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24 selber in seiner Anpassung an und Auseinandersetzung mit der Welt der Menschen und
Dinge. Durch Selbsttätigkeit entwickelt sich das Kind. Dieses selbsttätige Entwickeln
nennen wir ‚Lernen‘. Lernen bedeutet Informationsverarbeitung, Selbstveränderung,
Selbsterziehung, Autopoiesis.“72
In dieser Veröffentlichung liegt der Fokus auf der Bildung des Kindes, auch wenn
Bildung und Erziehung nicht unabhängig voneinander betrachtet werden können und
aufeinander angewiesen sind. Um die Eigenaktivität des Kindes zu betonen, wird von
(religiöser) Bildung gesprochen.
6.3 Kultur73
Bereits in Gaudium et Spes 53 wird eine umfassende, differenzierte Definition von
Kultur vorgelegt. Unter „Kultur im allgemeinen“ wird alles verstanden,
„wodurch der Mensch seine vielfältigen geistigen und körperlichen Anlagen ausbildet
und entfaltet; wodurch er sich die ganze Welt in Erkenntnis und Arbeit zu unterwer-
fen sucht; wodurch er das gesellschaftliche Leben in der Familie und in der ganzen
bürgerlichen Gesellschaft im moralischen und institutionellen Fortschritt menschlicher
gestaltet; wodurch er endlich seine großen geistigen Erfahrungen und Strebungen im
Lauf der Zeit in seinen Werken vergegenständlicht, mitteilt und ihnen Dauer verleiht
zum Segen vieler, ja der ganzen Menschheit.“74
Die Kultur des Menschen hat eine „geschichtliche und eine gesellschaftliche Seite“
und bezeichnet „das Gesellschaftliche und das Völkische“ mit. Von Kulturen im Plural
wird gesprochen, da
„aus der verschiedenen Weise des Gebrauchs der Sachen, der Arbeitsgestaltung, der
Selbstdarstellung, der Religion und der Sittlichkeit, der Gesetzgebung und der recht-
lichen Institution, der Entfaltung von Wissenschaft, Technik und Kunst entsteht eine
Verschiedenheit der gemeinschaftlichen Lebensformen und der Gestalten, in denen die
Lebenswerte zu einer Einheit zusammentreten.“75
In der Studie stehen bei der Verwendung des Begriffes Kultur die „Kulturen im Plural“
im Vordergrund, da Differenz zwischen und innerhalb der Kulturen thematisiert wird.
Als „Kultur einer Gesellschaft oder gesellschaftlichen Gruppe“ wird von Georg Auern-
heimer76, einem wichtigen Vertreter der interkulturellen Pädagogik, „ihr Repertoire an
72 Liegle, Ludwig (2006): Bildung und Erziehung in früher Kindheit, 37f.
73 Im Folgenden wird eine Arbeitsdefinition von Kultur, ohne kulturwissenschaftlich hinrei-
chende Präzision und Ausführlichkeit angenommen.
74 GS, Artikel 53.
75 Ebd.
76 Der Diskurs rund um den „Cultural Turn“ wird in diesem Rahmen nicht rezipiert.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279