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Wird die Konzeption der Triangulation ernst genommen, werden die dabei kombi-
nierten Verfahren als gleichwertig verstanden und „nicht vorab ein Verfahren als das
zentrale und die andere als Vorstufe oder Illustration betrachtet […].“423
2. Ethnographischer Zugang
„Bei einer ethnographisch motivierten Kindheitsforschung geht es darum, kinderkul-
turelle Ordnungen zu beschreiben und verstehen zu lernen.“424 Über die vielfältigen
Zugänge und Themen insbesondere im angelsächsischen Raum zur Ethnographie ver-
sucht Christian Lüders drei wesentliche Charakteristika ethnographischer Forschung
zu beschreiben, die längere Teilnahme, die flexible Forschungsstrategie und das ethno-
graphische Schreiben und Protokollieren.425 Ethnographinnen und Ethnographen sind
überzeugt, dass
„die situative Praxis und das lokale Wissen nur durch länger dauernde Teilnahme […]
einer Analyse zugänglich gemacht werden können. […] Gerade das Interesse an der
Insiderperspektive zwingt den Ethnographen dazu, sich den jeweils gelebten situativen
Ordnungen und Praktiken gleichsam auszusetzen, anzupassen, in einem gewissen Sinn
auch zu unterwerfen.“426
Aufgrund dieser über einen längeren Zeitraum stattfindenden Teilnahme ist es nicht
möglich, ausschließlich die „Rolle des distanzierten, scheinbar neutralen Beobach-
ters“ einzunehmen, sondern ergiebige Ethnographien „basieren auf entwickelten,
vertrauensvollen Beziehungen und gelebter Teilnahme“, was eine Balance zwischen
Nähe und Distanz erfordert.427 Dies impliziert die Notwendigkeit, sich den situati-
ven Gegebenheiten anzupassen und eine „Balance zwischen Erkenntnisinteressen und
situativen Anforderungen aufrechtzuerhalten“, da ein zu „rigides Festhalten an metho-
dischen Verhaltensprinzipien […] den Zugang zu wichtigen Informationen verschlie-
ßen“ könnte.428
„In terms of data collection, ethnography usually involves the researcher participating,
overtly or covertly, in people’s daily lives for an extended period of time, watching
what happens, listening to what is said, and/or asking questions through informal and
423 Vgl. ebd.
424 Lange, Jochen/Wiesemann, Jutta (2012): Ethnografie. In: Heinzel, Friederike (Hg.):
Methoden der Kindheitsforschung, 262–277, 264.
425 Lüders, Christian (2012): Beobachten im Feld und Ethnographie. In: Flick, Uwe/von
Kardorff, Ernst/Steinke, Ines: Qualitative Forschung. Ein Handbuch, 384–401, 391–399.
426 Ebd., 391.
427 Vgl. ebd., 392f.
428 Ebd., 393; Flick, Uwe (2011): Triangulation. Eine Einführung, 12.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Titel
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Untertitel
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Autor
- Helena Stockinger
- Verlag
- Waxmann Verlag GmbH
- Ort
- Münster
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Abmessungen
- 16.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 280
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279