklichkeit, deshalb wird in dieser Publikation, die die Differenz
thematisiert, versucht, die in der Sprache liegende Differenz deutlich zu explizieren,
weshalb sowohl die jeweils weibliche als auch die männliche Form verwendet wird.
Trotz dieser genderspezifischen Ausdrucksweise kommt Differenz in einzelnen
Begriffen zu wenig zum Ausdruck, da sprachliche Benennung immer auch eine Redu-
54 Vgl. Schweitzer, Friedrich/Biesinger, Albert/Blaicher, Hans-Peter/Edelbrock, Anke/Hauß-
mann, Annette/Ilg Wolfgang/Kaplan, Murat/Wissner, Golde (2011): Interreligiöse und
interkulturelle Bildung in Kindertagesstätten – Befunde aus der Erzieherinnenbefragung.
In: Schweitzer, Friedrich/Edelbrock, Anke/Biesinger, Albert (Hg.): Interreligiöse und
interkulturelle Bildung in der Kita. Eine Repräsentativbefragung von Erzieherinnen in
Deutschland – interdisziplinäre, interreligiöse und internationale Perspektiven. Interreligi-
öse und Interkulturelle Bildung im Kindesalter, Bd. 3. Münster u. a.: Waxmann, 29–54, 30.
55 Vgl. Gierden-Jülich, Marion (2008): „Von Kindesbeinen an: Von der Notwendigkeit, den
Umgang mit Pluralität zu erlernen“. In: Schweitzer, Friedrich/Biesinger, Albert/Edelbrock,
Anke (Hg.): Interkulturelle und interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten. Weinheim/
Basel: Beltz, 142–145, 145.
56 Schweitzer, Friedrich (2006): Religionspädagogik, 14.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279